29. April 2012 · 08:30
(Nein, das ist keine Kopie des gleichnamigen GNIT-Textes!)
Ich habe schon öfter geschrieben, dass Kommunikation alles ist. Das meine ich auch nicht nur als philosophisches Grundprinzip, sondern es würde auch sicher eine tragende Rolle in dem Ehe-Ratgeber spielen, den ich noch nicht einmal im Ansatz zu schreiben geplant habe. Letzteres wäre nach fünfeinhalb Monaten Ehe vielleicht auch eine Spur zu optimistisch, selbst für mich.
Eigentlich wollte ich nur kurz schreiben, dass ich jetzt – Sonntag morgens um 8 Uhr – noch wach bin. Das ist nichts groß neues, aber es ist etwas kurios, wenn man sich den Verlauf der letzten 24 Stunden ansieht. Ich bin am Samstagmorgen um 9.30 Uhr ins Bett – das ist in Ordnung fürs Wochenende, ehrlich. Also in meinem Universum zumindest.
Statt nun wie geplant um 16 oder 17 Uhr halbmüde aber glücklich zu erwachen, formierte sich in meinen Gedanken schon zu früherer Stunde ein kurioser Traum. Er handelte von irgendeiner Dorffeier im tiefsten Schwarzwald, ich sah hunderte musizierende Menschen durch die Straßen und auf sattgrüne Berge ziehen. Vor sich Trommeln, im Takt schlagend, infernalisch laut. Aber klar: Ein Traum war es nicht. OK, die sattgrünen Berge, der Schwarzwald und 95% der Menschen durchaus. Leider nicht die Trommeln!
Als ich müdigkeitsverstrahlt um 12.07 Uhr in den Flur trat und theatralisch zerknirscht dreinsah, klärte Ozie mich auf, dass wohl irgendeine Jugendgruppe zur Einweihung des neuen Marzahner Busbahnhofs (!) so eine Art Open-Air-Konzert veranstaltete. Genau genommen waren es 6 oder 7 Hansel, aber dank ihrer nun direkt vor meinem Fenster befindlichen Position wünschte ich mir spontan, sie würden lieber dort einen Busbahnhof bauen, anstatt sowas zu veranstalten.
Nun hatten wir zudem einen herrlichen mörderischen Tag mit heller Sonne und 30°C hier in Berlin und mir wollte das Einschlafen nach diesem Akt der ungeahndeten Ruhestörung nicht recht gelingen. Ich wälzte mich im Bett, las hier und da ein paar Zeilen von Douglas Adams (war gerade mal wieder am vierten Teil) und verfiel nur hier und da mal minutenweise einem schnuffeligen Schlafritual, das glücklicherweise nicht dokumentiert ist, weil ich befürchte, darin eine gestrandete Seekuh zu spielen.
Um 18 Uhr gelang mir das mit dem Schlaf, aus dem Traum gerissen hat mich dann mein Tagfahrer: Ob ich heute fahren würde? Naja, vielleicht. Glaub schon. Wer ist dran? Und wo bin ich? Naja, er bräuchte jedenfalls länger, wäre gerade in Brandenburg, eine Stunde Verspätung, ob das klappt. Super: Schlafen und nicht einmal ein schlechtes Gewissen wegen entgangenem Umsatz!
Fortan weckte Ozie mich gelegentlich, ob wir einkaufen gehen würden. So gegen 21 Uhr taten wir das. Oder 20 Uhr? Zu früh zum aufstehen, zu spät zum arbeiten, irgendsowas halt!
Nach dem Einkauf unterhielten wir uns noch kurz. Um 23.30 Uhr wurde ich gefragt, ob wir noch lange hier säßen und ob wir nicht nebenher Kuchen backen könnten. Um 1 Uhr folgte der zerknirschte Verzicht auf Arbeit und der Genuß von Schoko-Kirsch-Kuchen. Irgendwann rief Jo an – er wollte mich wohl als Taxifahrer haben – er musste allerdings bei meiner Geschichte irgendwie lachen und mich an die Tragödie mit Andrea Berg erinnern. Dann haben Ozie und ich uns wieder kurz unterhalten, bevor ich sie dann um 5.30 Uhr ins Bett gebracht habe…
Einfach weil es witzig ist und ich es konnte, bin ich dann losgefahren. Einzig und alleine, um meinem Tagfahrer einen Zettel ins Auto zu legen, dass ich ausnahmsweise am Montag fahre, da es heute doch nicht mehr gereicht hat.
Ich hab eine komplette Nacht nicht im Taxi, aber auch nicht am PC verbracht. Das kommt schon mal vor, aber ich hatte in dieser Nacht auch keinen Besuch und keinen Sex. Deswegen bin ich jetzt irgendwie irritiert. Aber vielleicht ist das normal – in was für einem Zustand soll man an einem Sonntagmorgen um 8 Uhr auch sein? Hab ich halt eine Nacht redenderweise verbracht. Mit der Person, mit der ich meine Zeit seit sechseinhalb Jahren verbringe. Könnte schlimmeres geben…