4. Februar 2015 · 07:51
In ein paar Tagen erscheint mein erstes richtig echtes und bei einem Verlag publiziertes Buch. Meilenstein und so. Natürlich bin ich nicht der erste Blogger, der das macht, sicher nicht der beste und schon gar nicht der letzte. Sowas passiert halt. An sich muss sowas auch keine große Sache sein, sollte man meinen. Aber ja, das ist es doch.
Jetzt nicht wegen mir, meinem Buch oder so. Einfach so grundsätzlich.
Gerade als Blogger ist man per Definition eigentlich besser beraten als der Schreiberling im stillen Kämmerlein: Man bekommt ständig Reaktionen vom Publikum und kann das irgendwie in seine Arbeit miteinbeziehen.
Dummerweise stimmt das nur zum Teil. Natürlich bekommt man als Blogger Feedback und es ist meist, da ehrlich gemeint, sicher hilfreich. Leider aber sind die Reaktionen zu oft sehr unausgewogen. Für den Inhalt wird man schnell kritisiert, sobald man irgendwem auf den Fuß tritt. Ein „dummes Geseier“ hat man schnell an der Backe, wenn man mit dem entsprechenden Kommentator nicht übereinstimmt. Für Stil, Qualität und Kunstfertigkeit der eigenen Schreibe indes bekommt man allenfalls positive Kritik (Ausnahme: Rechtschreibfehler).
Das kann – und das sage ich aus eigener Erfahrung – dazu führen, dass man sich für außerordentlich begabt hält und sich nur dummerweise von ein paar Idioten sinnlos angegriffen fühlt.
Dabei ist stilistische Kritik wichtig. Sehr wichtig.
Ich schreibe nach wie vor nicht perfekt. Ich kann also kaum behaupten, dass diese Erkenntnis mein Leben gerettet hätte oder sowas. Aber ja, ich habe im Laufe der letzten paar Jahre durchaus gelernt, das zu schätzen.
Als ich im Laufe des letzten Jahres mein Buch geschrieben hatte, habe ich öfters Teile einer Lektorin zugesendet. Und die hat ihre Arbeit gut gemacht und ganze Absätze gestrichen, einzelne Wörter hinterfragt, mir Verbesserungen vorgeschlagen und teilweise manche Kapitel völlig umgekrempelt. Kurz gesagt: Sie hat mir als Autor das Leben absolut zur Hölle gemacht.
Ich hab das angenommen und viele ihrer Vorschläge umgesetzt und gelegentlich nur Vermerke angebracht, warum ich dieses oder jenes Wort aber genau richtig fände. Und das habe ich ein Jahr zuvor noch nicht gekonnt. Zumindest nicht so gut.
Ein Jahr zuvor hatte ich „Papa, ich geh zum Zirkus!“ rausgebracht, mein eBook, auf das ich immer noch stolz bin. Aber dieses eBook war ein Kampf, ein großer. Wie groß, das erahnte ich damals noch nicht. Da ich das Buch selbst verlegt habe, war ich keinem Verlag Rechenschaft schuldig, hatte keine professionelle Lektorin, war also eigentlich völlig frei. Das, was man gemeinhin als Autor so zu schätzen weiß.
ABER.
Stattdessen hatte ich etwas hervorragendes, das viel zu wenigen Menschen gegeben ist: Ozie.
Meine mich in allen erdenklichen Schieflagen unterstützende Frau, die mich nicht nur für meine Schreiberei liebt, sondern es sich dennoch bewahrt hat, mich trotzdem nach allen Regeln der Kunst zu kritisieren, wenn ich Scheiße baue. Ich muss zugeben, dass ich ihre Kritik in manchen Momenten gehasst habe und dass sich mein Interesse, nochmal stundenlang über eigentlich voll geile Sätze zu diskutieren, in Grenzen gehalten hat. Aber verdammte Scheiße, was haben wir zu zweit aus diesem eBook noch rausgeholt!
Nein, selbst heute ist es noch nicht fehlerfrei. Vermutlich wird es das niemals werden. Aber das, was ich als Rohtext angebracht habe, war um Klassen schlechter. Nicht schlecht, aber deutlich schlechter als das jetztige Ergebnis.
Natürlich war die Kritik noch einmal ein paar Stufen härter, weil ich sie von Ozie bekommen hab, die ich nunmal liebe. Und andererseits hab ich diese Kritik vermutlich deswegen besser annehmen können; sonderlich gut darin war ich damals aber trotzdem nicht.
Am Ende ist es für mich immer noch ein Angriff, wenn jemand „völlig unwichtige“ Details moniert, mir – obwohl selbst nicht Autor – Tipps gibt. Im Ernst: Das kann ziemlich wehtun und vermutlich geht das nie ganz weg. Doch gerade durch diese harte Lektion beim eBook kann ich meinen ersten, vorschnellen, Ärger runterschlucken und mich darauf konzentrieren, was der Kern der Kritik ist: Der Text, nicht ich.
Wie gesagt: Ich hab auch meiner Lektorin nicht alles durchgehen lassen. Wie sie mir eben auch nicht. 🙂
Künstlerische Freiheit muss sein. Aber deswegen sollte man sich nicht allen Verbesserungsvorschlägen verschließen. Ich hoffe, dass ich da immer mehr oder weniger den goldenen Mittelweg finde. Und falls das mal nicht klappen sollte, ist schlimmstenfalls ein Buch nur mittelprächtig. Und ich hab ja immer noch Ozie … 😉