15. Mai 2014 · 04:59
„Mal wieder isses so weit!“ wäre vielleicht passender.
Ja, das Bild oben ist kein Fake. Es ist zwar etwa 25-mal bearbeitet und sieht dem Original dadurch nicht mehr sehr ähnlich, aber es ist der bereits vom Verlag unterzeichnete Vertrag über das Taxibuch.
DER Moment, DIESES Ereignis, DAS EINE, worauf so viele Leute warten, was so viele herbeisehnen. Liegt hier bei mir, in mehrfacher Ausfertigung. Wahnsinn! Ich hoffe, Ihr versteht, dass ich gerade ein bisschen aufgekratzt bin, denn die Bedeutung ist mir wohl bewusst.
Andererseits ist da jetzt schon der Gedanke an den Fortschritt des Manuskriptes, der an das Warten auf die Veröffentlichung und und und.
Eigentlich kann ich noch gar nicht altklug daherreden. Ich fühle mich weder alt noch sonderlich klug. Entsprechend fehlt mir ein Bezug zu jenem zusammengesetzten Begriff. Aber ich glaube, inzwischen verstanden zu haben, dass es DEN Moment nie geben wird. Schöne? Ja! Besondere, erwartete und unerwartete, tolle, unglaubliche, wahnsinnige: Ja. Aber da ist kein Moment der Erlösung und keiner, an dem man zu Recht sagt:
„Jetzt hab ich’s geschafft, nun isses so weit!“
Den Gedanken hat man öfter. Aber es passiert immer was neues. 2008 hab ich mir den Arsch abgefreut, dass ich namentlich in einem Artikel der Tomorrow erwähnt wurde, Anfang 2014 hab ich eine Einladung zum Frühstücksfernsehen von Sat 1 abgelehnt. 2010 wurde erstmals einer meiner Blogartikel vom bildblog verlinkt, um 2011 hab ich das erste Mal wirklich etwas Geld mit dem Schreiben verdient, dann waren da plötzlich erste Fans und Anfragen von (eher nicht so seriösen) Verlagen. Dann BOB-Nominierung, mein eBook – und plötzlich war da eine Literaturagentur, die hatte dann ernsthafte Verlage und jetzt sitze ich hier mit 11 Seiten Hardcore-Juristendeutsch.
In Zukunft freue ich mich auf das erste Buch in meiner Hand, im Handel, das erste Mal signieren, natürlich auch die erste Abrechnung. Ich werde hoffentlich noch einen Roman schreiben, besser mehrere. Dafür Verlage finden, vielleicht mal rezensiert werden oder gar mal einen kleinen oder größeren Preis für irgendwas gewinnen. Könnte alles sein – oder nix davon.
Jetzt, in diesem Moment, sitze ich hier und hab den Vertrag noch nicht unterschrieben. Aber das ist das nächste, was ich tun werde. Danach werde ich das Buch mal zu Ende schreiben, und dann vielleicht ein anderes von den paar angefangenen, die was werden könnten. Und irgendwann wird es den nächsten Anlass für einen Eintrag wie diesen hier geben, den nächsten wundervollen und gleichermaßen einzigartigen und doch nicht einzigen Punkt, an dem ich am Ende gedacht haben werde:
„Nun isses so weit!“
Viele von Euch wissen, dass ich Neil Gaiman für seine „Make good art“-Rede liebe. Weil er für diesen komischen, „künstlerischen“, Bezugsrahmen nicht nur inspirierende, sondern auch wahre Worte gefunden hat. Und, vielleicht noch beeindruckender: dass er sie gefunden hat als jemand, der auf dem Gebiet mehr erreicht hat, als ich es mir selbst in meinen kühnsten Träumen ausmalen kann – auch ich aber, als kleiner Blogger mit dem ersten Buchvertrag, absolut nachvollziehen kann, was er meint, wenn er sagt:
„I didn’t have a career, I just did the next thing on the list.“
Zugegeben, eine große Liste wie Gaiman hab ich nicht. Aber ich bin ziemlich geübt darin, mir Listen zu erstellen. Daran wird es nicht scheitern. Und dann mal schauen, was für tolle „Nun isses so weit!“-Momente da draußen noch so warten.
Am gestrigen Abend haben wir hier eiligst eine Flasche Sekt kaltgestellt, nur um nach zwei Folgen „Person of Interest“ und zwei Tellern der besten Spaghetti aller Zeiten besser darauf zu verzichten. Alles macht so ein hibbeliger Magen dann ja auch nicht mit. Auf meiner ToDo-Liste für heute steht „Verträge unterzeichnen“, neben „Küchentisch aufräumen“ und „70 € Umsatz Taxi“, auch die schönsten Momente haben hässliche Konkurrenz.
Aber davor werde ich mir vielleicht nochmal die Rede von Gaiman ansehen und über Listen und Berge nachdenken. Alles andere hat Zeit. Bis es so weit ist.