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Niveaulimbo im Aufzug

Es ist ja schon ermüdend, morgens rauszugehen und trotz der eigentlich guten Einkaufsmöglichkeiten nicht zu finden, was man will. Gemeinhin zieht man sich für sowas eine Hose an und versucht auch sonst, wenigstens grenzwertig sozialkompatibel zu wirken – was ja nicht für jeden Menschen einfach ist. Noch dazu, wenn man Nachtschichtler und damit früh morgens schon müde ist.

Und wenn man dann so unverrichteter Dinge in den Hausflur zurückstapft, sich nix böses denkt und einfach wieder in die warme Wohnung will … stinkt der Aufzug gotterbärmlich.

Ich bin hier einiges gewohnt bin von den Nachbarn ringsum: Töpfe, Windeln, Brot, Blut und Polizei. Dennoch muss man auch mal vor Augen halten, dass das vereinzelte Höhepunkte sind, kein durchgehendes Problem und vermutlich nicht einmal den selben Verursachern zuzuordnen.

Sich Hundescheiße ausgerechnet im nur zwei Kubikmeter großen Fahrstuhl von den Schuhen abzustreifen zeugt dennoch von einer gewissen Menschenfeindlichkeit. Sowas könnte ich durchaus persönlich nehmen …

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Mal wieder etwas Französisch

Es gibt ein paar Dinge, die nun wirklich die allerwenigsten meiner Leser wissen. So zum Beispiel, dass mir jetzt auf Anhieb kein lustiger zweideutiger Witz mit „Französisch“ einfallen will, obwohl es doch so nahe liegen würde.
Nein, im Ernst: Französisch war meine erste Fremdsprache, und nicht nur das: ich hätte um „Haaresbreite“ sogar das „französische Abi“ gemacht. Davon merkt man nicht mehr viel, wenn man mir heute eine Frage auf französisch stellt, aber es ist wahr. Meine Schule hat damals als eine der ersten diese Möglichkeit geboten und meine Eltern haben mich aufs Geratewohl in jenem französischen Zug angemeldet. Das nehme ich ihnen nicht übel, aber wirklich geklappt hat’s halt auch nicht. Ausgerechnet mit Französisch bin ich nicht sonderlich warm geworden – noch lange bevor ich mir mein hier schon oft erwähntes Mathe-Defizit eingetreten habe. Trotzdem hatte ich jahrelang extra viele Stunden „Franz“ und mit der Zeit dann auch andere Fächer in dieser Sprache. Was mich bei meiner Französisch-Schwäche zugegebenermaßen nur bedingt weiterbrachte.

Als ich dann die elfte Klasse wiederholen musste, hab ich zusätzlich den Absprung gewagt und das Ziel „Bac“, das Baccalauréat, sausen lassen. Ich bin in den Englisch-Zug gewechselt.

Ich hab das nie bereut. Ernsthaft. Wie bei Mathe hatte ich zwar auch gegen Französisch nichts, nur weil ich es nicht gut konnte, aber wirklich gefehlt hat es mir auch nicht. Ich wollte nunmal nicht in Frankreich studieren, kannte nur Franzosen, die auch deutsch konnten und war genug beschäftigt damit, einsprachig nicht auf die Schnauze zu fallen. Daran hat sich im Grunde nicht viel geändert.

Aber.

Ich hab mir in den letzten Jahren einfach so nebenher ein brauchbares Englisch zugelegt. Und es hilft mir jeden einzelnen Tag im Internet und jeden einzelnen Arbeitstag im Taxi. Es ist ja wirklich so: Fremdsprachen sind was tolles.
Dass ich für mein Englisch im Taxi gelobt werde, hat zudem wenig zu tun mit meiner perfekten Grammatik (die wo ich selbst im Deutschen nur so halb beherrschen), sondern mit der Aussprache und einem gewissen Grad an Spontaneität. Und zumindest das beherrsche ich im Französischen durchaus auch. Nur hat mein aktiver Wortschatz da über die Jahre so gelitten, dass ich kaum mehr frei reden kann und für die Bestellung eines Apfelsaftes locker 5 Minuten Vorbereitungszeit brauche. Was für 7 Jahre Unterricht echt bitter ist und zudem etwas kurios, wenn ich bedenke, wie viel ich verstehe, wenn französische Taxikunden in ihrer Landessprache lästern. Meist traue ich mich dennoch nicht, sie mit einem akzentfreien „au revoir“ (Auf Wiedersehen!) zu verabschieden, weil mir immer noch nachhängt, wie ich in der 6. Klasse der Oma meines Austauschschülers aus Grenoble ein schallendes „aujourd’hui“ (Heute) entgegengeschmettert habe.

Doch dann kam Ozie an und zeigte mir Duolingo.

Das ist eine sehr einfach gehaltene Website, mit deren Hilfe man Sprachen erlernen kann oder zumindest können soll. In kurzen Lektionen, bunt zusammengewürfelt, weit weg vom Frontalunterricht aus meiner Erinnerung. Eher spielerisch. Gamification ist das Stichwort, Ingo! Wie weit man damit kommen kann, weiß ich nicht. Weiter als ich es eigentlich sein sollte sicher nicht. Weiter als ich tatsächlich bin jedoch durchaus. Und so erarbeite ich mir Französisch in den letzten Tagen wieder zurück. Und Ozie macht dankenswerterweise mit. Für sie ist die Sprache komplett neu und so komme ich in die wirklich sehr komische Situation, ausgerechnet in Französisch ein paar Dinge erklären zu können. In Französisch! Hätte mir das vor ein paar Jahren mal wer gesagt!

Wie weit das gehen wird, weiß ich nicht. Vielleicht gebe ich es in zwei Wochen wieder auf, vielleicht gucke ich in einem halben Jahr TV5 und lese Houellebecq im Original. Oder alles dazwischen. Momentan fasziniert mich vor allem, dass ich das Interesse an der französischen Sprache zumindest kurzfristig wiederentdeckt habe. Und da sind zwei Dinge, die ich deswegen mal wieder anmerken muss:

  1. Das Internet ist geil!
    So viel Mist im Netz auch passiert; es vermag tolle Sachen zu leisten. Es sind Dinge möglich, die in meiner Kindheit, während meiner Schulzeit, nicht möglich waren. Sehr einfache, manchmal aber auch sehr komplexe Dinge. Ich liebe es, diese Entwicklung mitzuerleben!
  2. Bildung ist geil!
    Ich rante gerne über meine Schule, meine Lehrer und das verkrustete Bildungssystem zu „meiner Zeit“ rum. Sicher nicht zu Unrecht. Aber ich bin rückblickend so froh, es aufs Gymnasium geschafft zu haben, wo mir neben allen Fehlschlägen dann doch auch viel beigebracht wurde, selbst als ich eigentlich nicht so wirklich Bock drauf hatte. Dieses Glück hatten nicht alle mit ihrer Schule und ich muss rückblickend sagen, dass ich verdammt dankbar bin, selbst falls es sich nicht in einer Bilderbuchkarriere niederschlagen sollte.

Ich verbleibe mit einem netten „au revoir“ und bringe einfach noch eine weitere Lektion hinter mich. 🙂

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Kreditbearbeitungsgebühren 2

Es ist schon eine Weile her, dass ich die Sparkasse angeschrieben habe, damit sie mir meine Kreditbearbeitungsgebühren von anno dazumals zurückerstatten. Und, obwohl in einem historischen Finanzloch festsitzend, habe ich mich darum nicht weiter gekümmert. Der Brief war ja raus, die Bestätigung der Sparkasse war auch schon da und ich hatte anderes zu tun. Zum Beispiel Pläne machen, wie verdammt nochmal wir die nächste Miete überwiesen werden.

Aber siehe da: Der Aktionismus zum Ende des letzten Jahres war nicht umsonst. Die Sparkasse hat tatsächlich sang- und klanglos die Gebühren nebst Zinsen erstattet. Ohne weitere Formulare oder Nachfragen und nach erster Überprüfung durchaus auch in korrekter Höhe.

Ich könnte jetzt der Verzögerung wegen rumranten oder allgemein unzufrieden sein – aber das ist schon eine gute Sache und weit besser als ich es erhofft hatte. Und das Plus auf dem Konto hat uns immerhin eine kleine Entlastung beschert. Ich hoffe, dass wir da keine Ausnahme waren.

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Kritik annehmen können

In ein paar Tagen erscheint mein erstes richtig echtes und bei einem Verlag publiziertes Buch. Meilenstein und so. Natürlich bin ich nicht der erste Blogger, der das macht, sicher nicht der beste und schon gar nicht der letzte. Sowas passiert halt. An sich muss sowas auch keine große Sache sein, sollte man meinen. Aber ja, das ist es doch.

Jetzt nicht wegen mir, meinem Buch oder so. Einfach so grundsätzlich.

Gerade als Blogger ist man per Definition eigentlich besser beraten als der Schreiberling im stillen Kämmerlein: Man bekommt ständig Reaktionen vom Publikum und kann das irgendwie in seine Arbeit miteinbeziehen.
Dummerweise stimmt das nur zum Teil. Natürlich bekommt man als Blogger Feedback und es ist meist, da ehrlich gemeint, sicher hilfreich. Leider aber sind die Reaktionen zu oft sehr unausgewogen. Für den Inhalt wird man schnell kritisiert, sobald man irgendwem auf den Fuß tritt. Ein „dummes Geseier“ hat man schnell an der Backe, wenn man mit dem entsprechenden Kommentator nicht übereinstimmt. Für Stil, Qualität und Kunstfertigkeit der eigenen Schreibe indes bekommt man allenfalls positive Kritik (Ausnahme: Rechtschreibfehler).
Das kann – und das sage ich aus eigener Erfahrung – dazu führen, dass man sich für außerordentlich begabt hält und sich nur dummerweise von ein paar Idioten sinnlos angegriffen fühlt.

Dabei ist stilistische Kritik wichtig. Sehr wichtig.

Ich schreibe nach wie vor nicht perfekt. Ich kann also kaum behaupten, dass diese Erkenntnis mein Leben gerettet hätte oder sowas. Aber ja, ich habe im Laufe der letzten paar Jahre durchaus gelernt, das zu schätzen.

Als ich im Laufe des letzten Jahres mein Buch geschrieben hatte, habe ich öfters Teile einer Lektorin zugesendet. Und die hat ihre Arbeit gut gemacht und ganze Absätze gestrichen, einzelne Wörter hinterfragt, mir Verbesserungen vorgeschlagen und teilweise manche Kapitel völlig umgekrempelt. Kurz gesagt: Sie hat mir als Autor das Leben absolut zur Hölle gemacht.

Ich hab das angenommen und viele ihrer Vorschläge umgesetzt und gelegentlich nur Vermerke angebracht, warum ich dieses oder jenes Wort aber genau richtig fände. Und das habe ich ein Jahr zuvor noch nicht gekonnt. Zumindest nicht so gut.

Ein Jahr zuvor hatte ich „Papa, ich geh zum Zirkus!“ rausgebracht, mein eBook, auf das ich immer noch stolz bin. Aber dieses eBook war ein Kampf, ein großer. Wie groß, das erahnte ich damals noch nicht. Da ich das Buch selbst verlegt habe, war ich keinem Verlag Rechenschaft schuldig, hatte keine professionelle Lektorin, war also eigentlich völlig frei. Das, was man gemeinhin als Autor so zu schätzen weiß.

ABER.

Stattdessen hatte ich etwas hervorragendes, das viel zu wenigen Menschen gegeben ist: Ozie.

Meine mich in allen erdenklichen Schieflagen unterstützende Frau, die mich nicht nur für meine Schreiberei liebt, sondern es sich dennoch bewahrt hat, mich trotzdem nach allen Regeln der Kunst zu kritisieren, wenn ich Scheiße baue. Ich muss zugeben, dass ich ihre Kritik in manchen Momenten gehasst habe und dass sich mein Interesse, nochmal stundenlang über eigentlich voll geile Sätze zu diskutieren, in Grenzen gehalten hat. Aber verdammte Scheiße, was haben wir zu zweit aus diesem eBook noch rausgeholt!

Nein, selbst heute ist es noch nicht fehlerfrei. Vermutlich wird es das niemals werden. Aber das, was ich als Rohtext angebracht habe, war um Klassen schlechter. Nicht schlecht, aber deutlich schlechter als das jetztige Ergebnis.

Natürlich war die Kritik noch einmal ein paar Stufen härter, weil ich sie von Ozie bekommen hab, die ich nunmal liebe. Und andererseits hab ich diese Kritik vermutlich deswegen besser annehmen können; sonderlich gut darin war ich damals aber trotzdem nicht.

Am Ende ist es für mich immer noch ein Angriff, wenn jemand „völlig unwichtige“ Details moniert, mir – obwohl selbst nicht Autor – Tipps gibt. Im Ernst: Das kann ziemlich wehtun und vermutlich geht das nie ganz weg. Doch gerade durch diese harte Lektion beim eBook kann ich meinen ersten, vorschnellen, Ärger runterschlucken und mich darauf konzentrieren, was der Kern der Kritik ist: Der Text, nicht ich.

Wie gesagt: Ich hab auch meiner Lektorin nicht alles durchgehen lassen. Wie sie mir eben auch nicht. 🙂
Künstlerische Freiheit muss sein. Aber deswegen sollte man sich nicht allen Verbesserungsvorschlägen verschließen. Ich hoffe, dass ich da immer mehr oder weniger den goldenen Mittelweg finde. Und falls das mal nicht klappen sollte, ist schlimmstenfalls ein Buch nur mittelprächtig. Und ich hab ja immer noch Ozie … 😉

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Wie man einem Häschen Kopfhörer aufsetzt

Hallo allerseits!

Auch diese Woche hab ich ein spannendes Tutorial für Euch! Und zwar wie man einem Häschen Kopfhörer aufsetzt – in fünf einfachen Schritten. Und es geht auch schon los:

  1. Häschen hinsetzen.
  2. Das linke Ohr ganz vorsichtig nach rechts über den Kopf des Häschens legen.
  3. Das rechte Ohr ganz vorsichtig nach links über den Kopf des Häschens legen.
  4. Häschen umdrehen. (da R/L-Tonspur sonst im falschen Ohr ankommt)
  5. Kopfhörer auf den Kopf des Häschens setzen. Fertig!

Viel Spaß beim Nachmachen und bis zum nächsten Mal!

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Das Jahr des Ryan Bell

Eine interessante und aus meiner persönlichen Sicht dann doch auch schöne Geschichte kommt aus den USA und einige werden sie vielleicht schon mitbekommen haben:

Der Pfarrer Ryan Bell hat das komplette Jahr 2014 ohne Gott gelebt (Originaltext, englisch). Er hat also nicht mehr gebetet, ist nicht mehr zur Kirche gegangen und hat sich darin geübt, atheistische Weltansichten zu verstehen. Davor war er wohl schon ein recht freigeistiger Pfarrer und durchaus am Hadern mit dem Glauben – aber eigentlich wollte er zu seinem Glauben zurückfinden, indem er die Erfahrung macht, wie es ist, wenn Gott fehlt.

Er hat sich bloggend in dieses Jahr begeben und ist durch ein wenig Öffentlichkeit schnell mit der atheistischen und skeptischen Szene in Kontakt gekommen. Es soll dieses Jahr sogar einen Dokumentarfilm über ihn geben. Das einst folgsame Schäfchen Ryan Bell hat viel gelesen, viel gelernt und schon weit vor Ablauf des Jahres ziemlich kritische Worte gegenüber seiner Ex-Religion gefunden. Und Gott? Bell hat nicht nur keinen Unterschied bei seiner „Abwesenheit“ bemerkt, sondern auch festgestellt, dass ein Weltbild ohne Gott nicht nur irgendwie besser erklärbar ist, sondern auch besser zu seinen Moral- und Wertvorstellungen passt. Er ist inzwischen atheistischer Humanist und hat seine Erkenntnisse und Überlegungen in seinem Blog geistreich und mit erstrebenswerten Selbstkritik vermittelt.

Er gibt zu, dass es ihm schwerfällt, seinen Glauben loszulassen und er gibt auch zu, dass er eigentlich froh wäre, wenn es Gott geben würde. Aber er beschreibt auch seinen Erkenntnishunger, der ihn plötzlich getrieben hat, bis ihm aufgefallen ist, dass er schon vorher viele Stellen der Bibel ignoriert hat, weil sie nicht zu all dem da draußen gepasst haben und wie er letzten Endes zu der Erkenntnis gekommen ist, dass nicht Gott die Erde geschaffen hat, sondern die Menschen Gott. Dabei sind seine Beiträge so unaufgeregt, wie man sich das bei diesem großen Thema überhaupt nicht vorstellen kann. Obwohl er seinen eigenen Ex-Glauben durchaus radikal als Unsinn entlarvt, findet man nicht den Hauch von bösen Worten, geschweige denn irgendwelche Angriffe auf Noch-Gläubige. (Ich habe nur ein paar ausgewählte Einträge gelesen, vielleicht gibt es auch Ausnahmen)
Er arbeitet inzwischen sogar für eine kirchliche Obdachlosenhilfe.

Dass Bell zuvor schon ein Zweifler und offenbar ein Humanist war, der sich z.B. gegen die Diskriminierung von Homosexuellen und Transgendern ausgesprochen hat, trübt vielleicht ein wenig das „Märchen vom gewandelten Hardliner“. Was aber viel schöner als ein Märchen ist, ist eine wahre Geschichte. Und so eine scheint jene von Ryan Bell zu sein. Und ich meine es ernst: Ein Blick in seinen Blog lohnt wirklich!

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Die anderen

Mir geht’s ja gut. Ich hab heute die Arbeit hinter mich gebracht und war eigentlich ganz zufrieden. Das Warten auf die Bahn hab ich ins Innere eines Dönerladens verlegt, danach, in der Bahn, war es ja schön warm. Hach.

An der Umsteigehaltestelle ist sie mir gleich aufgefallen. Sie war für diese Jahreszeit leicht mangelhaft bekleidet und watschelte reichlich angetrunken durch die Prärie, um die Anschlussbahn in die andere Richtung zu nehmen. Wir standen uns also beim Warten gegenüber.

Mir war gelinde gesagt arschkalt, aber das trifft nicht einmal ansatzweise das, was sie durchzumachen schien. Ich war zwar auch schon leicht müde und hatte ein Hemd zu wenig unter der Jacke an – aber dank großzügiger Fettpolster und einer in 5 Minuten kommenden Bahn war ich recht zufrieden. Wie warm ihre Jacke war, weiß ich nicht einzuschätzen, aber alleine der Blick auf ihre Strumpfhosen ließ mich weiter zittern. Ich bin wohl inzwischen alt genug dafür. Als Jugendlicher hab ich mich immer gewundert, was für absurde Angst Erwachsene vor Kälte zu haben schienen.

In dem Fall war das aber gerechtfertigt.

Denn die Frau – im Übrigen schon etwas vom Jugendalter entfernt – zitterte nicht nur, sondern rief auch ihren (oder einen) Freund an und bat ihn, sie dringend abzuholen. Ihre Bahn brauchte nämlich im Gegensatz zu meiner noch gute 20 Minuten. Wie dem lautstarken Gespräch zu entnehmen war, sah besagter Freund da keine Notwendigkeit. Er hatte sie sicher nicht so leidend vor Augen wie ich, aber mich hat das dann doch überrascht. Gut, vielleicht hätte er ähnlich lange wie die Bahn gebraucht, aber ein bisschen mehr Zuspruch hätte die Situation sicher entschärft.

Ich sag’s ehrlich, ich wäre ja gerne die Rettung in Not gewesen, aber ich konnte es nicht. Auf meine Jacke zu verzichten war nicht drin. Es war zu kalt und eine neue hätte ich mir nicht leisten können. Scheiße, aber wahr. Und sie auf die Idee bringen, doch erst einmal die andere Bahn in die entgegengesetzte Richtung zu nehmen – zum Aufwärmen?

Mir fiel das zum einen zu spät ein. Zum anderen waren wir da alleine. Ich bin nett und schaffe es, als Taxifahrer vertrauenswürdig rüberzukommen – aber ja, ich habe gewisse Hemmungen, als schwarz gekleideter Zweimetertyp irgendwelche fremden Frauen nachts zu überreden, doch lieber mit mir in eine Bahn einzusteigen.

„Zu Ihrer Sicherheit …“

Ja ja, schon klar.

Ich bin mir sicher, dass in 15 Minuten niemand erfriert. Aber manchmal frage ich mich dann doch, ob ich solche Situationen nicht zu sehr zerdenke. 🙁

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