Unsortierter Zwischenstand

Die letzten Tage sind stets mehrere Stunden davon in Beschlag genommen worden, den Schriftsatz an das Gericht zu erstellen. Es kann sein, dass das die letzte und entscheidende Möglichkeit ist, sich zum Sachverhalt zu äußern – wenn man nicht permanent ungefragt Zeug einsenden will – und so haben wir uns dazu entschieden, eine ganze Menge Äußerungen zu tätigen.

Denn auch wenn die Ergebnisse der mündlichen Verhandlung recht knapp zu umschreiben sind: Ich bin wirklich nicht alles losgeworden, was ich zu sagen gedachte und ich bin mir bewusst, dass der Eindruck, den die Richterin hat, gerade nicht viel mit der Realität zu tun hat. Das hat nicht nur mit den wiederholten Lügen seitens der Gegenseite zu tun, sondern natürlich auch damit, dass ich selbst nicht sonderlich darauf erpicht war, unsachgemäße Beiträge vorzubringen.

In unserem Fall ist das jedoch gar nicht so unangebracht.

Denn es hat vielleicht nicht viel mit der Rechtsfindung  zu tun, dass Dieter aus der ihm auch sonst anzulastenden Verpeilung keinen Mietvertrag aufgesetzt hat – wenn es aber darum geht, dass die Richterin denkt, ihm sei zu Unrecht irgendwelcher Schaden entstanden… dann habe ich doch vor, diesen Eindruck zu korrigieren.

Es ist klar, momentan ist da ein gemütlicher Vermieter, der aufgrund von Schäden die Kaution nicht auszahlen will und ein Vertreter dieser WG, der davon angepisst ist und sie einklagt. Wenn ich auf dem Wissensstand sachlich entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich auch denken: „Och je, der Arme Vermieter!“

Was bisher aber viel zu wenig zur Sprache gekommen ist, ist zum Beispiel, dass ich gar keine Wahl hatte, ihn zu verklagen. Bei Dieters normalem Verhalten konnte ich ja nicht einmal ausschliessen, dass er die Auszahlung nicht einfach verpennt. Im Gegensatz zur Richterin weiss ich ja, dass Dieter mir niemals gesagt hat, dass er die Kaution wegen Schäden nicht auszahlt. Die Info habe ich – nach einer Fristverlängerung! – erst mit der Klagebegründung erhalten. Bei einem normalen Mietverhältnis könnte man ja wenigstens damit argumentieren, dass das zu erwarten war. Das ist es hier aber nicht mal.

Klar, den dicken Pluspunkt, dass er nachweislich gelogen hat vor Gericht, den hab ich jetzt.

Aber wenn das nicht reicht? Rein rechtlich ist die Sache eigentlich klarer als je zuvor, weil sie die Schäden eingestanden haben und ich das Mietverhältnis – jetzt nachweislich – 2007 neu begonnen habe. Dafür, dass Dieter versucht hat, sich die Sache einfach zu machen, in dem er davon ausgeht, ich hätte das Mietverhältnis übernommen, kann ich nichts. Wir hatten im Vorfeld das erste mal eine Wohnungsbegehung und auch sonst habe ich mich um vieles bemüht. Die Miete für beide Wohnungen kam erstmals gesammelt und nicht getrennt bei ihm an. Seit meiner Übernahme der Wohnung kamen keine Bullen mehr zu unseren Parties, weil wir darauf geachtet haben, dass wenigstens die Fenster zu sind. Vor dem Auszug hab ich extra mehrfach in Erfahrung bringen wollen, was wir alles reparieren sollen. Wenn all das nicht fruchtet, dann kann ich mir da wirklich keine Vorwürfe mehr machen!

Aber all das ist mehr oder weniger untergegangen in der Verhandlung – ebenso wie die Tatsache, dass die Bude abbruchreif ist.

Wir haben diesen Rechtsstreit bisher auf einer wirklich freundlichen Ebene geführt: Wir haben uns an die Wahrheit gehalten, was die Gegenseite nicht getan hat. Das weden wir natürlich auch weiterhin tun. Wir haben es nicht darauf angelegt, Dieter und Petra unglaubwürdig zu machen oder sie persönlich anzugreifen. Zumindest letzteres ist natürlich von der Gegenseite nicht ausgeblieben.

Wir haben uns einfach nur auf geltendes Recht berufen und die Wahrheit erzählt.

Unser diese Woche noch rausgehendes Schreiben mischt unsere Grundsätze ein wenig auf. Obwohl noch etliche Mails ausstehen, haben wir schon jetzt mehr als doppelt so viele Zeugen wie die Gegenseite aufgeführt. Damit nicht genug: Wir behaupten auch – wahrheitsgemäß – dass die Zeugen der Gegenseite nutzlos sind. Außerdem muss Dieter jetzt eben damit leben, dass zur Sprache kommt, dass die Wohnung eine Bruchbude war und er seinen Pflichten als Vermieter nicht einmal ansatzweise nachgekommen ist.
Wir werden nebenbei den horrenden Mietpreis beziffern, und dabei auf Zahlen zurückgreifen, die er selbst wahrscheinlich noch nicht kennt. Natürlich fehlt auch nicht eine Einstreuung der besten Petra-Zitate, wie beispielsweise das, das die Schäden am Küchenboden auf Kickboxen zurückführt oder das mit dem angeblichen schriftlichen Mietvertrag.
Wir stellen nun eben einen Antrag auf Abrechnung der Kautionszinsen, was sie wahrscheinlich schon in Bedrängnis bringt, weil sie das Geld sicher nicht wie vorgeschrieben gesondert angelegt haben. Wir reiten darauf rum, dass sie eine falsche Kautionssumme bestätigt haben, obwohl in Svens Vertrag eine andere steht.
Dass wir beantragen, sie für den Fall, die Beweise reichen nicht aus, auch noch zu vernehmen, wo ihr Exemplar von Svens Kündigung jetzt ist, ist da nur noch Gestichel nebenher.

Zu all dem kommen natürlich noch Fotos von der Wohnung in eben jenem „neuwertigen“ Zustand, in dem Sven sie angeblich bekommen hat.

Schade, dass man das scheinbar nur auf Kindergarten-Niveau klären kann.

Aber was soll man machen, wenn der gegnerische Anwalt die Nase in den Himmel streckt und über ein Dokument, das mir jetzt vorliegt, sagt: „Na, die wird er ja wohl kaum haben!“

Das wird sicher ziemlich lustig, und ich finde es schade, das Gesicht jenes Anwaltes nicht zu sehen, wenn er den Schrieb liest.

Aber gut, wo war ich eigentlich? Wir haben nun also fast eine Woche gebraucht, um das Ganze so zu formulieren und auszuarbeiten, dass es Gerichtskompatibel ist und sich nicht so liest wie eine 14-seitige Aneinanderreihung von Beleidigungen und „Lügner! Lügner!“-Rufen. Ist anstrengend, aber auch nicht unwitzig. Ausformuliert ist jetzt alles und bis auf die sich noch ständig erweiternde Zeugenliste bleibt hauptsächlich Handwerksarbeit in Form von Kopien und Fotoalbum-Zusammenstellung übrig. Recht so!

4 Comments

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4 Responses to Unsortierter Zwischenstand

  1. Daniel

    Wirst du das Schreiben (und ggf. die Antwort der Vermieter) in voller Länge online stellen (wegen der Länge vermutlich nicht als Blog Eintrag, aber möglich wäre z.B. der Download als PDF oder Word Dokument), oder möchtest du dies aus prozesstechnischen und / oder persönlichen Gründen nicht? Wäre sicher zumindest sehr interessant zu lesen 🙂

    Ich halte die Richterin jedenfalls für eine vernünftige Person. Zwar haben es die beiden, wie du schon schreibst, wohl geschafft, sie erst auf ihre Seite zu ziehen, aber ich denke mit den richtigen Argumenten bzw. Fakten kann man sie durchaus überzeugen. Die spannende Frage ist, wie gut ist a) dein Schreiben (daß es sehr gut und mehr als nur ausführlich ist möchte ich nicht anzweifeln), und vor allem, b) was werden wohl die Vermieter bzw. deren Anwalt antworten?
    Sie haben ja wohl schonmal vor Gericht gelogen, wer weiß was Ihnen dann in einem evt. Antwort schreiben noch alles einfällt…. es bleibt jedenfalls spannend.

  2. @Daniel:
    Ja, ich hab das auch schon überlegt. Wahrscheinlich kommt das Schreiben noch als Blogbeitrag oder als PDF.
    Ich wollte es gerne jetzt schon online stellen, aber der letzte Schliff fehlt eben noch. Aber wenn es raus ist, dann bekommt ihr es alle zu lesen.

    Ach Dän, ganz privat kann ich es dir ja durchaus schon zukommen lassen, wenn du willst…

  3. Daniel

    @Sash: Ja, gerne, meine Mailadresse ist dir ja bekannt 😉

  4. @Daniel:
    Ist rausgegangen…

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