Wenn Banken Panik schieben…

Ich hab ja schon geschrieben, dass ich noch das ein oder andere finanzielle Geschichtchen zu erledigen habe. Zum Beispiel hat eine meiner Banken mir mein Konto gesperrt. Die ein oder anderen Leser kennen das sicher auch und natürlich ist das ein wenig ärgerlich.

Aber wie ich schrieb: „Eine meiner Banken“ hat mir das Konto gesperrt…

Ich hab nicht nur ein Konto. Das ist in solchen Fällen genauso praktisch wie unpraktisch. Praktisch, weil es einen kaum stört, wenn ein Konto gesperrt ist. Unpraktisch, weil man es einfach nicht mitbekommt. Das besagte Konto bei einer ziemlich unbekannten süddeutschen Genossenschaftsbank war mein erstes Konto überhaupt. In früheren Zeiten ging da mein Gehalt drauf, und praktischerweise hängt da ein Sparkonto mit dran, auf das von familiärer Seite seit Urzeiten monatlich ein paar Euro eingehen, was mir gelegentlich als letzter Notgroschen dient.

Vor etlichen Jahren hat mir die Bank ungefragt einen sehr fragwürdigen Dispo von 1400 € eingerichtet, den ich in jugendlichem Leichtsinn bei akuter Geldnot natürlich voll ausgeschöpft habe. Den hätte ich eigentlich bis heute, hätte ich nicht schon vor langem eine Rückzahlungsvereinbarung getroffen. Jeden Monat wurde der Verfügungsrahmen um 50 € gekürzt.

Das funktionierte mit Hängen und Würgen meist ganz gut bis ich umgezogen bin. Da die Bank in meiner direkten Umgebung keine Filiale hatte (aber immerhin 3 in Berlin!), habe ich nun andere Konten für Gehalt und Lebensführung verwendet. Es floß also nur noch wenig Geld über dieses Konto und so stehe ich nun bedauerlicherweise bei dieser Bank mit exakt 97,93 € in der Kreide – der letzte Rest der 1400 €.

Das ist kein Weltuntergang, wobei ich zugeben muss, dass meine Portokasse dank eingeschränkter Arbeit das eigentlich gerade nicht hergibt. Die Bank bat mich nun, mit gespreizten Nackenwirbeln wie eine Kobra drohend mit Einschreiben, ich möge doch bis zum 23.12. den Rückstand ausgleichen oder einen „realistischen Rückzahlungsvorschlag“ machen. Ansonsten drohen sie mir damit, das Konto zu kündigen, das Ganze als nicht bezahlten Kredit zu melden, Schufa, Nachteile bei der Wohnungssuche – alles inklusive. Klar, das ist das übliche Vorgehen, und eingedenk der Tatsache, dass ich natürlich Schuld an der Misere bin, bin ich da auch nicht erbost.

Wenn ich mir jetzt allerdings überlege, was die Kontokündigung für Folgen hätte – und wegen welches Betrags – dann tränen mir die Augen vor Lachen. Sollte ich jetzt also keinen realistischen Rückzahlungsplan haben, dann würde das Konto gekündigt. Die 97,93 würden sicher mit dem an dieses Konto gebundene Sparbuch verrechnet, auf dem sich derzeit 82,24 € befinden. Dazu besitze ich notgedrungen Geschäftsanteile dieser Bank über 15,00 €. Der Ausstand bei Kontoauflösung würde sich damit auf exakt

0,69 €

belaufen. Ein Schufa-Eintrag wegen 69 Cent? Das wäre so blöd, dass ich es ja fast schon machen würde, wenn ich nicht wüsste, wie scheisse das bei einem Geringverdiener in Marzahn beim Scoring aussehen würde! Deswegen warte ich jetzt auf einen Rückruf der Bank, da ich natürlich online das Geld vom Sparkonto nicht umbuchen kann, weil es ja gesperrt ist…

Die Frage ist jetzt nur: Sachlich bleiben und das Lachen unterdrücken oder die Mitleidskarte mit der toten Mutter ausspielen? Hey, mit der richtigen Lebenseinstellung werden sogar Schulden noch lustig 😀

16 Comments

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16 Responses to Wenn Banken Panik schieben…

  1. Jo

    Das hat ja schon was von bürokratischem Slapstick 😀
    Schlag ihnen vor, die sollen das entsprechend verrechnen, und dann machst du einen Rückzahlungsplan über 6 Monate für die 69 Cent. Das stimmt die gaaaanz bestimmt milde 😉

  2. Mi-Go

    Das ist mal wieder typisch. Hättste mal 69 Millionen € an Schulden. Da würden sie mit Sicherheit großzügig über die ‚Peanuts‘ hinwegsehen. Mal davon abgesehen das sich der/die Entsprechende(n) Sachbearbeiter ein überzeugendes Armutszeugnis ausstellen wenn sie nicht in der Lage sind 3 (in Worten: DREI) Zahlen miteinender zu verrechnen… aber so sind sie unsere Banker… 😀

  3. Dazu habe ich auch eine Geschichte zu bieten. Darf man Banknamen nennen? Also es war die Sparda. Da hatte ich so ein Gehaltsgiro Konto. Und zusätzlich ein Sparkonto. Und einen Dispo von, [weiß ich nicht mehr]. Und den habe ich schon immer einigermaßen in Anspruch genommen. Dafür haben die auch mächtig Zinsen gekriegt. So, nun hatte ich mich beruflich verändert und war freiberuflich unterwegs. Also flossen jetzt keine regelmäßigen Gehaltseingänge mehr auf das Konto, sondern nur noch Überweisungen meiner Kunden. Das fließende Geld war aber wesentlich mehr als zuvor. Und der Dispo nicht mehr ausgeschöpft als früher. Nun haben die einfach mein Konto, ohne mir Bescheid zu geben, gesperrt und das Geld vom Sparkonto auf das Giro transferiert. Das habe ich dann erst mitgekriegt, als auf dem Rückweg eines Auftrages in München nach Berlin die Karte an der Tankstelle nicht mehr funktionierte. Gott sei Dank hatte ich das Benzin aber schon im Tank. Sonst hätte ich laufen müssen. -:)

  4. Michael

    1.Also ich zahle bei sowas und gehe. Natürlich nicht ohne heftige Bannflüche auszusprechen.
    2.Wenn Du die Bank dann wirklich ärgern willst, dann mach es wie ein Kollege neulich. Schreibe einen Protestbrief und versende den mit Compterfax so ca 500 mal. Mir tun da nur die Sachbearbeiter leid, die den Müll dann lesen müssen, es könnte ja etwas wichtiges dabei sein.

    Ich empfehle aber 1. schont die Nerven und die Bank verliert dich als Kunden bei Deine geplanten Immobilienfinanzierung.

  5. Nihilistin

    Also: Ich würde das großzügig lächelnd regeln. Du gehst zur Bank, machst genau die Rechnung auf die Du uns hier vorgelegt hast, legst abgezählt die 69 Cent auf den Tresen und lässt Dir den, die Kontoauflösung, die Auszahlung der Genossenschaftsanteil und die jetzt abgeschlossene Rückzahlungsvereinbarung etc quittieren.
    Heisst zwar, dass Du nochmal zur Bank tippeln musst, aber das würde ich mir gönnen.
    Und keine Mitleidsmasche – da stehst Du drüber 🙂

    Und als Tip: Meine Bank fing vor Jahren an, mich ungefragt mit „wir freuen uns, Ihren Dispo erhöhen zu können“ zu bombardieren. Quasi mit jeder Gehaltssteigerung ein Treppchen mehr. Irgendwann kam ich mal auf einen Dispo-Rahmen von 3 Monatsgehältern, und da wurde es mir zu bunt. Ich hab die Bank schriftlich aufgefordert, einen Disporahmen von xxx Euro festzuschreiben und mir nienienie weider ungefragt den Dispo zu erhöhen. Seitdem ist Ruhe.
    Dispoerhöhung ist doch einfach nur Geldbeschaffung für die Banken; und wenn man „anfällig“ für große Dispos ist, sollte man sich da selber nen Sicherheitsriegel vorschieben.

  6. @Jo:
    Ganz ehrlich: Prinzipiell muss ich natürlich bei Nicht-Kündigung die 15 € draufhauen und die Kündigung würde laut mittelgroß gedrucktem auch 26 € kosten. Also bei den 69 Cent würde es nicht bleiben. Trotzdem toll, dass mein Online-Account gerade als offenen Betrag eben jene 69 Cent anzeigt…

  7. @Mi-Go:
    Das schaut sich doch kaum jemand persönlich an… wobei immerhin der Brief handschriftlich unterschrieben ist!
    Mit den 69 Millionen wäre das sicher leichter. Aber ich bin ja auch – das muss man verstehen – ein echtes Problem für so eine Bank: Ich verschaffe denen weder dicke Zinsen für die Miese, noch hab ich Einlagen mit denen sie operieren können. Ein Konto um die 0 € dürfte für die Banker das Horror-Szenario sein 🙂
    Und bevor der Einwand kommt: Bisher zahl ich da immer noch keine Gebühren für 😀

  8. @Klaus:
    Das mit dem Sperren ohne Hinweis ist echt bitter. Zumal ich sowieso nicht verstehe, was die Banken bis heute mit dieser dämlichen Gehaltskonto-Geschichte haben. Dass die nicht einmal Geld von der Arge oder vom Bafög akzeptieren, ist echt absurd, obwohl diese Kohle im Prinzip fast sicherer als der Job ist.
    Und: Mit dem Benzin hatteste aber echt Glück!

  9. @Michael:
    Kleiner Haken an der Sache: Ich geb’s gerne zu, dass ich die 25 € monatlich gerne weiter beziehen würde, und nicht weiss, ob mein Vater sich bei einer nötigen Umlegung des Ganzen nicht vielleicht doch überlegt, ob ich das Geld als Vollverdiener noch „zu Recht“ beziehe 🙂
    Und dummerweise ist das Sparkonto eben an das Girokonto gekoppelt…

  10. @Nihilistin:
    Nein, vorerst bleibe ich da, und in Zukunft wollte ich auch das Sparkonto mal wieder „ordentlich“ nutzen…
    Ich hab ja Michael schon geschrieben, weswegen das auch ein finanzieller Vorteil wäre.
    Ansonsten hast du mit dem Dispo schon recht, ist eine Scheiss-Geschichte. Ich neige auch zu Schulden, und auch wenn ich das bisher nicht immer so umgesetzt habe, kann ich dir da doch nur zustimmen.

  11. Aro

    An Deiner Stelle würde ich das Spiel mitspielen und Ratenzahlung beantragen. Wenn Du z.B. 9 Cent anzahlst und dann jeden Monat einen, bist Du in 5 Jahren schuldenfrei 🙂

  12. @Aro:
    Sind da schon Zinsen mit drin? 🙂

  13. Banken… Also das ist so blöd dass ich schon gar nicht mehr drüber lachen kann…

  14. @Paramantus:
    Aber wenn man es trotzdem macht, dient das ganz enorm der eigenen Lebensqualität!

  15. Schufa wegen 69 Cent? Eine unglaublich niedrige Summe!

  16. @Sina:
    Naja, soweit hab ich es ja dann doch nicht kommen lassen. Das Konto ist inzwischen gekündigt.

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