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Ich schwöre …

Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, dass ich mit der Hochzeit ein sicher nicht gerade unwichtiges Versprechen gegeben habe – noch dazu eines, bei dem mehr als bei allen anderen stets unklar ist, ob man es halten können wird. Dennoch habe ich am gestrigen Abend ein weiteres abgeben müssen, ebenfalls Ozie gegenüber. Wir nennen es

Das heilige Handschuh-Versprechen

Ich muss gestehen: Ich kann Handschuhe nicht sonderlich gut leiden. Ich erkenne ihre Nützlichkeit an, aber meist ertrage ich lieber ein wenig Leid, als sie zu tragen. Schnee zum Beispiel! Wie oft wurde mir in meinem Leben gesagt, ich solle doch Handschuhe anziehen, wenn es schneit. Aber die perfekten Schneebälle, die man seinem Bruder ins Gesicht schmeißt, bauen sich nunmal ohne Schutz!

Und wenn wir an Hygiene denken, dann sollte ich am Besten im Taxi Handschuhe tragen. Ich weiß selber, wie gerne ich in der Nase popel, was weiß ich da, welche Körperöffnungen die Hände präferieren, die mir mein Geld geben?

Die einschneidendsten Erfahrungen aber – und da kommen wir langsam zum eigentlichen Thema dieses Artikels – hab ich diesbezüglich mit Chilis gemacht. Als ich frische Habaneros zum Einfrieren kleingeschnitten habe, tat ich dies ohne Handschuhe. Mal abgesehen davon, dass nach dieser Entscheidung zwangsweise jedes Sexleben (ausgenommen eines mit Handschuhen) erlischt, wurde meine linke Hand bei diesem Experiment taub und dieser Zustand hielt rund einen Monat an. Ich habe nicht einmal eine Ahnung, wie das biologisch möglich war, aber es war eine beeindruckende Erfahrung. Ich bin da bei Chilis ja ganz relaxt. Unvergessen auch der Moment, in dem ich in eine Habi gebissen habe, um der Verkäuferin im KaDeWe zu beweisen, dass diese mitnichten so scharf sind, wie es sich gehört.*

Aber Ozie baut ja gerade für uns beide jede Menge Chilis an.

Ein Foto unserer Fuego-Chilis

Langsam reifen sie ab … Quelle: Sash

Die bislang ertragreichsten sind die Fuegos (siehe Foto), eine NuMex Suave ist fast abgeerntet und die Habaneros kommen so langsam. Aber wir denken über die nächsten Generationen nach. Und aus reinem Ehrgeiz – einfach um behaupten zu können, wir hätten das mal gemacht – wollen wir uns auch an die Bhut Jolokia wagen. Und die erfordert dann vielleicht doch etwas mehr Vorsicht als mein Draufgängertum im capsaicinhaltigen Universum normalerweise vorsieht …

Und deswegen hat Ozie mir im Gegenzug zur in Aussicht gestellten Aufzucht das Versprechen abgerungen, dass ich die Jolokia ausschließlich mit Handschuhen anfassen werde. Heiliges Handschuh-Versprechen eben. Ich werde es überleben – vermutlich genau wegen der Handschuhe 😉

*für eine Habanero war sie tatsächlich mild. Es hat keine halbe Stunde gedauert, bis nichts mehr brannte. Ich hatte mich dennoch etwas verschätzt, weil ich zuvor nur an der Außenseite der Frucht probiert hatte und Chilis das meiste Capsaicin nunmal rund um die Scheidewände speichern.

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Leider kein Budget

Was man mit der Zeit so erlebt beim Bloggen …

GNIT ist relativ erfolgreich, zumindest wenn man in den Maßstäben von Jobblogs rechnet. Und so melden sich irgendwann die „klassischen“ Medien.

„Mensch, da ist ein Taxifahrer, der gut schreiben kann – lass uns mit dem oder über den mal was machen!“

Das ist toll und es ehrt natürlich immer auch ein bisschen. Offenbar ist es also gut genug für die große Öffentlichkeit, nicht nur für einen kleinen Haufen eingeschworener Fans. Und im Ergebnis kann es wirklich angenehm sein. Mit einem Journalisten ein paar Cola zu trinken, eine Pizza zu essen und über das eigene Leben und die Arbeit zu reden. Zum Radio hat es mich auch schon verschlagen, dafür bin ich dann sogar länger wachgeblieben, weil die Sendung live war. Und auch das war eine angenehme Erfahrung.

Nun bringt es das Leben aber so mit sich, dass nicht immer alles bestens klappt. So hatte ich nun eine Anfrage einer Produktionsfirma, die für den RBB eine Show produziert. Es wäre schön, wenn ich als Taxifahrer mit den beiden Moderatoren so etwa zwei Stunden durch Berlin gondeln könnte. Der Termin wäre Montag um die Mittagszeit gewesen. Puh …

Nicht nur, dass ich da für gewöhnlich frei habe und schlafe – nein, das hätte auch bedeutet, eigens ein Auto zu holen (so überhaupt eines frei gewesen wäre), eine ganze Menge Umhergegurke und Anstrengungen. Schon ohne die Sendung an sich. Und im Mittagsverkehr mit zwei Profis für eine Sendung zu quatschen ist bei aller schönen Erfahrung immer noch Arbeit. Ein Honorar wäre natürlich nicht vorgesehen. OK, das hatte ich auch nicht erwartet und ohnehin noch nie eines bekommen. Aber eine Frage stellte ich dann doch: Kein Honorar wäre schon ok, aber die Kosten für die Fahrt würden sie doch sicher übernehmen, oder?

Die wirklich sehr nette Ansprechpartnerin versprach, nachzufragen und meldete sich ein paar Tage später wie eigentlich zu erwarten war mit der Info, es gäbe leider „absolut kein Budget“ für die Sendung, aber sie könnten gerne mal bei meinen Chefs nachfragen, ob die mir für die Sendung ein Auto zur Verfügung stellen würden. Aha.

Damit war die Sache für mich gestorben. Endgültig. Und ein bisschen genervt bin ich auch. Kostendruck ist zweifelsohne ein Problem, dem man irgendwie entgegentreten muss – aber „absolut kein Budget“? Kann es sein, dass die Medienmacher da draussen ein bisschen vergessen, dass auch den Gästen Unkosten entstehen? Und dass man vielleicht sogar als Taxifahrer oder Taxiunternehmer nicht mal eben alles stehen und liegen lassen kann, bloß um mal ins Radio zu kommen? Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass da jene pissige Arroganz der alteingesessenen Medien dahintersteht, die ihnen einredet, sie wären ja so toll, dass alleine eine Meldung vom Radio oder Fernsehen jeden Normalbürger begeistert aufspringen lässt und der für seine große Chance alles mitmacht. Wir wollen ja alle mal ins Radio und die tollen Leute da kennenlernen!

Teil der Anfrage war, ob wir „am besten irgendwo in Kreuzberg“ mit der Fahrt anfangen könnten, dort würden die Moderatoren nämlich wohnen. Ist schon praktisch, wenn man einen Taxifahrer kostenlos an Land zieht, denn dann muss man einem Herrn Joko Winterscheidt einmal weniger die Anfahrt bezahlen, nicht wahr?

Ich kann bloß allen raten, sich genau zu informieren, wenn die Medien wegen irgendwas anfragen. Manchmal sind da wirklich tolle Erlebnisse dabei und es macht viel Spaß. Manchmal allerdings ist es wohl eher so, dass sie irgendwelche Dummen suchen, die ihnen kostenlos Content liefern. Und das macht man als Blogger ohnehin ständig – und gerne. Aber zu eigenen Konditionen.

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In der Schleife der Zahnfee

Ich und Ärzte. Schwierig.

Nicht, weil ich ich Ärzte nicht leiden kann. Im Gegenteil. Ich schätze die Damen und Herren in Weiß sehr und gerade als Asthmatiker entwickelt man schnell Respekt vor der modernen Medizin, so beinahe wundervoll kommen einem die Möglichkeiten vor, plötzlich angenehmer leben zu können. Und ich gehöre auch nicht zu den Neidhammeln, die den Typen ihren Porsche missgönnen, die sich durch ein dröges und ewiges Studium quälen, um letzten Endes von Idioten zugequasselt zu werden, dass im Internet aber steht, Furunkel am Arsch seien viel besser mit Granderwasser zu heilen.

Dass das nicht blind-blöden Gehorsam verlangt, ist mir klar. Hätte Ozie vor 10 Jahren ihrem Arzt vertraut, hätte ich sie nie kennenlernen dürfen und mein derzeitiger Hausarzt ist auch eher für Krankschreibungen gut. Aber er überweist einen auch, wenn man mal was ernstes hat.

Meine Erfahrungen sind dabei aber eigentlich nicht die schlechtesten gewesen, meine Ärzte waren immer in Ordnung. Selbst die Zahnärzte. Dass ich das so einschätze, ist nicht weiter verwunderlich, schließlich hatte ich eigentlich die komplette Kindheit und Jugend über keine Probleme mit meinen Zähnen.

Leiden können habe ich es dennoch nie. Im Taxi komme ich gut damit zurecht, fremden Leuten auf die Pelle zu rücken – Ärzte hingegen dringen mir immer ein wenig zu weit in meine Komfortzone ein. Ein Zahnarzt, der seine Finger in meinem Mund hat und mich zum Putzen ermahnt, ist für mich ähnlich angenehm wie eine fremde Frau, die einen Penis in der Hand hält und sarkastisch meint:

„Hmm, naja. Bisschen klein, aber’s wird schon gehen.“

Das ist einfach auch ohne entsprechende Komplexe unlustig. Eine echte Phobie ist es wohl nicht, aber extremes Unbehagen. Und, ganz im Vetrauen: ich hasse Unbehagen! Dementsprechend lief der Zahnarzt spätestens nach meinem Auszug aus dem Elternhaus unter ferner liefen – was sich natürlich nicht unbedingt positiv ausgewirkt hat. Mit der mangelnden Kontrolle fiel auch das Putzen sparsamer aus und mein Gebiss ist nun nicht mehr in allzu gutem Zustand. Verticke mein Röntgenbild gerne als Negativbeispiel.

Aber gut, ernstlich Probleme hatte ich damit nie. Mein Lächeln ist zwar nicht mehr schön, aber wer hat schon noch was zu lachen auf dieser Welt? Abgesehen davon: Eitel war ich nun wirklich nie. Im Grunde haben die Komplexe bezüglich meines Gebisses nur die des Übergewichts wegen verdrängt und ich finde es ja ok, wenn es öfter mal was neues gibt. Zahnschmerzen hatte ich allenfalls mal einen oder zwei Tage lang und als erwachsener Mensch kennt man ja mit der Zeit die wirksamen Schmerzmittel …

So lief das alles auch ganz schnuffig und für mich ausreichend zufriedenstellend. Bis neulich.

Ich weiß nicht, wer schon mal einen Abszess am Kiefer hatte, aber ich kann garantieren, dass es ungeachtet der eingenommenen Schmerzmittel kein Spaß ist. Hätte man mich davor gefragt, dann hätte ich das Zufrieren der Hölle zeitlich deutlich früher eingeordnet als mein Einverständnis, mir durch einen Zahn in den Kiefer bohren zu lassen, um eitriger Plörre den Ablauf in meinen Mund zu ermöglichen. Ich kriege nämlich schon einen Würgereiz, wenn ich Blut schmecke und bin bei Schmerzen allenfalls so hart im Nehmen wie ein kleines Mädchen. Nur war es eben weit schlimmer, was ich die 24 Stunden zuvor durchgemacht hatte. Um es diplomatisch auszudrücken: Ich glaube seitdem nicht mehr daran, dass ich mich mit Schmerzmitteln umbringen kann …

Da landete ich also notgedrungen in einer Zahnarztpraxis, kurz vor Feierabend, und hab mich der Welt und insbesondere der Ärztin ergeben. Im Grunde ging es mir nur darum, die Schmerzen loszuwerden, ich hätte die Aktion nach dem ersten Besuch für beendet erklären können. Abgesehen von der kompetenten (wenn auch nicht schmerzfreien) Hilfe hat mich damals schon die Organisation der Praxis erfreut. Keine Wartezeit – und das war kein Einzelfall. Selbst für mich als Nachtarbeiter passende Termine am späten Nachmittag zu finden war bisher nie ein Thema.

Nach der zweiten Nachuntersuchung kam das Thema erstmals wirklich auf das, was bei mir noch alles machbar wäre, bzw. „nötig“. Dass mich eine Zahnärztin nach einer schmerzhaften Behandlung überzeugen könnte, ab jetzt doch regelmäßig zu kommen – ich hätte es nicht für möglich gehalten. Aber so war es. Vielleicht war es ihr Pragmatismus, das Ausbleiben böser Vorwürfe oder doch nur Sympathie. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich auf dem besten Wege bin, mir meine Beisserchen erneuern zu lassen. Gestern erst hatte ich wieder einen Termin und dieses Mal habe ich das erste Mal jemanden ohne Betäubung bohren lassen.

(Mal abgesehen davon, dass die Zähne schon fast hinüber waren: die Betäubungsspritzen ins Zahnfleisch finde ich ekliger als sich Habaneros ins Auge zu reiben. Und ich weiß, wovon ich rede. Zudem hatte ich auch mit Betäubung immer Schmerzen, wenn es an den Nerv ging.)

Es ist nicht so, dass mich die Sache nicht weiterhin vor harte Prüfungen stellt. Es müssen einige Zähne gezogen werden, ich war quasi überrascht davon, wie viele ich überhaupt habe, als ich das gelesen habe. Und das stellt mich wegen der Schwere des Eingriffs vor psychologische, organisatorische und ggf. finanzielle Hürden. Aber ich bin zuversichtlich. Und das hab ich letzten Endes wirklich nur meiner Zahnärztin zu verdanken. Auch wenn ich mir des begrenzten Nutzens dieses Links bewusst bin, wollte ich ihn doch einmal gesetzt haben:

Praxis Dr. Kornelia Schleife
Niemegker Straße 7
12689 Berlin

Website

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Memory 2.0

Irgendwo habe ich derletzt mal wieder gelesen, dass die arme Jugend von heute es doch so bitter haben wird, da sie später keine schönen Erinnerungen an die Natur, Ausflüge etc. haben wird – weil sie ja immer nur vor dem Rechner hängt. Aha.

Also mal abgesehen davon, dass das immer nur einen Teil der Leute betreffen wird – ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass das völlig egal ist. OK, ich mag nicht ausschließen, dass dereinst Hirnforscher dem widersprechen werden, aber vorerst würde ich mal die These aufstellen, dass es nix gibt, was mehr egal sein könnte.

Dazu ziehe ich einfach mal – so ist das bei unserösen Behauptungen Usus! – eine subjektive Testperson heran. Der Einfachheit halber – auch das macht man so! – bin das ich. Ich bin im Großen und Ganzen ein Couchpatatoe wie aus dem Lehrbuch. Ich bin zwar nicht wirklich aufgewachsen mit Computern, aber es ist nicht so, dass ich nicht auch viele Erinnerungen daran hätte. Vor dem Internet sehe ich mich mit dem Schwob in der kleinen Wohnung unseres zukünftigen Stiefvaters das Spiel Digger zocken. Ich sehe Tekken2-Fights um die ersten Bier im Keller beim Sohn eines ehemaligen Vermieters. Dann wiederum erinnere ich mich an schweißnasse Hände beim einstündigen Rennen an der Playstation in GT2, fühle mich bei Liedern vom zweiten H-Blockx-Album Discover my Soul an den Pentium 1 erinnert, auf dem ich Geheimverstecke in Wolfenstein 3D gesucht habe und denke an die vielen Achterbahnen bei Rollercoaster Tycoon mit sachma im Wintergarten meines Vaters. Unvergessen ebenfalls die LAN-Sessions mit dem Hub neben dem Katzenklo und den Headshots im Crane-Level von Unreal Tournament.
Später saß ich mit einem Bier in der Hand neben meinem Mitbewohner, während wir emule beim Saugen zugesehen haben, ich sehe mich Briefkunstwerke, Websites und Blogs erstellen. Ja, an manche Einträge, an manche Kommentare und Tage des Schreibens erinnere ich mich sehr genau. Ebenso an Chats, an tolle Texte, Bilder, Videos.

Alles was dabei auf dem Monitor erschien, war nicht real im eigentlichen Sinne. Jetzt, da es nur noch Erinnerungen sind, spielt das kaum mehr eine Rolle. Als ob Erinnerungen in diesem speziellen Sinne real wären. Die Hacker haben es anno dazumal als erste erkannt: Computer und insbesondere Netzwerke eröffnen neue Welten. Im Übrigen ebenso wie jede Form von Kunst es immer getan hat.

Meine Eltern saßen noch bekiifft auf Konzerten rum. Das hab ich auch getan, aber darüber hinaus denke ich eben auch manchmal wehmütig an stundenlanges Auskundschaften irgendwelcher Level zurück.

Die Computer, das Internet, ja sogar Computerspiele sind mittlerweile glücklicherweise weitgehend als kulturelle Bereicherung akzeptiert. Dennoch müssen sie hier wieder mal als das Böse herhalten. Wieso?

Je nachdem, auf welches Zeitalter und welche vorherrschende Meinung oder Kunstform ich mich zurückbesinnen soll, müsste ich eine ganze Menge Quatsch erlebt haben. Jahrhundertelang galt es als Königsdisziplin, in Frauen aus höheren Ständen verliebt zu sein und sie nie zu bekommen. Von Weltreisen bis zu Gruppensexorgien gibt es wahrscheinlich immer irgendwelche Dinge, die man selbst einfach nie erlebt und die einem irgendwer als unverzichtbar einreden will. Kaum jemand jedoch kann jemals alles erlebt und gesehen haben. Wir wissen nicht einmal, ob Goethe es z.B. nicht auch völlig geil gefunden hätte, sich bei WoW Level um Level nach oben zu kämpfen.

Natürlich sollte jeder irgendwann mal auf einen Baum geklettert sein. Auf der anderen Seite ist meine prägendste Wald-Erfahrung schmerzlicher gewesen als jeder Headshot bei TacticalOps – ich hab meinen geliebten Teddy im Alter von 7 Jahren im Eutiner Staatsforst zugunsten eines Stockes liegen lassen. Und ich bin verdammt froh, dass es nur ein Teddy und kein Computerspiel war!

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„Er hat Jehova gesagt!“

Mich juckt es seit Tagen in den Fingern, etwas über die ganze Mohammed-Film-Karikaturen-Geschichte zu schreiben. Erschreckenderweise ist das schwierig, obwohl ich meine Meinung zum Thema recht knapp umreißen könnte. Filme werden gedreht, Botschaften brennen, Menschen sind beleidigt, Menschen sterben und jetzt verschiebt die Bundesregierung sogar eine Plakatkampagne, um bei der angespannten Lage nicht noch Öl ins Feuer zu gießen.

Und alle berufen sie sich darauf, dass sie entweder besonders zivilisiert oder aber die Krone der Schöpfung sind. Man kommt eigentlich nicht umhin, der eigenen Spezies einen ironischen Applaus zu spendieren und Zugaben zu verlangen …

Aber problematisch am Schreiben darüber ist viel weniger die Hitzigkeit, mit der die Debatte geführt wird oder gar die Angst, irgendwem auf die Füße zu treten. Es ist eher so, als würde man nachts mit zugebundenen Augen besoffen auf einem Pogostick durchs Minenfeld hüpfen und darauf hoffen, genau dem schmalen Pfad zu folgen, der zur sicheren Passage bereits geräumt wurde: man weiß, dass es schief geht und versucht doch verzweifelt, den richtigen Anfang zu finden.

Dass ich kein Freund von Religionen bin, ist hinlänglich bekannt. Und ihr könnt mir glauben, dass mit jeder Nachricht von religiösem Fanatismus in mir ein bisschen Humanität der Zynik weicht und ich darüber nachzudenken beginne, dass es doch eigentlich für alle Beteiligten ganz nett wäre, wenn die wirklich frommen Schäfchen möglichst schnell zu ihrem vermeintlichen Schöpfer zurückkehren. Aber natürlich ist das polemisch und billig.

Ich bin ein großer Freund der Religionsfreiheit. Zum einen, weil ich nicht an Verbote und ihren Nutzen glaube. Zum anderen, weil jeglicher Glaube an sich natürlich eine im Grunde rein mentale Sache ist und es sich aus wiederum vielerlei Gründen verbietet, Menschen dafür zu verurteilen, wie sie ihre Fantasie verwenden. So gesehen bin ich im Allgemeinen Religionen gegenüber tolerant. Toleranz ist im Übrigen nicht das, was die Leute darunter verstehen, die immerzu sagen „Ich bin da tolerant, aber …“. Toleranz bedeutet, etwas zu dulden und etwas Menschen zugestehen, mit dem man selbst NICHT einverstanden ist.

Toleranz ist wichtig, denn abgesehen von einigen Dingen, die man ohne inneren Widerspruch akzeptieren kann, gibt es immer auch Differenzen, die durch Toleranz beigelegt werden können. Aber sie muss in gewissen Punkten auf Gegenseitigkeit beruhen. Purer Intoleranz tolerant zu begegnen ist zum einen schwierig, zum anderen ein schlicht unfairer Kampf, bei dem man letztlich verliert. Ich kann zwar damit leben, dass Menschen dieser verbohrten Splittergruppierung FDP der Meinung sind, Steuersenkungen seien voll total dufte – brauche aber nicht ernsthaft mit Menschen diskutieren, die sich tatsächlich für besser halten, weil sie deutsch, heterosexuell, Männer oder eben Moslems oder Christen sind.

Und das liegt das Problem. Obwohl die Religion wie jetzt gerade wieder ziemlich weltliche Probleme hervorruft, entzieht sie sich ihrer Kritik schon vom Grundverständnis her, indem sie ins Metaphysische ausweicht und von diesem Standpunkt aus unantastbar bleibt. Als irrationales Überzeugungssystem muss sich die Religion allein aus historischen Gründen nicht an der Realität messen lassen. Während wir Homöopathiespinner als solche benennen können, Holocaustleugner gar bestrafen für ihre nachweislich falschen Behauptungen, bleibt den Religionen stets der Rückzugsraum der Religionsfreiheit – obwohl sie nicht minder unplausiblen Quatsch verbreiten und – im Schlimmsten Falle wie beispielsweise jetzt eben in katastrophal bildungsarmen Gegenden mit den entsprechenden Strukturen – Gewalt schüren. Gegen Andersgläubige, bzw. – und das ist ja das perfide – in ihrem Sinne Ungläubige.

Ausgerechnet die großen monotheistischen Religionen mit ihren Absolutheitsansprüchen und ihren Überzeugungen, dass „die Anderen“ entweder im Diesseits ausgerottet oder aber mit gewissem „Recht“ im Jenseits entsetzlich gequält werden dürfen, genießen vielerorts einen besonderen Schutz von staatlicher und moralischer Seite.

Ich habe nichts gegen imaginäre Freunde. Und wenn jemand lieber zu Gott oder Allah betet, anstatt zu feiern, zu diskutieren, zu lachen, zu arbeiten, zu prokrastinieren, zu leben … ist mir völlig wurscht. Ja, ich verstehe es nicht. Das muss ich zugeben. Aber ich lasse es den Menschen, da bin ich tolerant. Wie eingangs erwähnt.

Wenn aber irgendwer meint, dass sein Zwiegespräch mit Gott es rechtfertigt, im Leben unschuldiger Menschen herumzupfuschen, oder gar es anzugreifen – dann hört auch bei mir die Toleranz auf! Dann muss auch erlaubt sein, euren Gott für blöde und inkompetent, kindisch, albern, bösartig, widerwärtig und/oder schlecht zu halten – und dies zu kommunizieren! Und das ist eben kein spezielles Problem des Islam. Dessen Anhänger treten zweifelsohne gerade radikaler auf als andere Gruppen, letztlich liegt das Potenzial aber in jeder Religion mit Allgemeingültigkeitsanspruch.

Ich finde es somit selbstverständlich furchtbar, was gerade in einigen islamisch geprägten Ländern passiert. Mal abgesehen davon, dass niemand wegen eines Filmes oder einer Karikatur wegen getötet werden sollte – erst recht zutreffend ist das auf Menschen, die nur zufällig das selbe Land vertreten. Diese Grenzziehung ist ja nicht weniger bekloppt. Und das ist auch etwas, das an alle „Patrioten“ und „stolze Deutsche“ mal rausgehen sollte:

Ja, natürlich ist der Islam bekloppt! Ebenso wie die anderen Religionen. Jetzt wird gerade Jagd auf Amerikaner – aber auch auf Deutsche – gemacht – einfach, weil diese Leute (und wer weiß schon, wie die ticken? Am Ende sind es buddhistische grüne Lokalpatrioten) zufällig im selben Land geboren sind, dem selben Kulturkreis angehören oder sonstwie zufällig mit den in den Augen der Fundamentalisten Schuldigen zusammenhängen. Unschuldig, aber dennoch bestraft. DAS ist genau das, was IHR so toll findet! Denkt mal drüber nach!

Ich geh derweil kotzen.

PS: Sehr interessant und von einer anderen Mine aus springend betrachtet es Michael Hohner vom RatioBlog – dem ich übrigens mehr Leser wünschen würde, auch wenn der Autor bezüglich des unterhaltsamen Buches von Richard Feynman anderer Meinung ist … 😉

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Ein Herz für Bildunterschriften

Ich bin ja manchmal auch ein wenig albern bei Bildunterschriften, ich mag das. In bebilderten Texten ist das mitunter ein Platz, wo kleine Scherze gut aufgehoben sind und sie nicht jeder gleich sieht – manche auch gar nicht.

Ein Meisterwerk dieser kleinen Kunst für nebenher hat die taz in ihrem Artikel zum eigenen juristischen Sieg über Thilo Sarrazin untergebracht:

Häme in Reinkultur ;)

Resignierter Troll mit Brille wird verhöhnt. Quelle: taz.de, Bild: dpa

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An den Mittagsschlaf

Mittagsschlaf war als Kind schon scheiße. Ich kann zwar die Erleichterung von Eltern, Erziehern und Betreuern nachvollziehen, die ein Kind auch während der produktiven Tagstunden mal ins Bett gerzerrt bekommen – allein für den Einzuschlafenden ist es stets total bekloppt. Denn ob mit oder ohne Ansage: Der Mittagsschlaf kommt immer zur ungünstigsten Zeit.

Ob man zu Hause gerade plant, einen Wolkenkratzer aus Lego zu errichten, im Kindergarten vom Sandkasten aus das Gemüsebeet untertunneln will oder im Waldheim überlegt, dass man von der dicken Eiche relativ leicht aufs Hausdach gelangen müsste – in genau diesem Moment kommt irgendjemand an und zwingt einen, im langweiligen Bett rumzuliegen.

Ist man erwachsen und halbwegs selbständig, entfällt der unmittelbare Zwang meist. Im Gegenteil: Da wird ein kurzes Nickerchen am ein oder anderen stressigen Tag sogar zu einer willkommenen Entspannung, ja einer verheißungsvollen Abwechslung. Und wenn man sich keine Auszeit leisten kann, dann kann man sich je nach Vorliebe mit Kaffee, Cola oder Koks bei Laune halten.

Hüpft man jedoch todmüde und niedergeschlagen ins Bettchen, nachdem man sich die Zeit mühsam freigeschaufelt hat, dann ist der Mittagsschlaf zu Erwachsenen genauso scheiße wie zu Kindern, weil er sich nicht erzwingen lässt. Als Kind hat man schmollend über die Konstrukion des Lego-Turms nachgedacht und ich liege heute mit 30 Jahren unter meiner Decke und wäre froh, wenn ich an Lego denken könnte. Stattdessen nutzen Worte und Formulierungen die hereinbrechende Stille, um meinen Kopf zu umkreisen und Blogeinträge und Buchkapitel prügeln auf sich ein, weil jedes als erstes geschrieben werden will. Am Ende dieses ganzen Taras steht meist nicht der gewünschte erholsame Schlaf, sondern der Wecker und sein Klingeln klingt wie das „Sind sie frei?“ eines besonders ironischen Fahrgastes. Und – zack! – steht man wieder mitten im Leben. Beziehungsweise liegt, denn nichts liegt einem ferner, als in diesem Zustand aufzustehen.

Normalerweise überbrücke ich die folgende halbe Stunde damit, mich zu ärgern, die Zeit sinnlos vergeudet zu haben und mürrisch aufzuarbeiten, was mir alles entgangen ist. Heute nutze ich die Zeit lieber, mir dieses Gefühl von der Seele zu schreiben. Nimm dies, Mittagsschlaf: Du bist scheiße!

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