Eine gewisse Neugier bei technischen Dingen bringe ich ja mit. Ganz sicher. Aber heute auch nicht mehr überall. Selbst Computer können mal anfangen, zu nerven. Sicher baue ich mir meine Grafikkarten selbst ein und lasse Betriebssysteme nicht vorinstallieren, wenn es sich nicht aus irgendwelchen Gründen anbietet. Da bin ich doch eigentlich versiert und interessiert genug.
Dachte ich.
Denn was bei PCs nach wie vor zutrifft, sieht bei meinem Handy schon wieder ganz anders aus. Ich bin mit den Dingern nie so richtig warm geworden, denn als sie noch kein Internet hatten, waren sie für mich entsetzlich langweilig und ich habe sie nie benutzt. Mein allererstes Handy hab ich mir erst zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm besorgt, weil es ein wenig fahrlässig gewesen wäre, den Cops mit ihren Funkgeräten einen Vorteil zu verschaffen. Danach hab ich es erst wieder aus der Schublade geholt, als ich mit Taxifahren angefangen hab. Und von da an ging es schnell Richtung Smartphone.
Aber im Gegensatz zu Computern, die ich halbwegs fachgerecht zerlegen kann, waren auch die neuen Handys für mich eher Spielzeuge, nicht die lustigen erforschenswerten Teile, die ich anno 2000 in meinen Maxi-Tower geschraubt habe. Folglich war ich jetzt ein wenig aufgeschmissen, als mein wunderbares Telefon nicht mehr das gemacht hat, was es sollte. Und im Laufe der Woche wäre ich schon zufrieden gewesen, wenn es wenigstens gebootet hätte.
Zwei oder drei Packstationssendungen werde ich wohl verpasst haben, weil deren blöde Mobile-TAN auf’s Handy gegangen wäre, aber keines der hier anwesenden Geräte meine SIM-Karte angenommen hat. Also zumindest nicht mit meinen Fertigkeiten – und ja, eine Karte einlegen kann ich gerade so noch … 😉
Nein, mein Handy hat sich standhaft gewehrt. Es hat den Bootvorgang kontinuierlich verwehrt und – was noch viel schlimmer war – das ließ sich nicht einmal lösen, indem ich einfach das Betriebssystem neu aufgesetzt habe. Zu Win98-Zeiten hab ich das noch monatlich gemacht – schon damit die Registry schön schlank bleibt. Inzwischen bin ich zwar vielleicht noch nicht ganz DAU, aber doch nur Nutzer der Geräte. Und was hat mich das gefuchst, dass bei diesen Scheiß-Handys formatieren nicht bedeutet, alles runter zu haben, was stört.
Da mein Telefon standardmäßig eine unsinnig veraltete Android-Version mit sich bringt, wenn man es z.B. bei Amazon kauft, war es bereits im Vorfeld von den netten Leuten gerootet und mit einem echt empfehlenswerten Cyanogenmod-ROM ausgestattet. Die schwierigste Arbeit war mir damit tatsächlich abgenommen worden, aber jetzt, da es Probleme machte, mussten ich und Ozie uns erst einmal reinfuchsen in die ganze Materie. Custom-ROMs, Rooting, Flashing und all die CWMs und stable Versions, die einem da auf dem Weg begegnen. Das ist das selbe wie mit den Internet-Bauern: Da kann einem niemand mal eben in einer halben Stunde erklären, wie das alles geht …
Folglich waren es auch eher so rund 20 Stunden Arbeit. Alleine für mich. Die Zahl der neu aufgesetzten Betriebssysteme in meinem Leben hat sich während der Zeit locker verdoppelt. Und ich hab gelernt, viel gelernt. Dennoch hätte ich es mal wieder nicht geschafft ohne die Hartnäckigkeit von Ozie. Und eben den Leuten, denen ich das Handy zu verdanken habe!
Ein äußerst geduldiger Mensch hat seinen Feierabend damit eingeleitet, mir am (Festnetz-)Telefon haarklein irgendwelche simplen Konsolen-Befehle zu buchstabieren, die ich, ganz ehrlich, längst selbst beherrschen hätte sollen. Aber nicht einmal das brachte etwas. Eine komplette Nacht Schlaf ausgelassen, saß ich immer wieder an Rechner und Handy und hab mit der Zeit die Hoffnung fast aufgegeben, das Teil nicht aus der Hand geben zu müssen. Was sollte ich nur heute Abend während der Arbeit tun!?
Dass ich nach locker 36 Stunden Wachphase jetzt noch lustig daherblogge, ist unter anderem auch der Verdienst eines Typen, den ich erst einmal für bekloppt hielt. In einem Forum im Netz schrieb er ein Posting zum Thema und sein Lösungsvorschlag hatte ganz offensichtlich nicht im Ansatz mit dem eigentlichen Problem zu tun. Aber er schrieb, es würde funktionieren. Und immerhin sah sein Problem am Ende eines langen Leidenswegs ähnlich aus wie meines. Ausprobiert haben wir es am Ende nur, weil es eigentlich auch nur noch um einen Download, ein ROM-Flash und um ein bisschen Dateienschubsen ging – alles Dinge, die wir hundertfach hinter uns hatten und auf die es am Ende einfach nicht mehr ankam.
Und siehe da …
Nein, so ganz klar ist mir immer noch nicht, wie das geklappt hat. Eine grobe, mehr philosophische als wissenschaftliche Erklärung mal außen vor gelassen. Aber es zeigt, dass es sich lohnt, am Ball zu bleiben. Vielleicht schaffe ich das hier und da ja auch mal wieder ein bisschen mehr.