Geschichten vom Kranksein

Was das Kranksein abgesehen von finanziellem Verlust und den körperlichen Einschränkungen irgendwie amüsant werden lässt, sind die Kontakte zum Gesundheitssystem. In meinem Fall sind das in erster Linie Ärzte und Apotheker, manch anderer kennt sicher noch witzigere Fachmänner und -frauen.

Also ich muss ja jedes Mal nach Verlassen einer Praxis erst mal wieder die Unterlagen sortieren, weil ich ständig durcheinanderkomme mit Rezepten, Krankschreibungen, ggf. Überweisungen, Kärtchen, und was auch immer.

Es soll ein hartnäckiges Gerücht sein, dass sich Ärzte Krankheiten ausdenken, um Patienten zu halten, zu bekommen, etc. Nicht dass ich da über den wahrscheinlich hinter jeden Geschichte lauernden wahren Kern hinaus dran glaube, aber es macht den Arzt erst einmal nicht unverdächtiger, wenn er das von sich aus so anspricht.

Abenteuerlich wird es dann, wenn die Beweisführung derart skuril ist, dass selbst ich damit nicht vor Gericht auftreten würde.

So, mich plagten das Wochenende über Übelkeit, Mattheit und Kopfschmerzen. Das ist im Begriff, abzuklingen, ich verbinde mit sowas immer irgendwie eine Hoffnung auf Genesung. Ich hab den Luxus des ärztlichen Bereitschaftsdienstes an meinem Geburtstagsabend genutzt und mir ein Mittel gegen Übelkeit geben lassen. So denn, es hat geholfen, nicht dauerhaft, aber das ist ja klar.

Inzwischen habe ich die Hoffnung, den ganzen Fall wirklich ohne Brocken lachen hinter mich zu bringen, bin aber nicht undankbar, dass mein Doc mir nochmal Mittel gegen Übelkeit verschreibt. Frei nach dem Motto: Und wenn ich sie jetzt nicht brauche, kann es sicher mal einen guten Zeitpunkt geben. Und ich bin zumindest juristisch und medizinisch versiert genug, dabei nicht an meine Fahrgäste aus den Clubs zu denken 😉

Mir ist auch durchaus bewusst, dass eine Übelkeit allerlei Ursachen haben kann. Von ranzigem Essen bis zu Magenkrebs und potenziell tödlichen Allergien auf irgendwas ist sicher alles drin. Aber glücklicherweise ist mir eigentlich nicht sonderlich oft in meinem Leben wirklich übel, und auch dieses Mal scheint es eine kurzfristige Sache gewesen zu sein, schließlich klingt es ja langsam alles ab.

Mein Arzt empfiehlt mir nun, das verordnete Medikament aufzubrauchen, jeden Abend eine Tablette. Dank der Packungsgröße also etwa bis Anfang Januar. Wenn die Übelkeit trotzdem wieder auftritt, dann könnte ich als tolles Feature eine Magenspiegelung oder -Gewebeentnahme vornehmen lassen, um mich mal auf irgendwelche bakteriellen Unholde testen zu lassen, die er so nicht nachweisen kann.

Ausgehend davon, dass ich noch zwei Tage krankgeschrieben bin, widerstrebt es mir irgendwie anderthalb Monate nach Genesung Tabletten gegen Übelkeit zu schlucken, um… zu gucken, ob mir nicht doch irgendwann übel wird. Da mich in diesem Moment wohl eine leichte Hebung der Augenbrauen rausgerutscht ist, hat mein Arzt mir versichert, dass das schon seinen Sinn hat und er sich nicht aus Geschäftsinteresse was ausdenkt. In seinem Fall glaube ich das gerne, denn wer mal mitgekriegt hat, dass ein Arzt in Marzahn jeden erdenklichen Patienten kriegen kann, weil alle Kollegen längst einen Aufnahmestopp verhängt haben, der ist überzeugt davon, dass die Töffel, die es für eine wunderbare Geschäftsidee halten, ausgerechnet gesetzlich versicherte Geringverdiener in ihren Pool zu packen um sie auszuquetschen, in Wirklichkeit ihr Medizinstudium vor der Vollendung abgebrochen haben, auf BWL umgesattelt haben und nun andersweitig pleite gegangen sind.

Sein Beweis war ungleich eindrucksvoller: Er kramte einen in fünfter Generation weiterkopierten Zettel hervor, auf dem irgendein Artikel zu besagten Bakterien stand. Dann deutete er auf die Fußnoten, die neben dem ein oder anderen unleserlichen handschriftlichen Zeichen fettgedruckt auf irgendwelche Studien im Ausland verwiesen. Seine Meinung:

„Man kann bescheissen. Aber man kann nicht die Deutschen, die Franzosen und die Italiener bescheissen. Alle bescheissen geht nicht.“

Mir ist auf Anhieb kein Gegenargument eingefallen, das halbwegs auf gleichem Niveau gelegen hätte…

13 Comments

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13 Responses to Geschichten vom Kranksein

  1. Der Maskierte

    Und wenn man alle gleichzeitig bescheißt, dann endet das richtig übel…

    Wünsche gute Besserung, wobei es auch mal was hat, dich während „deiner Nachtzeit“ aktiv zu sehen. Bist also ein Nachtmensch im doppelten Sinn.

  2. @Der Maskierte:
    Die Praxisöffnungszeiten erzwingen das quasi. Ich bin seit etwa 17 Uhr wach jetzt. Aber ich kann nie pennen, kurz nachdem ich heimkomme. Deswegen gammel ich noch am PC rum 😉
    Ist tiefste Nacht inklusive Augenringen und so…

  3. Der Maskierte

    @Sash

    Augenringe sind halt männlicher Schmuck. 😉

  4. @Der Maskierte:
    Hm, warum heissen die dann nicht Penisringe?

    Ach…
    Moment…
    Ich verstehe…

  5. Der Maskierte

    @Sash

    Wird Zeit für Schlaf, was?

  6. Der Maskierte

    @Sash

    Warum muss ich gerade an ein kleines Kind denken, dass kaum noch die Augen offen halten kann und mit dem Füßchen trotzig auf den Boden stapft? 🙂

  7. @Der Maskierte:
    Das kann ich dir nicht sagen. Aber meine stampfenden Füße würdest du nicht mit einem Lächeln hinnehmen 😉

  8. Der Maskierte

    @Sash

    Du meine auch nicht. 😉

  9. Matthias

    „Aber man kann nicht die Deutschen, die Franzosen und die Italiener bescheissen. Alle bescheissen geht nicht“

    Warum? Gegenargument: Es gibt doch die EU.

  10. Der Maskierte

    @Matthias

    Das bisschen Beschiss ist doch völlig normal. Daran sind wir seit Jahrhunderten gewohnt. Was früher der Adel war, ist heute eben die EU.

  11. @Der Maskierte und Matthias:
    Hm, über das Argument müsste ich nochmal nachdenken…

  12. @Sash
    Eijeijei, ist das denn hier jugendfrei?

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