Category Archives: Vermischtes

Internetzifiziert

Wenn man irgendwann mal – was die meisten nie tun werden – über eigene Verhaltensweisen und das Internet nachdenkt, wird einem wahrscheinlich eher oberflächliches einfallen. Zum Beispiel, dass man seit dem Internet Dinge anders angeht. Adressen suchen zum Beispiel. Da kommt einem heute doch eher Google als ein Stadtplan in den Sinn. Andersrum hat man vielleicht bei dem ein oder anderen Spleen, den man jahrelang gehegt hat, inzwischen Dank Internet herausgefunden, dass er offenbar ganz normal ist, weil tausende andere auch großzügig davon berichten.
Gut, je nach Spleen kann man natürlich auch zu der Erkenntnis kommen, dass man an einer völlig anormalen psychischen Störung leidet, die eine Zwangseinweisung wahrscheinlich macht.

Ich bin ja nun wirklich die meiste Wachzeit allerhöchstens einen Katzensprung vom Netz entfernt – und selbst dabei immer noch genervt, wie weit diese Viecher springen können. Heute nachmittag ist mir etwas besonders seltsames passiert, als ich das erste Mal aufgewacht bin. Ich weiß nicht, ob ihr das auch in diesem Maße kennt, aber mir passiert es oft, dass nach dem Aufwachen allerlei Gedanken auf einmal auf mich einprasseln. Das ist meist nicht schlimm, sonderlich verstörende Gedanken habe auch ich allerhöchstens stündlich – die Kapazität eines eben erst erwachten Sash-Hirns ist allerdings auch nicht unbedingt die beste.

Naja, vorhin habe ich mich dabei ertappt, die Augen noch geschlossen zu halten und für die einströmenden Gedanken einen neuen Tab zu öffnen. Wirklich bildlich. Mein Gesicht dürfte der Anflug eines Lächelns gestreift haben, als ich vor mir in pixeligem Arial den Schriftzug „Gedanken in neuem Tab öffnen“ las.

Und dann bin ich wieder eingeschlafen.

Im Gegensatz zum Firefox scheint mein Gehirn allerdings neue Tabs nicht dauerhaft offenzuhalten. Und jetzt frage ich mich seit ich wach bin, an was für einen Quatsch ich eigentlich gedacht habe…

8 Comments

Filed under Vermischtes

Bleigießen bei Profis

Nicht lange ist es her, dass ich mit Ozie zusammen einem Umzug beiwohnte. Im Rahmen dessen haben wir nicht nur unseren geliebten Bohrhammer zur Genüge einsetzen können, es wurde in die gebohrten Löcher auch allerhand hineingesteckt. Jede Menge Dübel haben wir verbraucht – und in die wiederum wurden unterschiedlichste Schrauben gesteckt. Manche Dinge mussten dabei auch neu angeschafft werden – Haken für Bilder und dergleichen etwa. Bei einer Packung staunten wir indes nicht schlecht, was sich zwischen korrekten Teilen darin befand:

„Was isch des?“ „Egal, mach’s kaputt!“ Quelle: Sash

Und ja: Das sollte eigentlich ein Gewinde sein! Was bin ich froh, dass wir dieses spezielle Teil am Ende nicht gebraucht haben. So ein Gezwiesel ist am Ende den Streit ja ohnehin nicht wert…

2 Comments

Filed under Bilder, Vermischtes

Der Schlüssel?

Es wird ja vielfach Humbug erzählt über die Ehe. In Schundblättern, die jede Woche mehr Adelige auf dem Titelblatt haben als mir Ingridenzien für Tomatensuppe einfallen würden, wird in puffeligstem Rosa erzählt, was nun dieses oder jenes Geheimnis der Ehe ist und warum sie so toll sei.

Meist geht das fraglos völlig an der Realität vorbei, denn abgesehen davon, dass es an jedem anderen Tag behämmert aussieht, wenn man sich mit der Schleppe eines Kleides in den Speichen der Räder einen weißen Kutsche verheddert… Oh, Moment! Nein, das sieht auch bei der Hochzeitsfeier blöd aus.
Naja, abgesehen von der Tatsache, dass man nach der Vertragsunterzeichnung zu jeder Party auch noch die Schwiegereltern einladen muss, ergeben sich ja nicht so viele Neuerungen. Vielleicht hier ein paar Euro Steuern weniger, dort ein lustiges Dokument zum Abheften, ansonsten darf man heutzutage ja alles auch schon vorher mal ausprobieren.

Abgesehen von ein bisschen gegenseitiger Absicherung und dem blöden Grinsen, wenn man unwissenden von seinem Familienstand erzählt, bleibt nicht arg viel übrig. Sollte man meinen. Ich habe nun, das erste Quartal Ehe bereits hinter mir, für mich persönlich einen Vorteil finden können:

Ich krieg die Haustür leichter auf!

Wie ich hier ja vor einiger Zeit bereits gebloggt hab, trage ich meinen Ehering am Schlüsselbund. Und da der (Überraschung!) so eine angenehme Größe für meine Finger hat, lässt sich damit der Schlüssel immer super aus den tiefsten Tiefen meiner Hosentasche ziehen. Und das hat ja auch was für sich. Insbesondere wenn hinter der Tür irgendwo ein nettes Ozie wartet 🙂

4 Comments

Filed under Vermischtes

Dunkel die Außenseite ist…

Wie die meisten Leser wissen, bin ich ein Freund der Nacht. Ich schätze die dunkle Tageszeit, auch dieser Blogeintrag wurde nachts um 2 Uhr geschrieben. So ist es eben, die Geschmäcker sind verschieden. Ganz ähnlich verhält es sich bei mir mit etwas anderem: der Mode. Sowohl Ozie als auch ich präferieren schwarze Kleidung. Im Grunde ist es egal, ob es sich dabei um Schuhe oder Hemden, Hosen oder Socken dreht – ein fröhliches, lebensbejahendes Schwarz ist kleidsam von Bestattung bis Bewerbung, von Bierkeller bis Börsenparkett.

Ein fröhliches Schwarz… Quelle: Sash

Natürlich (siehe Bild) finden sich auch zwischen unseren Klamotten mal andersfarbige Stücke. Meist jedoch eher zufällig. Weit mehr als beim Essen eint mich und meine bessere Hälfte der Geschmack bezüglich der Anziehsachen: Möglichst schlicht, möglichst dunkel.

Im Grunde handhaben wir es beide so, dass wir das Haus zumeist nur in Kombinationen irgendwo zwischen Anthrazit und Dunkelschwarz verlassen. Hier und da ein fröhliches Dunkelgrau untergemischt, ansonsten treten wir meist mehr oder minder monochrom auf. Gibt es da draußen eigentlich noch Leute, die einem dadurch zwingend Depressionen oder so unterstellen? Oder einen komisch finden?

Herausfinden werden wir es so schnell nicht, denn wenn wir zusammen unterwegs sind, glotzen die Leute uns zwar wegen meiner Größe an, trauen sich aber eher nicht, uns anzusprechen.

Viel mehr als die Reaktionen der Öffentlichkeit beschäftigen uns dann aber die ganz alltäglichen kleinen Probleme. Man stelle sich nur mal vor, was passiert, wenn Ozie durch die Wohnung ruft:

„Hast du mein schwarzes T-Shirt gesehen?“

Die darauf stets erfolgenden autistisch anmutenden Wühltätigkeiten sind indes nicht halb so introvertiert wie sie aussehen und machen dann irgendwie auf ihre ganz eigene Art dennoch Spaß.

Na gut, vielleicht sind wir ja doch komisch – und fies brutal zerstört. Oder so. 😀

13 Comments

Filed under Bilder, Haushalt, Vermischtes

Tipps für einen Abenteuer-Umzug

Umzüge sind jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung. Fast egal, wie sie im Detail ablaufen, es ist immer ein großer Schritt, oft ein Start in einen neuen Lebensabschnitt und meist ein recht komplizierter logistischer Vorgang. Da ich erst kürzlich wieder einem beeindruckenden Umzug beiwohnen durfte, dachte ich, ich stelle mal kurz die wichtigsten Punkte vor, damit so ein Umzug am Ende nicht doch zu langweilig wird. Diese Liste basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen als Umziehender, Umzugshelfer und sogar Aushilfe in einer Umzugsfirma. Dennoch ist sie natürlich unvollständig und darf in den Kommentaren ergänzt werden.

Vorbereitungen

  • Grundsätzlich macht jede Planung den Umzug langweilig. Verzichte weitestgehend darauf, gehe nur auf Punkte ein, die wertvolle Freundschaften direkt zerstören könnten.
  • Mache den Termin spontan aus und lege ihn auf Tage, an denen alle beweisen können, wie wichtig du ihnen bist, wenn sie dir helfen: Den Hochzeitstermin des besten Freundes, Weihnachten, das Weltmeisterschaftsfinale etc.
  • Plane ungefähr 6 Tage dafür ein, ohne genau festzulegen, wann die Hauptaufgaben anstehen. Alleine die unterhaltsamen Mailwechsel sind diese Ungenauigkeiten wert.
  • Schätze die Größe der neuen Wohnung und der darin unterzubringenden Möbel anhand beliebter Techniken wie Raten, Hoffen, Abschätzen oder – gut geeignet für religiöse Menschen – Wissen ein. Denn natürlich passt das! Würde man sonst umziehen?
  • Besorge frühzeitig Behältnisse, um den Hausrat zu verstauen. Wähle im Hinblick auf die Stapelbarkeit insbesondere verschiedene Größen von Kartons, überwiegend aber Tüten, Seesäcke, Blumentöpfe und Tonnen.
  • Beschrifte die Kartons eindeutig mit Kürzeln wie Zi.1,St.3,rlhv03 Stapel 6. Alternativ: Merke dir den Inhalt aller Kartons.
  • Verstaue die Dinge in praktisch zu tragenden Einheiten: Die LP-/CD-/DVD-Sammlung passt am besten in die großen Kartons, Bettwäsche transportiert man schon der Größe wegen lose oder in kleinen Beutelchen (ohne Schlaufe bitte!).

Am großen Tag

1. wenn man ein Unternehmen beauftragt

  • Begrüße die Arbeiter mit einem freundlichen „Was machen sie denn, das geht da ja nie rein!?“
  • Erwarte einen realistischen Arbeitseinsatz der Transporteure: Sie sollten so schnell als möglich ohne lästigen Smalltalk selbstverantwortlich mit der notwendigen Vorsicht den Umzug machen, dabei allerdings ruhig bleiben, sich öfter mal eine Pause gönnen, einen nett behandeln, auf die vorgebrachten Wünsche Rücksicht nehmen und um Gottes Willen keine Hektik machen. Bei Abweichungen davon kürze den Preis.
  • Dinge, an denen dein Herzblut hängt (Pflanzen, Haustiere, Computer, Konzertflügel und Kachelöfen) werden selbstverständlich auch bei Hinzuziehung von Profis nur echten Freunden anvertraut.
  • Bemitleide die Angestellten ob ihrer schlechten Bezahlung und des schweren Plunders, den du sie herumtragen lässt. Lautstark.
  • Lege keine Reihe der anzufahrenden Punkte fest, ärgere dich aber über jede Nichteinhaltung.
  • Mache keine Zeit für den Feierabend aus, ärgere dich aber, wenn es länger dauert, als du es dir vor ein paar Monaten auf dem Klo ausgedacht hast.
  • Fange zwischen den umhereilenden Trägern mit Putzen an – ohne Rücksicht auf Verluste!
  • Bestehe darauf, dass die Porzellanvase als erstes eingeladen wird, weil man sie als erstes in der neuen Wohnung wieder benötigt.

2. wenn man den Umzug mit Freunden macht

  • Begrüße deine noch besten Freunde mit „Habt ihr Tüten dabei, meine reichen nicht!“
  • Kalkuliere überschlagsmäßig damit, dass ein Mensch etwa 50 Kisten pro Stunde ins Auto schaffen kann. Tipp: Wer kleiner ist, kann eine Kiste mehr unter der Tür durchtragen, hier liegt der Wert bei 100.
  • „Haben wir früher immer so gemacht!“ ist ein legitimes Argument bei allen Zweifeln.
  • Dirigiere den Transport von Flügeln, Klavieren und Schrankwänden durch enge Altbautreppenhäuser vom ersten in den siebten Stock mit hilfreichen Zwischenrufen wie „Einfach übers Geländer!“
  • Gestalte die Beladung als Erlebnisworkshop in angewandter Physik: Komprimiere die Volumen unkomprimierbarer Stoffe, arbeite aktiv an der Schwerpunktverlagerung des Umzugswagens zum Fahrzeughimmel hin und lerne anhand weit über das Auto hinaushängender Ladung lustige neue Effekte beim Kurvenfahren und Einparken kennen.
  • Arbeite getreu dem Grundsatz von Karl dem Kopflosen: „Ladungssicherung ist, wenn es im Stillstand ohne es anzutippen nicht tödlich ist.“
  • Wenn die Zeit knapp wird, gilt: „Erstmal einen bauen, dann schau’n wir mal…“

Wer alle diese Punkte beachtet, sollte weit mehr Spaß an Umzügen haben, als es ohnehin der Fall ist. 😉

32 Comments

Filed under Vermischtes

Die Geschichte von Jan (8)

Ein bisschen verstohlen schlich Jan sich aus dem Haus. Alexa fluchte und grummelte unter der Dusche, als er die Tür schloss und sich auf den Weg zur Bank machte. Alexa hatte ihm ihre Karte und die PIN nach einer groben Vorreinigung ihrer Hände auf den Tisch geknallt. 5566! Irgendwie traute sie ihm wohl gar nix zu. 5566! Was ist das eigentlich für eine PIN? Ist ja klar: Da hat die Dame ohnehin das bessere Gedächtnis und bekommt so eine Zahl. Jan war ein bisschen aufgewühlt, einerseits tat ihm Alexa leid – er dachte an seine Versuche nach dem Umzug, ein bisschen Lack von den Fingern zu bekommen – andererseits: Hallo? Was hatte er bitte schlimmes gemacht?

Und dann die 5566! Er selbst hatte eine blöde PIN: 3068. Oder 3806? 3086? Ja eben, da sieht man’s ja!

Während ihn zum Ende der Straße hin das urbane Leben mehr und mehr einholte, die Hochbahn kreischend ihren Weg nach Friedrichshain ins Metall schnitt, bewegte er sich wie in Trance über den Bürgersteig. Den Kopf gen Boden gesenkt, Gehwegplatten Bordsteine betrachtend zog er an einigen Menschen vorbei, die ihn für einen eigenbrödtlerischen Nerd hielten. Was er zu gewissen Teilen ja auch irgendwie war. Den Weg zum Bankautomaten kannte er auswendig und als er dort eintraf, stellte er fest, dass er nicht einmal wusste, wie er hierher gekommen war.

Um Jan herum war es laut, neben der Bahn kreischten auch noch ein paar Kinder, die Hektik eines normalen Arbeitstages flutete die U-Bahn-Station und ein paar Obdachlose bettelten mehr oder minder lautstark. Mit den Gedanken abschweifend stellte er sich grinsend vor, wie albern es wäre, würden ein paar fleißige Leute nicht nur den Autofahrern eine Scheibenwäsche für kleines Geld anbieten, sondern auch ihm die Brille reinigen. Mit diesem großen Wisch-Dings. Hihi.

Nötig gewesen wäre es allemal.

Zu sich kam er erst wieder, als der Automat ihn warnte, er hätte die falsche PIN eingegeben. War ja klar! 5566, nicht 3086! Er erhielt zwei druckfrische Fünfziger, Banknoten, die Jan so schon lange nicht mehr gesehen hatte. Zur Bank ging er meist nur für einen Zwanni zwischendurch, den Rest erledigte er ohnehin online. Selbst Lebensmittel kaufte er im Internet. Es entsprach nunmal nicht seinem Naturell, die Wohnung zu verlassen, redete er sich seine Situation oftmals schön. Reich wie selten tigerte er den halben Weg zurück, um am Plus angekommen festzustellen, dass dieser inzwischen ein Netto war. Irgendwann hatte er sich mit Alex mal darüber unterhalten, da war was…

Ein bisschen uninspiriert schmiss er einige Lebensmittel in den Wagen, die sie in der WG immer dahatten. Also zumindest, bis bei ihm mal wieder Not am Mann war. Dosengemüse, Fertigessen und ein paar Tomaten. Zur Gewissensberuhigung und um an der Kasse nicht auszusehen wie ein ausgangsfauler Nerd, der sich nur von Tiefkühlpizza ernährt. Er umkreiste in Gedanken noch ein paar Hähnchen-Nuggets, verwarf den Plan aber wieder und wandte sich den Tütensuppen zu. Er hatte zwar weder Appetit noch Hunger, irgendwie glich dieser Ausflug dennoch ein bisschen der Prekariats-Vorstellung vom Schlaraffenland. Als er zu Ungunsten von Alexas Geldbeutel mal eben beschloss, sowohl Champignon-, als auch Waldpilz-Creme-Suppe einzupacken, zuckte er zusammen. Jemand rief seinen Namen!

„Jan, alter Stoffel! Was machst du denn hier?“

Er blickte sich um und sah in ein freundliches Gesicht, das er lange nicht gesehen hatte.

Wer spricht Jan plötzlich im Supermarkt an?

  • Uwe, sein Anwalt für diverse Kleinigkeiten (37%, 36 Votes)
  • Franky, eine Art One-Night-Stand vom Dezember (35%, 34 Votes)
  • Markus, ein guter Freund, den Jan seit einer Woche anrufen wollte (16%, 16 Votes)
  • Peter, ein Alter Klassenkamerad (kein Kontakt seit Jahren) (12%, 12 Votes)

Total Voters: 98

17 Comments

Filed under Vermischtes

Lesestoff

Ich weiß, ich picke mir von den vielen großen Themen dieser Tage keines heraus, um darüber zu schreiben. Syrien, ACTA und eine Menge Schweinereien bleiben liegen, wenn ich über die netten Kleinigkeiten des Lebens, das Taxifahren und mich selbst schreibe. Das ist nicht immer so, darf aber auch mal eine Weile so sein. Die paar hundert Leute, die hier mitlesen, verwechseln mich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit irgendwem, der ihnen die Nachrichten liefert.

Dennoch habe ich diese Woche mit absoluter Bestürzung – und das meine ich ernst – den Artikel von Stefan Niggemeier über Kai Winckler und die „Neue Welt“ gelesen. Im Grunde steht da nicht nur nichts neues drin, sondern er führt auch in erschreckendem Maße zur Erkenntnis, dass im Grunde jede Grütze gelesen wird, ganz egal womit sie sich beschäftigt.

Versteht mich nicht falsch: Im Grunde überrascht es mich ja nicht, dass Zeitungen – bewusst oder unbewusst – Falschmeldungen produzieren. Ebensowenig überrascht es mich, dass Klatsch und Tratsch gerne gelesen werden. Was aus meiner Sicht als Autor und aus meiner Sicht als Leser aber einfach nicht ersichtlich ist:

Warum lesen Menschen sowas wie diese Zeitungen?

Warum verwenden hunderttausende von Menschen, Gehirnträger wie wir, einen Teil ihrer Zeit damit, reihenweise Klatsch-Zeitschriften zu lesen, deren Geschichten weder wichtig, noch wahr, noch gut geschrieben sind? Oder besser: Was ist es denn bitte sonst, was einen zum Lesen bringt?

Dass man sich die neuesten Nachrichten lieber im Hetzblatt Bild reinzieht, weil sie die eigenen Vorurteile untermauert und wenigstens schnell auf den Punkt kommt: Finde ich persönlich scheiße, aber ich kann es nachvollziehen.  Warum aber sollte man etwas lesen, das schlecht wie die Bild ist, aber die wenigen wahren Geschichten durch unwahre ersetzt und den Politikteil durch Kuchenrezepte?

Was bewegt Menschen dazu, überhaupt zu lesen, wenn sie bei Kaiser’s 5 Zeitschriften für zusammen 4 € kaufen und auf jedem Titelblatt steht etwas, das dem vorherigen widerspricht? Ich mag in dieser Welt vieles nicht, ich akzeptiere vieles nicht. Aber bei diesem Verhalten setzt schlicht und ergreifend mein Verstand aus.

Ich bin ein Vielleser. Und ich lese viele verschiedene Dinge. Wenn ich nach dem Aufstehen den Feedreader aktualisiere, finden sich für gewöhnlich etwa 80 bis 150 Einträge darin. Da finden sich News-Meldungen der Tagesschau neben ibash-Zitaten, neue Forschungsberichte von den Scienceblogs neben privaten Blogeinträgen. Ich folge vielen Jobbloggern und bevor ich zur Arbeit gehe oder selbst etwas schreibe, habe ich mit allen interessanten Links zwischen 150 und 200 mehr oder weniger lange Texte gelesen. Das selbe wiederholt sich nach der Arbeit nochmal. Zwischenrein gibt es noch Twitter, Facebook und den ein oder anderen Kleinkram. Nebenbei lese ich am Taxistand oder im Bett noch ein bisschen an einem Roman weiter. Oder mal 3 Artikel der Wikipedia neben dem Essen her.

Fakten, Meinungen, Neuigkeiten – und durchaus auch Einblicke ins Privatleben anderer Menschen.

In diesem Umfang will und kann das nicht jeder, das kann ich sehr gut verstehen. Umso mehr aber denke ich, dass ich – wenn ich schon nur wenige Informationen lesenderweise aufnehme – gerade die guten Sachen lesen will. Oder die wichtigen, wenigstens aber wahre.

Kann mir irgendwer einen schlüssigen Erklärungsansatz liefern?

Die Theorie mit den hirntoten Zombies hatte ich schon, gibt es noch andere?

22 Comments

Filed under Vermischtes