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Was ich zu Geschenken zu sagen habe

Jaja, „don’t feed the troll“ und so, schon klar.

Ich hab’s mir wirklich abgewöhnt, billige Hater irgendwie ernsthaft in mein Gefühlsleben eindringen zu lassen. Hier ein Nazi, dort ein Arschloch, für mich als inzwischen geübten Blogger ist das nur noch Schema F und allenfalls interessant, wenn ich eine Runde mitspielen will.

Dass ich bei all dem Mist, den ich im Internet verzapfe, hier und da Leute anziehe, die mich lieber hassen als mögen wollen, ist klar. Um sowas zu provozieren, würde es ja reichen, wissenschaftliche Studien über das Sexualverhalten von Regenwürmern zu verlinken. Irgendwer, der anderer Meinung ist, liest ja immer mit.

Gestern hat mich mal wieder ein Möchtegern-Eindringling in mein Privatleben gestreift, der ein Problem damit hatte, dass ich anlässlich meines Geburtstages das ungefähr zweite Mal binnen eines Jahres auf meine Wunschliste bei Amazon hingewiesen habe, bzw. ganz allgemein kundgetan habe, dass ich mich über Geschenke freuen würde. Ich zitiere nun mal ein elfjähriges Mädchen:

„Boah, tragisch!“ *augenroll*

Einige von Euch Lesern haben mir eine Menge Dinge geschenkt. Teilweise teure Dinge, teilweise sogar ohne einen konkreten Wunsch meinerseits. Und es fällt selbst mir als Schreiberling schwer, dafür angemessene Dankesworte zu finden. Immer noch, immer wieder. Trotzdem gehört das für mich nach nunmehr 5 Jahren Bloggen natürlich auch dazu. Ich schreibe hier und da ein paar offenbar gute Texte, die Vergütung dafür liegt weit unterhalb dessen, was gemeinhin Ehrenamtlichen als Aufwandsentschädigung zugestanden wird; mir ist es sogar wichtig, dass das hier und bei GNIT so bleibt – und abgesehen von der etwas abstrakten Vergütung der Zweitverwertungsrechte via VG Wort sind es eben ein paar Leser, die mir hier mal ein Buch und dort mal sogar so etwas wertvolles wie ein Handy zukommen lassen. Und da ich tatsächlich weniger „richtig“ arbeite wegen all dem, sorgt das am Ende dafür, dass bei mir sowas wie eine „schwarze Null“ in halbwegs greifbare Nähe kommt.

Natürlich sind Geschenke für mich immer wie Weihnachten und nicht ein obskures „Ui, gerade noch den Tod abgewendet!“. Und ja: Würde ich einfach gar nix mehr schreiben und einfach stumm als einer von 200.000 Taxi- und Mietwagenfahrern in Deutschland völlig menschenrechtsfeindliche 70 Stunden die Woche runterrocken, dann könnte ich mir sogar noch mehr leisten als die Dinge, die ein paar von Euch mir zuschustern, weil ich stattdessen lieber schreibe und offenbar ein paar Leute mit meinen Geschichten erfreue – darunter auch einige, die mir nie einen Cent beschert haben, um die ich aber nicht minder froh bin. Ja, so crazy ist diese „Künstler“-Scheiße: Ich mag Euch tatsächlich auch ohne euer Geld, ich mache das gerne einfach so.

In Ansätzen kann ich Trolle wie den oben erwähnten ja verstehen. Ich mag Bettler nicht. Einfach, weil ich als (wie die meisten) nicht reicher Mensch leider nicht jedem was geben kann und ich am Ende – wenn ich nichts gebe – immer mit einem schlechten Gewissen zurückgelassen werde, obwohl ich mir sicher bin, das eigentlich nicht verantwortet zu haben.

Aber all die, die regelmäßig hier und bei GNIT lesen, werden sicher auch festgestellt haben, dass ich keineswegs ganzjährlich oder unangemessen oft dazu auffordere, mir Geld in den Rachen zu werfen. Wir wären schon längst geschiedene Leute, wenn ich Euch jede ungeplante Zahnarztrechnung, jede Kreditrate oder jede unerwartete Nachzahlung für dies und jenes unter die Nase reiben würde. Ja, ich arbeite. Und ja, ich hab mit meinem Blog (Werbung, VG Wort etc.) einen Nebenverdienst. Das hat mich leider nicht davor bewahrt, in diesem nun bald vergangenen Jahr eine Wohnungskündigung wegen nicht gezahlter Miete noch gerade so abwenden zu können. Luxus sieht einfach mal fucking anders aus! Da fällt es mir leidlich schwer, mich dafür zu schämen, ein paar Bücher geschenkt zu bekommen für ein paar hundert Stunden Zeitaufwand (um es nicht „Arbeit“ zu nennen).

Und um das klarzustellen: Nein, ICH bin nicht unzufrieden. Ja, ich schlängele mich nur so durch, hab keinen gut dotierten 9-to-5-Job und bin sogar manchmal gestresst deswegen. Shit happens. Andererseits freue ich mich darüber, dass mir gelegentlich Dinge von (mehr oder weniger) Fremden geschenkt werden und ich sehe das als Teil des „Lohns“ für meine an sich unentgeltliche Arbeit. Noch dazu bin ich geradezu stolz darauf, niemanden zu zwingen, irgendwas für mich zu tun. Wer mich doof findet, soll es lassen, das ist ok für mich. Und andererseits bin ich enorm dankbar, dass es unter Euch nicht nur die gibt, die einfach gerne lesen und nichts geben (Im Ernst: Das ist ok!), sondern auch die, die mich hier und da geradezu überraschen mit ihrer Großzügigkeit. Und allen Unkenrufen zum Trotz kann ich sicher sagen: Ich werde das genauso handhaben wie Ihr bisher, wenn mir mal nicht mehr der Arsch brennt, ich verspreche es!

Und was den oben erwähnten Kommentator betrifft: Das ist einfach nur Neid, oder?

Und was bei dem Text wirklich nicht fehlen darf:

Hier ist der Link zu meiner Wunschliste.

Hier kann man mir mit Shopping bei Amazon helfen.

Hier ist ganz allgemein die Unterstützen-Seite von GNIT.

😉

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Alarm, Alarm!

Ja, da guckste blöd, wenn Du an deinem Supermarkt vorbei gehst und plötzlich die Alarmanlage angeht.

Aber gut, ich lebe in Marzahn. Neben Straßenlärm und Böllern gehören Alarmanlagen hier zur alltäglichen Geräuschkulisse. Und ich hab trotzdem keine Angst, hier das Taxi vor der Türe zu parken und die halbe Nacht unbeaufsichtigt zu lassen.
Während ich mich aber noch so über das Geheule und Geblinke amüsiert habe, kam tatsächlich durch die offensichtlich eingeschlagene Ausgangstür des Nettos einer rausgekraxelt und hat dann mit beachtlicher Geschwindigkeit das Weite gesucht. Einfach so, während ich da 20 Meter entfernt langgewatschelt bin.

Das übersteigt dann das Alltagsleben selbst eines Wahlmarzahners ein wenig. 0.o

Nun hatte sich meine primäre Sorge in diesem Moment durch einen kleinen Einbruch nicht wesentlich verändert: Ich musste dringend kacken. Also bin ich nach Hause, aufs Klo, schien mir das Naheliegendste in meiner Situation zu sein. Die Alarmanlagen melden das heutzutage eh an die Polizei, es eilte also so oder so nicht.

Nachdem ich meinen Geschäften nachgegangen war, warf ich mal einen Blick aus dem Fenster. Ruhe. Dann aber kam ein Polizeiauto an und … fuhr seelenruhig am Netto vorbei. WTF?

Nun muss ich gestehen, dass mich die Sache emotional nicht sonderlich aufgewühlt hatte. Irgendwer ist in den Netto eingestiegen und hat dort was geklaut. Das ist nicht erlaubt, nicht toll für den Netto – aber da der Typ nicht einmal eine Tasche dabei hatte, sondern sich nur was unters Shirt geklemmt hatte, gehe ich stark davon aus, dass der Schaden im Wesentlichen aus der zerbrochenen Scheibe besteht. Ich gehe in dem Laden oft einkaufen, die Zahl der Artikel mit über 50 € Verkaufspreis (geschweige denn Warenwert) hält sich in engen Grenzen. Mit drei Stangen Zigaretten hat man ungefähr das Maximum dessen ausgereizt, was man ohne Tasche da raustragen kann.

Andererseits war ich ja nun doch unfreiwillig persönlich involviert, denn ich hab keine Ahnung, wo da gerade Kameras installiert sind und wie weit die das Geschehen vor dem Laden im Blick haben. Und auch wenn ich weiß, dass die Berliner Polizei nicht viel Ähnlichkeit mit dem CSI hat, hatte ich wenig Lust, am Ende als Zeuge gesucht zu werden und Mitte Januar Rede und Antwort zu stehen, warum ich mich damals nicht gemeldet hab. Außerdem nagte ein wenig das Interesse an mir, weswegen die Cops zehn Minuten nach so einer Sache noch nicht da waren. Man weiß ja nie, wann man das Wissen mal brauchen kann. 😉

Also hab ich dann doch angerufen. Die Beamtin bestätigte mir, dass das noch unbekannt sei und wunderte sich:

„Das ist aber komisch, normalerweise geht das bei uns ein …“

Den Einbrecher werden sie mit meinem Wissen wohl kaum kriegen, der hat artig Kapu getragen und sich gar nicht erst zu mir umgedreht. Und wenn ich ehrlich bin, dann hoffe ich einfach, dass es am Ende jemand war, dem das bisschen Kohle wirklich geholfen hat. Ich lass mich ohne Frage auch nicht gerne beklauen, aber wenn es mal passiert, dann hoffe ich selbst dabei, dass es jemandem zu Gute kommt, der es nötiger hat als ich. Und ja, ich zahl auch hier im Netto gerne 10 Cent mehr für die Butter, weil sie das mit den Diebstählen einpreisen müssen. Wayne?

Am Ende bleibt ein etwas seltsamer Start ins Wochenende.

PS:
Habe anschließend etwas gemacht, was sich vielleicht manch einer auf seine Kognitive-Dissonanz-ToDo-Liste schreiben will: Ich hab GTA pausiert, um einem Cop am Telefon noch mal meine Beobachtungen bezüglich eines Verbrechens zu schildern.

PPS:
Äußerst amüsant sind übrigens Gedankenspiele zum Thema. Zum Beispiel: Der Typ hatte nur übel Bock auf Pizza, aber keine Hefe mehr im Haus und hat sich nur 4 Hefewürfel (Ja, natürlich VIEL Pizza!) besorgen wollen. Oder: Er hat sich eine Schnulzen-DVD geklaut, die er sich nicht zu kaufen getraut hat. Ich will’s nicht über Gebühr bagatellisieren, aber ich denke wirklich, dass man wegen ein paar hundert Euro Schaden kein Fass aufmachen muss.

PPPS:
Natürlich existiert irgendwo tief im Unterbewusstsein meines krimiverseuchten Hirns die Befürchtung, dass ich jetzt der Hauptverdächtige bin. Im schlimmsten aller Fälle werde ich dann halt Knastblogger. Mir fällt da schon was ein. 😉

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Ich werde wohl wirklich alt …

Ich bin Neuem gegenüber ja aufgeschlossen. Auch wenn es schon älter ist. Aber manchmal fasse ich mir auch an den Kopf.

Ich hab mich die Woche ein bisschen dafür belohnt, dass das mit dem Haushalten mit dem Geld gerade gut klappt. Auf bescheidene Art und Weise, ich hab mir GTA IV geholt. Ja, nicht das aktuelle, das packt mein Rechner derzeit sowieso nicht. Aber hey, San Andreas ist inzwischen 10 Jahre alt, ein bisschen mehr geht dann halt doch, auch als Gelegenheitszocker. Dass ich für einen Zehner nur die Downloadvariante bekommen habe – damit kann ich leben. Ich hab schon mitbekommen, dass sich das Leben seit einiger Zeit überwiegend im Netz abspielt. Und selbst die 18 Stunden Download bei unserer beschissenen Anbindung hab ich weggesteckt als fände ich es normal, nach dem Kauf eines Spiels nicht gleich installieren und zocken zu können.

Auch dass ich mich dazu bei Steam anmelden musste … na gut, so ist das halt heute.

Auf eine „Games für Windows Live“-Anmeldung wollte ich verzichten, wer zockt noch das 4er online? Ich gleich dreimal nicht. Woraufhin ich feststellen musste, dass ohne eine Anmeldung dort zwar das Spiel funktioniert, nicht jedoch das Speichern des Spielstandes. Bei einem Offline-Game – WTF? Aber man ist ja gnädig und akzeptiert das. Dann landete ich bei einer Anmeldeprozedur, die nicht funktionierte, weil – hallo Welt! – sie zwangsläufig über den IE lief, der aber (da nicht installiert und somit nur abgespeckt verfügbar) nicht das zwingend erforderte Javascript bot. Und im Übrigen nicht einmal eine Adresszeile, aus der ich die Adresse in den Firefox hätte übertragen können. -.-

Also hab ich via Firefox gegoogelt und mir ein Live-Profil erstellen wollen. Was natürlich nicht ging – die Zocker kennen das, aber mir war das neu – weil man dazu ein Profil bei Microsoft braucht. Also bin ich dorthin, hab mich angemeldet, hab nebenbei von diesem Zweitsystem, bei dem ich nie über FB, Google oder Twitter angemeldet bin, noch meine eMails wegen Bestätigungsmeldung abrufen müssen, um anschließend die beiden Profile zu erstellen. Was man halt so tut, wenn man virtuell jemanden über den Haufen schießen will.

Also das Spiel wieder gestartet und gehofft … aber Fehlanzeige. Ich hatte keinen „Gamertag“. Was auch immer das ist, ich weiß es ehrlich gesagt immer noch nicht – aber eine hilfreiche Googelei später war klar, dass ich einen bekomme, wenn ich mich zudem bei „X-Box Live“ anmelde. Dass ich das aber auch vergessen konnte, so ganz ohne X-Box oder überhaupt die Überlegung, irgendwas bei meiner privaten Kill-Orgie übers Netz laufen zu lassen!

Inklusive Steam hab ich mir nun also zum Offline-Zocken auf meinem PC sage und schreibe vier verschiendene Online-Profile anlegen müssen, die ich vorerst für wirklich nix anderes zu nutzen gedenke, weil ich normalerweise nur mit meinem Linux-System online bin. Die jüngere Zocker-Generation hat sich an den Quatsch sicher schon lange gewöhnt – immerhin ist das Spiel nun ja auch schon 7 Jahre alt – aber ich frage mich irgendwie doch, ob es am Ende nicht einfacher war zu den Zeiten, wo man nach dem Kauf eines Spiels einen oder mehrere Datenträger bekommen hat und die ggf. auch mal wechseln musste, dafür aber nicht nebenher das Spiel verlassen, googeln und mehrere Profile erstellen.

Wie gesagt: Ich werde alt.

Im Gegenzug hab ich aber schon ein paar unnötige Morde verübt und meine Laune damit wieder eingepegelt. Und das hat Microsoft sicher alles fein säuberlich gespeichert.

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Herbstwetter

Gerade ist das ungefähr beschissenste Wetter in Berlin: 7°C und Regen. Noch ein paar Grad weniger und es wäre Schnee und damit wieder cool. Aber obwohl das Wetter selbst meiner komischen Wenigkeit eigentlich nicht wirklich gefällt, hab ich es heute dann doch genossen, einfach ein paar Meter durch den Regen zu schlendern. Ist wohl so ein Stadtkind-Ersatz für echte Natur.

Aber natürlich hab ich das gemacht, weil ich wusste: Gleich kommt die Bahn, danach haste soundsoviel Minuten und dann ist da eine warme Wohnung. Kennen wir alle.

Ähm, nein. Also ja, alle Leser hier vermutlich schon. Mir aber fallen bei solch harmlos-dummen Aktionen meinerseits immer die Menschen ein, für die eine warme Wohnung noch weit weit weg liegt. Obdachlose – und sicher auch einige der derzeit hier ankommenden Flüchtlinge.

Und ich gehöre schon zu denen, die sich ärgern, dass der rechte Schuh jetzt schon wieder undicht ist – ausgerechnet jetzt, wo gerade nicht geplante Rechnungen ohne Ende reinflattern, so dass man sich überlegen muss, von welchem knappen Budget jetzt auch noch neue Schuhe gekauft werden sollen. Aber ja, natürlich wird das klappen, ich hab ja Arbeit und am Lebensnotwendigsten mangelt’s am Ende nie.

Ja, jeder von uns trägt seine Probleme mit sich rum. Und die sind bisweilen ätzend und zermürbend. Aber heute, angesichts dieses kalten Herbsttages bleibt mir am Ende doch kaum mehr als die Freude, wie gut es mir eigentlich geht: Das hier in meinem warmen Zimmer schreiben zu können, eigentlich zufrieden zu sein. In Anbetracht der derzeitigen Weltlage sollten viel mehr Menschen hier das so sehen.

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Das Leben, die Mondfinsternis und der ganze Rest …

Es gibt so Tage, da geht gar nix. Heute nacht zum Beispiel. Die Arbeit hat mich runtergezogen, obwohl eigentlich nix schlimmes passiert war. Ja, es war wenig los – aber das erklärt nicht, wieso mir jede Minute Warten so derart aufs Gemüt geschlagen hat. Ja, ich kränkel‘ noch leicht vor mich hin, fühle mich irgendwie gestresst, aber so wirklich der depressive Typ bin ich ja eigentlich auch nicht.

Trotzdem kam mir jede fucking Minute auf der Straße wie eine Stunde vor. Jede Ampel, jede Lenkbewegung eine ewige Qual! Kunden kamen mir ohnehin nicht viele in die Quere, aber die paar, die ich hatte, hab ich zwar gut behandelt, am Ende aber geradezu mit Freude wieder in die Freiheit entlassen. Obwohl sie allesamt ausgesprochen nett waren.

Ich kenne das ja. Das passiert all Halbjahr mal, vermutlich eine kleine Nebenwirkung vom Dienstleisterspielen. Insgesamt nix schlimmes, nervt aber halt, wenn es gerade mal wieder akut ist.

Zu viel gekommen bin ich also nicht, mein Geldbeutel jammert extrem laut gerade. Aber Geld ist nicht alles, und so hab ich das Auto dann doch schnell abgestellt. Und dann war glücklicherweise Mondfinsternis.

Mein Faible für Astronomie kennt Ihr inzwischen alle, es sollte die wenigsten verwundern, dass ich sowas schön finde. Aber Mondfinsternisse sind zudem ja auch gelebte Entschleunigung. Während man bei einer Sonnenfinsternis für ein paar Minuten genau am richtigen Ort auf der Erde sein muss, kann man so eine Mondfinsternis von überall betrachten und sie dauert insgesamt locker ein paar Stunden. Hach.

Ein wenig gehetzt hab ich mich zwischenzeitlich, weil ich dachte, ich könne noch ein paar gute Bilder machen (hat leider nicht geklappt – wie zur Hölle hab ich damals dieses Bild geschossen?), aber am Ende hab ich mir einfach hier vor der Haustüre in Marzahn ein paar Minuten genommen, die freier als frei waren, und zugesehen, wie die letzte schmale Sichel gleißenden Sonnenlichtes von unserem Erdtrabanten verschwand und nur eine matt glutrot leuchtende Ahnung des derzeitigen Vollmondes am Himmel übrig blieb.

Da wo andere eine Auszeit vom Internet nehmen, in die Südsee fahren oder Zwiegespräche mit ihren imaginären Freunden (aka Götter) führen, hat mir einmal mehr ein Blick in den Himmel gereicht. Mir ist klar, dass eine Mondfinsternis nur ein eigentlich reichlich einfallsloses Schattenspiel des Universums ist, aber das hat heute nacht nichts daran geändert, dass ich es toll fand, es genau jetzt und hier anschauen zu können. Ich halte mich nicht unbedingt für einen Naturromantiker, aber neben all der Hektik des Alltags auch mal genießen zu können, was für beeindruckende Schauspiele diese Welt bereithält, möchte ich nie verlernen.

Ich habe das Glück, in einer Gesellschaft geboren zu sein, die mir bezüglich erreichter Ziele nur wenige Grenzen auferelegt. Ich könnte weit mehr Wohlstand ansammeln, als ich mir gerade vorstellen kann. Geld, Macht, alles nur eine Frage der Hartnäckigkeit, der Skrupellosigkeit, ja, natürlich auch des Glücks. Aber egal ob ich Taxifahrer bleibe, ein paar gute Bücher schreibe oder einfach was ganz anderes mache: Die Möglichkeiten, Mondfinsternisse zu beobachten, bewegen sich in einem sehr engen Rahmen. Und ich bin sehr froh, zumindest diese eine mitgenommen zu haben.

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Gespräche, die Durchschnittsmenschen einfach nicht führen (müssen)

Er kommt auf mich zu mit seiner Bierflasche in der Hand. Er nimmt sich die Kopfhörer vom Ohr und deutet mit der Hand an, dass er mir was zu sagen hätte. Als ob ich die Kopfhörer aufhätte. Ich mache mein interessiert-offen-skeptisch-freundliches Alltagsgesicht und warte. Die Unterhaltung verläuft in voller Länge so:

„Ey, Meista, Meista, Meista! Eine Fraje hätt‘ ick!“

„Jo?“

„Bist üba zwee Meta, wa?“

„Zwei Meter drei.“

„Dacht‘ ick mir. Weitamachen, Meista!“

Sagt’s, klopft mir auf die Schulter und geht weiter, die Kopfhörer längst wieder aufgesetzt.

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Kaltland, Du ekelst mich an!

Tröglitz, Freital, Häslich, etc. pp. Und jetzt Heidenau. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr es mich aufregt, dass es im Jahre 2015 überhaupt noch nötig ist, hierzulande gegen Rassismus anzubloggen. Obwohl ich meiner gesunden Skepsis auch im Bereich der Politik treu geblieben bin, hatte ich doch die Hoffnung, dass spätestens jetzt, wo wir Lichtenhagen ’92 langsam historisch erschlossen haben, ein Konsens existiert, der zwar vielleicht rechts der SPD nur widerwillig mitgetragen wird, aber immerhin deutlich klarstellt: Rassistische und fremdenfeindliche Gewalt ist falsch, scheiße, widerwärtig und nicht mit dem Wertekanon auch des letzten Vollidioten zu vereinbaren.

Natürlich: Nazis wird es immer geben, aber dass die in der Öffentlichkeit Stärke zeigen können, schien doch weitgehend absurd in den letzten Jahren. Bis Pegida.

Und nun brennen wieder ständig Flüchtlingsunterkünfte, nun trauen sich auch die rassistischen Suffprolls in die Öffentlichkeit, die vor kurzem noch wenigstens von den eigenen Kameraden zurückgehalten wurden. In Heidenau in Sachsen sind nun drei Tage hintereinander aggressive Neonazis (und teilweise empathiebefreite Hilfs-Idioten) auf die Straße gegangen und haben Randale gemacht, weil ein ehemaliger Baumarkt nun zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde. Das wurde in der Medienwelt auch scharf kritisiert, was aber schon deswegen traurig ist, weil man stattdessen mal darüber hätte diskutieren können, wie absurd es ist, dass es in Deutschland nötig ist, Asylsuchenden nur einen Baumarkt mit Feldbetten zur Verfügung zu stellen. Von den Zelten anderswo ganz zu schweigen.

Und was noch viel schlimmer ist als ein paar Nazis, die Randale schieben, ist zum einen die Berichterstattung, zum anderen die Polizei und nicht zuletzt auch die Politik:

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Die Berichterstattung:

Immer noch verwenden Medien den Euphemismus „Asylkritiker“. Geht’s noch? In Heidenau ging es um Leute, die besoffen den Hitlergruß zeigend Böller gegen die Polizisten geworfen haben, die die Flüchtlinge geschützt haben. Hab ich es irgendwie verpasst, dass wir hier Brandstifter „Feuchtigkeitskritiker“ nennen oder Mörder „Lebendigkeitskritiker“? Da ziehen Rassisten umher und wollen Menschen mit Gewalt entweder zur Ausreise zwingen oder sie – wenn’s gerade passt (siehe entsprechende Kommentare im Internet) – töten. Ich versuche mich gerne an Objektivität, aber als ich heute nacht im rbb gehört habe, dass in Heidenau „Linksextremisten und vermutlich Rechtsextremisten“ aufeinandergetroffen sind, da musste ich doch schlucken. „Linksextremisten“ zu validieren scheint im Vergleich zu Rechtsextremisten erstaunlich schnell zu gehen. Mal abgesehen von der leidlich langatmigen Extremismusdebatte: Wenn wir schon zwei aufeinander einprügelnde Fraktionen haben, wie schwer ist es da, klar und deutlich links und rechts zu benennen? Aber das ist ja nicht alles.

Die Polizei:

Ich war nicht in Heidenau, ich hab das nur via Twitter verfolgt. Aber es kam mir seltsam vertraut vor. Die letzten zwei Tage haben die Rechten Randale gemacht, die Polizei auch massiv angegriffen. Die Polizei hat sich gewehrt, soweit alles normal. Aber gestern gab es dann eine Antifa-Gegendemo. Und was ist passiert? Diese Demo wurde im Spalier begleitet, die Wasserwerfer wurden dorthin gerichtet, die Gefechtsbeleuchtung wurde auf diese Demo ausgerichtet, dort wurde reingeknüppelt und ja, auch wurden die Linken möglichst schnell zum Bahnhof getrieben, damit sie schnell wieder weg sind. Während man die Nazis natürlich auf Abstand hielt, ihnen im Wesentlichen aber scheinbar ihre Freiheiten ließ.
Ich bin wirklich kein Verschwörungsfreund und mag entsprechend an „meiner Seite“ diese Das-Kapital-ist-böse-Rufer nicht sonderlich. Aber ich hab genügend grinsende Polizisten gesehen, die mir einfach mal einen Knüppel mitgegeben haben, weil’s halt keinen interessiert, um das Geschehen jetzt in Heidenau nicht sonderlich überraschend zu finden. Aber es geht ja noch schlimmer:

Die Politik:

Natürlich wird die Gewalt in Heidenau verurteilt. Wahnsinnig und ganz dolle. Zumindest von Regionalpolitikern und von Bundespolitikern auch, sofern sie dazu noch anmerken dürfen, dass man aber auch von Flüchtlingen erwarten dürfe, dass sie sich an die Gesetze halten und das vielleicht Sachleistungen für Asylbewerber anstatt von Geld auch eine Alternative seien. WTF?
Natürlich sind Politiker auf Wählerstimmen angewiesen – aber wer deswegen die Gewalt gegen Geflüchtete verharmlost, gehört gefälligst selbst in die Flucht geschlagen. Zuallererst unsere Kanzlerin, die all diese dramatischen Umstände immer noch aussitzt und wartet, welche Worte ihr vielleicht bessere Chancen für eine Wiederwahl sichern könnten. Ich will die ohnehin meist inhaltslosen Worte von Frau Merkel nicht überbewerten, aber ein Teil der Rassisten-Propaganda beruht auf dem Fehlschluss, sie würden eine Mehrheit vertreten. Eine schweigende Mehrheit meist. Diesen Glauben aber unterstützt man durch Schweigen.

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Wie man an den zahlreichen Flüchtlingsinitiativen gerade sieht, ist das natürlich nicht das einzige Deutschland da draussen. Wir sind nicht alle so blöd, dass wir vor unserem 40-Zoll-Fernseher sitzen und andere Menschen beschuldigen, dass wir ohne sie auch 42 Zoll hätten, weswegen sie sich bitte mal wieder schön zu Hause in Schutt und Asche bomben lassen sollen. Aber es ist traurig, dass das trotzdem ein Teil dieses Landes ist, es ist geradezu erbärmlich, dass wir über sowas überhaupt noch reden müssen.

Ich würde gerne sagen, dass mir die 20 € an #bloggerfuerfluechtlinge wehgetan haben. Immerhin haben in letzter Zeit auch Leser für mich gespendet, weil ich so knapp bei Kasse und nahe dem finanziellen Ruin war. Aber … nein, haben sie nicht wirklich. Und das nur, weil meine Eltern mich zufällig diesseits der deutschen Grenze zur Welt gebracht haben. Mir gibt das zu denken. Einer meiner größten Träume wäre, dass das auch einem der „Asylkritiker“ in Heidenau mal passiert.


Und für alle, denen das zu hoch war, nochmal unmissverständlich:

Nazis fuck off! Haut ab! Ich will Euch nicht als Leser, auch wenn Ihr nicht einmal wisst, dass Ihr Nazis seid! Eure Meinung ist keine sachliche Auseinandersetzung wert, keine Aufmerksamkeit, kein Fünkchen Anerkennung! Ihr seid selbstgewählt Arschlöcher, also bin ich eines Euch gegenüber. FICKT EUCH!

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