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Erste Sätze, letzte Stunden

Im Grunde glaube ich, es geht mir ganz gut.

Das ist ein vermutlich gar nicht so schlechter erster Satz für einen Blogeintrag. Der geneigte Leser hat gleich den Verdacht, dass da mehr dahinter steckt, es stellt sich auch die Frage, warum der Autor selbst nur einen Glauben über seinen eigenen Zustand hat …

Ach, ich bringe es nicht mehr weit im Analysieren von Texten.

Ja, ich glaube, dass es mir eigentlich ganz gut geht, aber so richtige Fitness will sich nicht einstellen. Ich bin immer wieder müde und eigentlich sollte ich auch dringend mal wieder meinen Fuß eine Weile entlasten, aber was das angeht, bin ich ganz schlecht. Was die Müdigkeit mit sich bringt, ist leider, dass ich in letzter Zeit oft das Spielen abends einfach gelassen hab. Ja, sicher ist Schlaf da schon eine gute Entscheidung gewesen, aber es fehlt mir halt auf der anderen Seite auch. Ich hab einfach tagsüber außer manchmal an Dienstagen keine Zeit zum Zocken.

Und jetzt ärgert mich das etwas, denn nicht nur finde ich es eine mehr als nur notwendige Aktion, dass Rockstar jetzt das erste Red Dead Redemption tatsächlich mal auf den PC bringt. Nach 14 Jahren. Nein, ich finde auch, dass ich mir das Spiel gut zum demnächst anstehenden Geburtstag schenken kann und darüber hinaus könnte ich bis dahin ja meinen aktuellen Durchlauf des zweiten Teils beenden. Nur wird das in neun Tagen selbst bei anziehendem Tempo nicht passieren können, denn ich habe die Hälfte der Story noch offen, der Gesamtfortschritt liegt bei 54% und meine letzten Durchläufe haben gut je 200 Stunden gehabt.

OK, das wäre das. Aber ich wollte nochmal kurz zu den ersten Sätzen zurück und da ist mir jetzt wieder aufgefallen, was für einen unverschämt guten ersten Satz RDR2 hat. Abseits von der kurzen schriftlichen Einleitung über die Welt.

Vermutlich hat den jetzt niemand so parat wie ich in meinem 5. Durchlauf und nach dem Anschauen von 45 Let’s-Plays dazu. Er kommt von Reverend Swanson, einem Gang-Mitglied, das man als Spieler des ersten Teils – und als Neuspieler ohnehin – nicht kennt und er lautet:

„Abigail says he’s dying, Dutch.“

Ich verneige wirklich mein Haupt vor den Autoren.

Die Ehefrau des Protagonisten im ersten Teil lässt dem Antagonisten selbiger Geschichte ausrichten, dass ein „Er“ stirbt. Ich wüsste nicht, wie man so wenige Worte besser verwenden könnte, um ein Interesse beim Spieler zu wecken, was zum Fick da gerade abgeht.

Ich weiß, dass der insgesamt sehr langsame Einstieg in RDR2 einige Leute geärgert oder abgeschreckt hat, aber an dieser Stelle, im allerersten Satz, wurde alles, aber wirklich alles, richtig gemacht!

Sorry, ich trage den Gedanken jetzt eine Weile mit mir rum und wusste nicht, wo ich ihn sonst loswerden sollte.

Die Protagonisten beider Spiele, hier in RDR2, Screenshot von mir

Naja, jetzt wo wir das geklärt hätten, könnte ich eigentlich noch kurz … nur ein Stündchen vielleicht …

PS: Gerade bemerkt: Die „letzten Stunden“ im Titel lesen sich jetzt komisch. Ich wollte ursprünglich mal mehr darauf raus, dass ich abends zu müde bin und das ist jetzt nur ein halber Satz und vielleicht sieht das jetzt komisch aus. 😀

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Mehr Gaming-Weirdness

Ich werde ja nicht müde zu schreiben, dass ich mich nicht als durchschnittlichen Gamer sehe, obwohl ich eigentlich ganz gerne Mainstream-Titel spiele. Dass ich quasi nie Multiplayer-Online-Games zocke ist noch einfach erklärbar: Ich hab wenig Zeit und ich kann sie zudem schlecht planen. Am Ende ist doch wieder ein Kind krank. Und noch sind sie zu klein um meine Lieblingsspiele auch nur zuschauend mitzuverfolgen.
Dass ich gerne genau die Spiele spiele, die die meisten etwas nerven; die großen Open-World-Spiele mit viel Grind und lauter Collectibles … da wird es schon schwieriger. Aber ich versuche es, vielleicht kann es ja doch irgendwer da draußen nachvollziehen.

Ich hab neulich ein Spiel Red Dead Redemption 2 begonnen. Könnte das fünfte seit 2019 sein. Wenn ich es beende, wird es das zweite Game sein, bei dem ich 1000 Stunden auf der Uhr habe. Dass ich gerade meine beiden meistgespielten Spiele wieder auf dem Tableau habe, liegt am Herbst. Es fühlt sich gerade gut an, irgendwo unterwegs zu sein, wo ich mich auskenne, meine kleine Comfort-Zone.

Kleine Impression von neulich aus dem Ingame-Photoeditor bei RDR2

Aber ehrlich gesagt habe ich neben relativ normaler Freude an gutem Gameplay und tollen Geschichten auch ein Faible für taskifizierte Games. Ja, richtig. Ich gameifiziere nicht nur meine Tasks – was viele Menschen als guten Weg erachten, um Dinge gewuppt zu kriegen – ich taskifiziere im Gegenzug auch meine Games. Ich hake gerne Dinge ab, ich mag Prozentanzeigen und Fortschrittsbalken. In Games. Das kann man gerne weird nennen, ihr merkt mir meinen Sarkasmus gerade sicher auch an, aber das ist ein Ding. Ich bin einer von den Spezialpatienten, der auf dem Zweitmonitor neben dem Spiel eine Karte von mapgenie.io offen hat und ich kann nicht einmal beschreiben, warum ich das so gut finde, man sollte meinen, dass ein Spiel eher durch mehr Immersion gewinnt und nicht dadurch, dass man es als eine Mechanik erkennt, die darauf basiert, dass man in einer bestimmten Reihenfolge bestimmte Dinge tut. Das finde ich im Übrigen auch und ich würde das nicht bei Spielen machen, die ich zum ersten Mal spiele – insbesondere wenn es Spiele mit viel Erkundung und Story sind.

Aber gerade gibt mein herbstlicher Gefühlshaushalt einfach nicht nur Neuerkundung her, sondern will eben vertrautes, bekanntes und abhakbares.

Wenn ich oben schon versucht habe, sarkastisch zu sein: Es ist noch nicht lange her, dass mir genau das auch irgendwie ein bisschen peinlich war. Reicht ja nicht, dass ich Spiele auf leicht durchspiele und dann auch meist noch haarscharf an den Bestsellerlisten entlang. Dann genieße ich sie nicht einmal richtig … bla bla bla. Ich hab keine Zeit mehr für den Scheiß. Weder kann ich meinen Geschmack mal eben schnell ändern, noch hart daran arbeiten, in irgendeinem obskuren Indie-Shooter ein Profi zu werden, den ich mir nach 48 Fehlkäufen als Lieblingsspiel ausgesucht habe. Ich spiele aus Spaß und für meine Psychohygiene. Und wenn ich mit 15 meine Dartstatistiken auf Milimeterpapier bannen konnte, dann kann ich jetzt auch zum fünften Mal RDR2 spielen und mich daran erfreuen, dass ich gestern bei 33,2% war und heute bei 38,5% bin. Muss ja außer mir keiner machen.

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Digitale Nostalgie

Manchmal treffen mich komische Gefühlslagen. Gestern eine starke Prise digitale Nostalgie, aber mal so richtig, volle Breitseite. Ich hatte nämlich plötzlich Bock, mal wieder GTA 5 zu spielen. Und dabei hätte ich schwören können, dass mir das nie mehr passiert, denn auch wenn ich immer noch großer Freund der Reihe bin, ist der fünfte Teil definitiv eines: totgespielt. Nicht nur, weil es inzwischen fast 11 Jahre in der Welt ist, sondern auch für mich persönlich, der ich einfach kein anderes Spiel in meinem Leben so oft durchgespielt habe. Steam attestiert mir 1176 Stunden, was in Anbetracht der Tatsache, dass ich es kaum online gespielt habe, schon eine stattliche Hausnummer ist. Ach fuck it, 1000 Stunden sind eine stattliche Zahl für egal was man im Leben so macht.

Aber.

Nostalgie ist halt so eine Sache. Neues werde ich in dem Spiel nicht mehr finden, in kenne wirklich fast jeden Quadratzentimeter der Map und alle Missionen auswendig. Die meisten Texte kann ich mitsprechen. Aber vermutlich will mein Gehirn jetzt genau das: Sich mal wieder in die wohlige Sicherheit des Altbekannten flüchten. Und wenn ich ehrlich bin: Gespielt hätte ich so oder so. Dann halt mal wieder ein paar Stunden GTA …

Nachtrag:

Was auch eine große Rolle spielt bei der Geschichte ist eines meiner – eher weniger populären – Kritikpunkte am Spielemarkt: Es gibt nur vergleichsweise wenige Spiele, die in einem so ansprechenden und gleichzeitig aktuellen Setting spielen. Das ist nämlich auch einer der Gründe, weswegen ich so Mainstream-Sachen wie GTA und Far Cry gerne spiele: Es ist kein düsteres oder gar Horror-Setting und außerdem weder Mittelalter noch irgendeine Cyber- oder Steampunk-Zukunft. Ich finde es ja cool, dass man sich in Games in Situationen versetzt, die man im Alltag nicht erreichen kann – aber mir persönlich ist manchmal danach, einfach ein bisschen im normalen Leben rumzuballern. Muss nicht immer gleich ein Krieg, die Zombie-Apokalypse oder so sein. Und vielleicht bin ich damit ja gar nicht mal so alleine, immerhin sind die von mir genannten Sachen ja eben wirklich Mainstream.

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Fallout 125

Ich zocke ja gerade Fallout 4. Wie die halbe Welt seit dem Erscheinen der Fernsehserie. Wobei ich da auch mal kurz anmerken muss: Ich hab in den letzten paar Jahren nicht so viele Serien gesehen, aber ist es wirklich so, dass man vor dieser so auf die Knie gehen muss? Denn ich hab mich ehrlich gesagt gut unterhalten gefühlt und es ist ja alles ganz nett, wenn man eines der Spiele kennt, aber so killermäßig fand ich sie jetzt auch nicht.

Beim Spiel bin ich gerade selbst etwas überrascht, denn ein bisschen komisch ist meine Erfahrung mit Fallout 4 dann doch. Ich hab das Spiel im Sommer 2018 gekauft. Es war das erste freie Wochenende nach der Geburt des Spätzles. Das erste von ungefähr 5 bisher.
Und weil ich das damals gebührend nutzen wollte, wollte ich das Wochenende durchzocken und hab mir ein neues Spiel gekauft. Ich hab wirklich KEINE Ahnung, was für einem guten Trailer oder welcher Rezension ich damals aufgesessen bin, denn es war nicht so wirklich ein Spiel für mich. Vermutlich hab ich nur was von First Person und Open World gelesen. Mehr als GTA und Far Cry hab ich damals eigentlich nicht gespielt und entsprechend schnell war ich überfordert von Fallout 4 – auch wenn ich heute weiß, dass es der bei weitem zugänglichste Teil der Serie ist, der für Spieler wie mich damals existierte.
Ich hab an dem Wochenende keine fünf Stunden gespielt. Und wenn ich es alle paar Monate mal wieder ausgegraben hab, ging es gerade so weiter. Bis letztes Jahr hatte ich zwar rund hundert Stunden auf der Uhr, aber mit mindestens 8 Charakteren. Ich war noch nicht mal in Diamond City angekommen und hatte bis auf die Minutemen keine der Fraktionen getroffen.

Nachdem ich letztes Jahr dann beschlossen hab, beim Gaming mal meinen Horizont zu erweitern, hat sich das geändert. Ich hab zwar auch immer mal wieder längere Pausen gemacht, aber ich war endlich ein wenig gehooked, wie man neudeutsch sagt, und hab meinen einen Durchgang wenigstens weitergespielt mit dem vagen Ziel, es vielleicht doch endlich mal durchzuspielen. Und ich hab es auf irgendwas um die 125 Stunden geschafft – mit einigen DLC – und war immer noch weit vom Ende entfernt.

Vielleicht eine meiner Lieblingsszenen in Fallout 4. 🙂

Und dann hab ich mir letzten Monat einen neuen Rechner gekauft, meinen Spielstand nicht gesichert und einfach mal von vorne angefangen. Wie schon so oft. Und eigentlich dachte ich, dass ich jetzt mal ein paar neuere Sachen angehe, die ich meinem alten Rechner noch nicht zumuten wollte, die aber irgendwann mal im Steam-Sale in meiner Bibliothek gelandet waren: Metro Exodus, Dying Light 2 oder Horizon Zero Dawn zum Beispiel. Stattdessen hab ich seit ich den Rechner habe im Schnitt jeden Abend anderthalb Stunden lang ein Spiel von 2015 gespielt. Genau das, wofür man sich eine 4070Ti Super zulegt.

Das völlig absurde daran ist, dass ich in meinem erneuten Anlauf, der Fallout 4 in den Olymp der drei meistgespielten Spiele bei Steam befördern wird, jetzt schon wieder Sachen gefunden hab, die ich in den 125 Stunden vorher nicht gesehen habe. Und das obwohl – und ich als alter Open-World-Hase erinnere mich noch sehr genau daran – ich beim ersten Anspielen die Karte gesehen hab und total enttäuscht von ihrer Größe war. Little did I know! Inzwischen bin ich fest überzeugt, dass sie quasi die perfekte Größe besitzt – was allerdings vor allem daran liegt, dass sie so unfassbar viele Dungeons hat, was sie im Grunde natürlich schon erweitert.

Und während ich nach inzwischen über 300 Stunden sehr gut nachvollziehen kann, warum viele Leute Bethesda für ihre Bugs und seltsam statischen Dialoge und dergleichen hassen, verstehe ich auch, warum sie andererseits so gemocht werden. Sollte gar nicht so eine Barnum-Aussage werden, aber ich sehe wirklich, wie unfassbar steif und mechanisch eigentlich alles in dem Spiel ist und man sich wirklich nur so mittel reinversetzen kann, weil man eigentlich alle Mechaniken als solche erkennt; andererseits sehe ich aber auch, wie unfassbar voll und toll gestaltet die Welt mitsamt ihren Charakteren und Geschichten ist. Ich weiß ja auch, dass Fallout 4 wegen weniger tiefgehenden Entscheidungen gar nicht so dolle gemocht wird in der Community, aber ich will die anderen Teile fast schon deswegen nicht spielen. Ich stecke gerne mal 100 Stunden oder mehr in ein Game, aber dann will ich es am Ende nicht unbedingt viermal wiederholen müssen, weil einem überall gesagt wird, dass man bei einem Durchlauf ja viel zu wenig vom Spiel sieht. Ist an und für sich toll, aber ich persönlich mag das nicht.

Muss man das jetzt spielen, wenn man die Serie gut fand? Ich bin unschlüssig. Ich glaube, dass es dann auch viele in seiner Altbackenheit enttäuschen wird. Aber ich persönlich werde es dieses Jahr noch abschließen. Das erste Mal seit ich es 2018 gekauft habe. Versprochen. 😉

PS: Kleiner Nachtrag noch. Ich bin an sich ja ein großer Freund davon, Games ohne Mods zu spielen. Womit ich bei Fallout wahrscheinlich in der Minderheit bin. Einen hab ich mir aber tatsächlich installiert, und zwar einen, der das Laden zwischen den Gebieten verkürzt. Das wird mir im aktuellen Durchlauf sicher Stunden (!) sparen, denn irrwitzigerweise lädt das Spiel selbst auf meinem aktuellen Gaming-PC teils minutenlang, wenn man aus einem Dungeon wieder das Commonwelth betritt. Und der Grund dabei ist eine seltsame Kopplung an die FPS, die man wiederum auch nicht einfach auf unbegrenzt stellen kann, weil dann das Spiel unspielbar wird. Da hilft ein kleiner Mod sehr und ich freue mich. 🙂

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Bombenstimmung. Nicht.

Vielleicht haben es ja ein paar von Euch mitbekommen: Am Niederwalddenkmal ist heute eine Weltkriegsbombe gesprengt worden. Das ist für mich insofern interessant gewesen, als ich immerhin so wohne, dass ich das Denkmal vom Garten aus sehen kann, aber natürlich auch, weil ich als in den 80ern und 90ern sozialisierter Mann nicht umhin komme, Explosionen am Ende immer geil zu finden.

Nun ist das mit der Lage unserer Wohnung zwar tatsächlich so, dass man vom Garten aus das Denkmal sehen kann, aber von einer für die Umstände relevanten Nähe kann nicht wirklich gesprochen werden. Es ist weit über einen Kilometer entfernt, unter anderem liegt das beschauliche Bächlein namens Rhein und eine Bundeslandgrenze zwischen den beiden. Außerdem wohnen wir in zweiter Reihe, sodass man schon ein Stückchen vom Haus weg muss, um darüber hinaus überhaupt was sehen zu können – und selbst das trifft zwar aufs Denkmal, nicht aber auf den Fundort der Bombe zu.

Aber ich bin kurz vor 14 Uhr in den Garten, hab den Liveticker angeglotzt und gewartet. Als dann nach ohnehin einiger Verspätung noch eine Verschiebung angesagt wurde, bin ich reingegangen, um dann dort zu lesen, dass – Überraschung! – doch schon gesprengt wurde. Ergo: Ich hab überhaupt nichts davon mitbekommen. Tonnenweise Sand und Wasser haben die Explosion wohl wie erhofft gut abgedämpft und so gestaltet sich die Story dann für mich ein klitzekleines bisschen antiklimaktisch. Gut, dass ich nicht noch versucht habe, einen besseren Aussichtspunkt in der Öffentlichkeit aufzusuchen.

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Das Wolk Gottes

Nach über 20 Jahren im Internet und einem gewissen Hang für skurrile Verschwörungstheorien und sonderbare Cranks jedweder Couleur glaubt man oft, dass man alles gesehen hat. Zugegeben: Schon die Pandemie der letzten Jahre hat ja eindrucksvoll gezeigt, dass sich auch immer wieder neue abstruse Gedanken formen und sogar beängstigend gefährlich werden können, aber man fällt diesem Glauben trotzdem leicht anheim und ist sich dann plötzlich sicher: OK, nach Homöopathie zum Aufmalen kann einfach nichts mehr kommen!

Man unterschätzt dabei aber die Kreativität der Wunder- und sonstwie Gläubigen, einfach alles zu einem Ding zu machen. Und so wurde mir ein Youtube-Kurzvideo zum Wort Gottes in die Timeline gespült. Vier Sekunden lang. Vier Sekunden, nach denen ich mir sicher war, dass es Satire ist.

Aber weit gefehlt. Der Content Creator hat dutzende Videos online und nicht nur das: Er vertreibt auch Bettwäsche und Mode mit den Worten des Schöpfers. Zu teilweise göttlichen Preisen übrigens.

Gut, ich höre euch schon fragen: Na und?

Zu Recht. Auch wenn ich andere Ideen viel lustiger finde: Christen im Netz sind jetzt auch mir nichts fremdes und dass da jemand einen Account mit Botschaften füllt und zig seiner kommerziellen Seiten verlinkt: Das gibt es doch alles wie Sand am Meer.

Ja nee, eher nicht.

Denn „das Wort Gottes“ wird uns in reichlich chiffrierter Form überbracht. Dieses Mal keine brennenden Büsche, das spart Brandschutzbeauftragte, immerhin; nein, es sind Wolken.

Wolken.

Ausschließlich Wolken.

Die benennt der Accountinhaber dann zwar wortgewaltig wie z.B. „Gott der Vater vereint mit Jesus“, aber glaubt mir: Es ist nicht so, dass man da in die Wolken vielleicht vage zwei Personen reininterpretieren könnte. Es ist ein bewölkter Himmel. Vermutlich fehlt mir nur mal wieder die göttliche Liebe, um das zu erkennen.

Es tut mir übrigens leid, dass ich hier keinen Link setze, aber nach der Odyssee mit der VDHS vor ein paar Jahren brauche ich nicht schon wieder einen Prediger in meinem Kommentarfeld. Vielleicht findet Ihr es durch eine Online-Suche, vielleicht unterlasst Ihr den Versuch aber auch besser …

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Corona-Party

Die aktuelle Lage zur Covid-19-Pandemie ist ähnlich verwirrend wie die Reaktionen seitens Regierung und Journalisten darauf. In meinem Umfeld stelle ich überwiegend fest, dass die Leute langsam verstehen, dass das gerade eine ernste und im Grunde so (zumindest zu unseren Lebzeiten) noch nie dagewesene Situation ist, die auch besondere Maßnahmen erfordert.

Dem gegenüber stehen Berichte über „Corona-Parties“ und allerlei „dumme“ Leute, die sich nicht „an die Regeln halten“.

Das sind keine erfreulichen Nachrichten und ich tue mich wie jeder andere schwer damit, den Phänomenen neutral zu begegnen. Wie immer wenn man selbst der Meinung ist, Wissen verinnerlicht zu haben, unterstellt man dem Rest der Menschheit gerne Bösartigkeit, weil man vermutet, die müssten das ja genauso gut durchschauen wie man selbst. Und wenn sie es ausnahmsweise mal nicht tun, sind sie alle doof und haben Strafen verdient.

Ich glaube nicht, dass das grundsätzlich richtig ist.

Ich will mal wieder ehrlich sein: Wäre die Pandemie 1998 aufgetreten, hätte ich die größte Corona-Party gefeiert. Natürlich in erster Linie, weil ich mir von Helmut Kohl keine Party hätte versauen lassen wollen, aber letztlich dann doch vor allem wegen einem deutlichen Rest an Naivität und Verschwörungsglauben. Nix abgedrehtes im Übrigen, aber ich hätte als junger Punk ohne fundierte Ahnung über Wissenschaft und insbesondere die wissenschaftliche Methodik niemandem geglaubt, dass das Robert-Koch-Institut irgendwas erzählen könnte, was der Politik nicht passt.

Darüber hinaus gibt es einige gerade junge Menschen, die sich nicht unbedingt über klassische journalistische Medien informieren, was kein Problem sein muss – aber eben kann. Insbesondere wenn gleichzeitig vielleicht nur beschränktes Biologiewissen oder eine Sprachbarriere eine Rolle spielen.

Und nicht zuletzt: Die Maßnahmen, die gerade freiwillig, vermutlich bald rechtlich bindend ergriffen werden, sind derartig tiefgreifend, dass es Ausdruck einer äußerst gesunden Geisteshaltung ist, sie skeptisch zu sehen. Jeder, der es blindlings befürwortet, dass der Staat vorschreibt, dass wir unsere Freunde nicht mehr treffen dürfen, sollte mal die Justierung seines moralischen Kompasses überprüfen!

Leider ist das aber alles gerade kein Spaß und ein schlechter Zeitpunkt, seine jugendliche Autonomiephase auszuleben. Die, die da gerade drauf verzichten müssen, sollten das unbedingt nachholen, ja, das sogar einfordern! Aber der jetztige Zeitpunkt ist schlecht.

Covid-19 ist die Pest. Zumindest im nur etwas übertragenen Sinne.

Mich hat gestern mein Vater angerufen, um seinen Besuch zum zweiten Geburtstag seines Enkels nächsten Monat abzusagen. Weil Virus und so. Könnte man bei einem über 60-jährigen mit Lungenerkrankung für gesunden Überlebenstrieb halten, aber ich erkenne es durchaus als Durchbruch an, weil der gute Mann immerhin so bockig ist, dass er bis vorgestern wacker Kneipen besucht hat und seit nunmehr über 20 Jahren noch nicht nach 18 Uhr einkaufen geht, weil er Arbeitszeiten darüber hinaus als alter Gewerkschafter für schlimm hält. Auch wenn sein Sohn 10 Jahre in der Nachtschicht gearbeitet und ihm regelmäßig erklärt hat, wie hilfreich nachts offene Läden für Leute sind, die zwangsläufig rund um die Uhr arbeiten.

Und wenn selbst der es kann …

Liebe Kids, die Ihr das gerade noch irgendwie witzig findet, extra unter Leute zu gehen: Lasst das! Sicher, auch an anderen Krankheiten, auch in Kriegen und auch unter z.B. Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen sterben derzeit Leute, die jetzt zu wenig Aufmerksamkeit kriegen. Das ist scheiße und auch daran sollten wir was ändern. Von der Klimakrise ganz zu schweigen.

So ein Virus ist abstrakter, aber es kann halt sein, dass man ohne es zu merken während der nächsten Party quasi seine Oma tötet. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit im Einzelfall gering, aber sie steigt mit jedem Tag, jeder Party und das ganz ohne dass man sich selbst deswegen schon krank fühlen muss.

Ich bin wie alle anderen auch nicht perfekt. Ich war gestern einkaufen und abgesehen von möglichst viel Abstand zu Mitmenschen und gelegentlicher Desinfizierung und etwas Händewaschen kann ich mir nix groß auf die Heldenfahne schreiben. Aber es wäre zumindest schön gewesen, am Eingang vom Rewe nicht durch eine Menschengruppe laufen zu müssen, die da halt gerade mal bei ein paar Bier besprochen hat, wo es nun zum Feiern noch hingehen soll …

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