Dass ich Oliver Santen, seines Zeichens Bild-Kommentator, nicht mag, habe ich aus anderem Grund schon einmal geschrieben. Sein aktueller Kommentar ist dieses Mal verdächtig kurz. Vielleicht trainiert er ja, um in ein paar Jahren dann „Post von Santen“ zu schreiben. Naja, so kurz er ist, so inhaltsleer ist der Kommentar, und er nervt mich nicht nur in Punkto Meinung – da liegt Santen ja eh meilenweit entfernt von mir.
„Leistung nicht noch mehr bestrafen!“
prangt in großen Lettern über den gefühlten 150 Worten, und natürlich geht es um die erschreckende Zahl: 80%!
„Ein Viertel der Deutschen zahlt fast 80% der gesamten Lohn- und Einkommensteuer.“
Diese Zahl scheint bei Herr Santen dazu zu führen, dass er Minderheiten bedroht sieht und sich gegen diese Entwicklung stemmen will, ja: muss.
„Diese Zahlen belegen Schwarz auf Weiß: Wer in Deutschland gut verdient, der zahlt auch kräftig Steuern.“
Irgendwie kann ich ihm da nicht widersprechen. Irgendwo hat er ja recht, aber was soll das? Ist das neu? Ist das ein Problem? Mal abgesehen davon, dass er das mit seinen Zahlen nicht beweisen kann, denn was 2008 passiert, lässt sich sicher herausfinden, aber nicht mit Zahlen von 2004 😉 Aber weiter im Text:
„Dabei handelt es sich keineswegs nur um Einkommens-Millionäre.“
Das wäre auch eine wirklich utopische Grenze für den Spitzensteuersatz…
„Ganz im Gegenteil:“
Ach wie? Auch die ganz Armen? HartzIV und so?
„auch Facharbeiter“
Naja, „Gegenteil“ ist ein bisschen hart ausgedrückt, oder?
„werden vom Finanzamt ordentlich abkassiert. Der Spitzensteuersatz wird ab einem Jahreseinkommen von 52 000 Euro fällig.“
Äh, Herr Santen? Das ist seit 2007 schon nicht mehr so. Seit da gilt ein neuer „Spitzensteuersatz“ ab 250 000 Euro (bei Ledigen).
Im folgenden wird der Herr Santen über eine Steueränderung meckern, die es bereits gibt. Richtig ist, dass ab 52 152 Euro der (ehemalige Spitzen-)Steuersatz von 42% greift. Da das vielleicht für Laien schon schlimm genug klingt, muss ich hier noch einmal erwähnen, dass dieser Steuersatz NICHT auf das gesamte Einkommen erhoben wird, sondern nur auf den Teil, der über diesem Einkommen liegt.
„Die Forderung von Politikern, dass breite Schultern noch mehr tragen müssen als andere, ist schlicht populistisch.“
Und warum? Hey, realistisch betrachtet bin ich ein sozialer Mensch. Mal abgesehen von dem unnötigen Scheiß, den die Regierung damit zu finanzieren gedenkt, bin ich zum Beispiel gerne bereit Geld in Form von Steuern an die Gemeinschaft zu zahlen. Herr Santen sollte mir beizeiten aber mal erklären, wie ich das 2004 bei einem Brutto-Einkommen von 1050 € (in guten Monaten) hätte tun sollen. Es mag abstrakt für wohlhonorierte Bild-Schreiber sein, aber: Arme Menschen haben weniger Geld! Das macht es etwas schwierig für sie, einen Großteil der Steuern zu zahlen…
„Eine neue „Reichensteuer““
…die es schon gibt…
„würde alle Leistungsträger weiter schröpfen – auch viele fleißige Beschäftigte, die täglich ranklotzen.“
Er hat ja recht: Abgesehen von den faulen Leistungsträgern würden auch die fleißigen Beschäftigten geschröpft. Also zumindest die fleißigen Beschäftigten, die über 250 000 Euro im Jahr verdienen.
„Wollen wir Leistung tatsächlich mit immer höheren Steuern bestrafen?“
Herr Santen will das offenbar nicht. Verdient der eigentlich über 250 000 Euro im Jahr? Kann mir das mal jemand verraten?
„Nein!“
Äh, das ist nicht meine Meinung!
„Wir sollten dafür sorgen, dass die Starken hierbleiben und dafür sorgen, dass den Schwächeren weiter geholfen werden kann.“
Wie wollen sie denn den Schwächeren mit Hilfe der Starken helfen, Herr Santen? Doch nicht etwa durch ihr Geld, oder? Denn das dürfen wir ja ihrer Meinung nach nicht nehmen. Entweder sie haben noch irgendwo eine eierlegende Wollmilchsau im Ärmel versteckt, oder sie haben einfach keine Ahnung, was für einen Müll sie hier mal wieder verbreitet haben.
Ich tippe auf letzteres!