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Eine Frage des Titels?

Der Bundespräsident (sowohl der geschiedene als auch der folgende) sind ja gerade in aller Munde. Das Amt gilt als schwer angeschlagen, die Meinungen dazu sind vielfältig, einzig dass man es wirklich braucht, traut sich keiner zu sagen. Das ist der Würde des Amtes natürlich alles andere als angemessen, und einen Schluffi haben wir deswegen ja schon in der Rolle verloren. Ihr merkt, ich will eigentlich gar nix zum Thema schreiben. Ist auch richtig, ich stöbere nur gerade mal wieder (meine Liebe zur Sprache schließt wie jede Liebe auch kleinere Perversionen ein) zwischen lustigen Anagrammen und bin bei Ideen zu Wörtern auch auf den Bundespräsidenten bekommen.

Der einzige Sinn der Sache ist, dass ich jetzt empfehlen kann, wie man das Amt künftig nennen könnte. Was beim Arbeitsamt geklappt hat, sollte doch auch bei diesem Amt funktionieren. Der Vorteil meiner Idee: Sie ist halbwegs kostenneutral, da man mehrheitlich keine neuen Buchstaben an die entsprechenden Häuser kleben müsste. Deswegen habe ich das ä durch ein a ersetzt. So gewinnt man sogar ein paar Punkte, die man gerne nach Flensburg schicken kann, damit denen der Nachschub zum Verteilen nicht ausgeht.

Das hier könnte also künftig am Schloss Bellevue stehen:

Sparbudendienst
Seebad und Sprint
Sir Bundespedant
ISDN per Datenbus
Absurde DNS-Pinte
Bandit und Presse
Band des Puristen
Sausend BRD-Pinte
Stupide BRD-Nasen

Würde man mich fragen, ich würde mich ja für folgendes entscheiden:

Der Bundesspinat

So, das war nun genug Schwachsinn für diesen Monat. 🙂

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Zeugensverweigerung

Ich habe ein seltsames Verhältnis zu religiösen Menschen. In einem Punkt sind wir uns sehr ähnlich: Wir bemitleiden einander. Während sie es tragisch finden, dass ich ihren imaginären Freund nicht kenne, finde ich tragisch, dass sie einen imaginären Freund brauchen, um mit der Welt klarzukommen. Aber ich klingel deswegen nicht an ihrer Wohnungstür…

Ich bin eigentlich froh, dass die Zeugen Jehovas niemals geklingelt haben, wenn ich gerade zur Tür gegangen bin. Ich bin zwar friedfertig und freundlich, kann für solche Fälle allerdings nicht ausschließen, sie ggf. mit Obszönitäten wieder loszuwerden, die vielleicht strafbewehrt wären. Im Großen und Ganzen leben wir in einem Gebiet, dass für diese Typen gleichermaßen Himmel wie Hölle sein muss. Ist das schon Blasphemie? Na egal, kommt noch…

Wir leben hier in unseren Plattenbauten dicht gedrängt und meist noch nicht von Gott erlöst. Gute Geschäftsbedingungen: Man kann ohne viel Fußweg gleich viele Schäfchen zur Herde geleiten. Der Nachteil: Auf diesem Gebiet wurde 40 Jahre lang der Atheismus als (Neben-)Staatsprinzip gelehrt und wenn nötig auch mit Gewalt durchgesetzt. Die Aussicht, hier auf offene Ohren zu treffen, ist entsprechend gering.

Die ersten, die hier aufgeschlagen sind – vor Ewigkeiten schon – haben sich präsentiert wie die 80er persönlich. Also die 1880er. Lange Mäntel, Hut – und anbei ein kleines Büchlein, das sie sorgsam so abdeckten, dass man den Titel nicht sehen konnte.

„Wir wollten uns einmal mit ihnen unterhalten, hätten Sie…“
„Nein, kein Interesse an der Bibel!“
„Aber wir haben doch extra…“

Der eine hielt das Buch nun noch fester, der andere war sichtlich enttäuscht, dass ihre Tarnung so schnell aufgeflogen ist. Ganz großes Kino 🙂

Neulich war dann wieder einmal Idiotenalarm angesagt. Die Klingel verkündete Leute unten vor der Haustüre (sehr löblich, dass die das unterscheidet!).

„Ja?“

Normalerweise kann man hier dann erwarten, dass einsilbige Worte in die Sprechanlage genuschelt werden:

„Wrm!“ (Werbung)
„Ket!“ (Paket)
„Post!“ (Post)

Gelegentlich auch heulende Kinder, die von ihren Eltern ausgesperrt wurden, dieses Mal aber nicht:

„Hallo, mein Name ist Irmgard Knödelwolle*. Wir kennen uns noch nicht. Neben mir steht Frau Isabell Knorkenfratz* und wir wären interessiert, ob Sie vielleicht, also wenn Sie wollen, wir wären, also sind, wir haben da etwas, das, wenn es Sie interessiert, dann könnten wir, wir wollen nicht stören, wir haben nur, ihr Interesse vorausgesetzt…“

Ozie wartete mit besorgniserregenden Falten auf der Stirn darauf, dass die Sprechanlage gleich die Verbindung unterbricht, weil das Ding nunmal nicht auf Live-Hörspiele mit Psychiatrie-Insassen, sondern für kurze Nachfragen konzipiert wurde. Aber sie schafften es noch, auf den Punkt zu kommen:

„Könnten Sie sich vorstellen, Hilfe und Antworten in der Bibel zu finden?“

Katze aus dem Sack. Endlich!

„Nein!“

Und warum gibt Gott euch Spinnern eigentlich keinen Hinweis darauf, wo ihr auf Granit beißt, wenn der Gute doch alles weiß? Schon mal DARÜBER nachgedacht, ihr Heilsbringer?

PS: Toller Cartoon zum Thema!

*Namen geändert

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Die Geschichte von Jan (7)

Alexa war am nächsten Morgen deutlich eher wach als Jan. Kurioserweise lässt es sich damit erklären, dass Jan am Vortag nicht so fertig war wie sie. Jan schlief zwar bis zur Mittagszeit seinen Schlaf der Gerechten, allerdings hatte er damit auch erst begonnen, als Alexas Füße gelegentlich schon wieder unwillkürlich zuckten, wenn Geräusche von der Straße in das Zimmer fluteten.

Angefüllt von Tatendrang riss sie bereits kurz nach Sonnenaufgang die Fenster der Küche und ihres Zimmers auf, machte sich einen Tee zum Frühstück und saß mit ihrem Laptop am Küchentisch, um sich die neuesten Nachrichten reinzuziehen und all das, was das Netz sonst noch so hergab. Die kühle Luft und der warme Tee als Kontrast dazu ließ sie erstaunlicherweise fast mehr aufblühen als die vergangenen Urlaubstage, in denen sie das selbe deutlich extremer jeden Morgen hatte.

Sie packte ihre Dreckwäsche in die Waschmaschine, putzte in der Küche die paar Ecken, die Jan vergessen hatte und blühte Minute um Minute mehr auf. Sie traute nicht, sich einzugestehen, dass sie eigentlich ein sehr häuslicher Typ war und es genoß, in ihren eigenen vier Wänden zu sein. Über ihren bevorstehenden Einkauf mit Jan sinnierend, beschloss sie, gleich zur Sparkasse zu gehen und etwas Geld abzuheben. Ihre EC-Karte machte hin und wieder beim Bezahlen Probleme, sie war schon reichlich abgenutzt, das wollte sie heute nicht unbedingt im Plus erleben. Sie freute sich ohnehin auf einen Spaziergang und wusste genauso, dass Jan – der alte Stubenhocker – hoch erfreut wäre, wenn sie nicht erst zum Schlesi laufen müssten, um Geld abzuheben. Erneut kostete sie von der kalten Morgenluft, die leicht abgasgetränkt zum Fenster hereinwehte.

Die Geräusche in Jans Zimmer nicht vernehmend, begab sie sich in den Flur, um sich straßentauglich anzukleiden. Ihre Jacke unter den Arm geklemmt, kniete sie sich nieder, um sich die Schuhe anzuziehen.

Bereits 5 Minuten zuvor war Jan erwacht und hatte sich aus dem Bett geschwungen. Die erste Zeit des Tages verbrachte er gerne alleine, obwohl er – wie ihm vielfach attestiert wurde – im Gegensatz zu anderen Menschen morgens eine geradezu hervorragende Laune zu entwickeln in der Lage war.  Der erste Gang führte ihn wie immer zum PC. Die am Bettrand befindliche abgestandene Cola nuckelnd vertrieb er auf dem Weg dorthin den Geschmack gebratener Katze aus seinem Mund. Bevor er kurz nachsah, ob er wichtige eMails bekommen hatte, streckte er sich ausgiebig, kratzte sich ohne es wirklich zu bemerken dort, wo Frauen sich nicht kratzen können und versuchte, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Durch seine Dusche am Vortag roch es wenigstens nicht komisch, obwohl er sich gerade an seinen Weichteilen gekratzt hatte. Was für ein herrlicher Morgen!

Sein PC verriet ihm nichts neues, so sehr er auch suchte. Sein spärlich bestückter Blog lockte nur all Schaltjahr Kommentatoren an, seine Facebook-Freunde waren langweiliger als er (außer denen, deren Abonnements er gekündigt hatte, weil sie so geschwätzig waren) und so früh am Morgen, also Mittag, war auch noch nichts weltbewegendes passiert.

Er hörte ein leises Rascheln von Klamotten vor seinem Zimmer und vermutete, dass Alexa wohl schon wach sei. Den Einkauf wollte Jan zwar gerne noch hinauszögern, aber er freute sich auf seine Mitbewohnerin, in den letzten Tagen hatte sie ihm doch irgendwie gefehlt. Er sprintete zur Tür seines Zimmers, riss sie auf und setzte damit eine Kette verhängnisvoller Ereignisse in Gang.

Alexa erschrak fürchterlich, als nur 5 Zentimeter von ihrem Kopf entfernt die Türe aus dem Rahmen sprang und taumelte im Schreck – noch in instabiler Körperlage wegen der Unzugänglichkeit ihrer Sneaker – rückwärts gegen das Regal.

Das Regal – eine Eigenanfertigung von Jan in den Gründungswochen der WG – ragte bedrohliche 2,50 Meter in die schier unendliche Höhe des Kreuzberger Altbaus und enthielt so ungefähr alles, was man sich in einer WG einmal anschafft, um es nach dem ersten Gebrauch wieder zu vergessen. Blumentöpfe, Werkzeuge, Bastelmaterialien und Pfandflaschen. Beispielsweise. Also nicht beispielsweise, das ist so gewesen.

So. Und all der Plunder regnete nun auf Alexa herab, als sie nach ihrem Aufprall auf dem untersten Brett ebenso zurückfiel wie das Regal nun selbst. Mehr oder minder hilflos auf dem Rücken liegend traf sie zunächst aus dem niederen Bereich des Sammelsuriums eine verschlossene Plastikbox, die ungefähr so viele verschiedene Schrauben und Winkel enthielt, wie nötig gewesen wären, um die Hochbahn an der Skalitzer Straße notdürftig in Betrieb zu halten, sollte ein Erdbeben der Stärke 6 mal an ihrem Fundament zerren. Mehr noch hätten die Schrauben freilich ausgereicht, um das Regal fachgerecht an der Wand zu befestigen, aber dieser Gedanke war sowohl Alexa – jetzt mit blauem Auge – und Jan – jetzt vor Panik kreischend – erkennbar fremd.

Es war nicht die an sich harmlose Verletzung im Gesicht, die Alexa später dazu bewog, Jan zu sagen, dass sie so selbstverständlich nicht auf die Straße gehen könne. Unabhängig vom kleinen Restfunken Eitelkeit in ihr sah sie tatsächlich reichlich zombiehaft aus, was nicht zuletzt von der Dose weißen Lacks herrührte, die sich aus den oberen Etagen des Regals herabstürzend über sie und so ziemlich den kompletten Rest des Flurs ergossen hatte.

Hätte man Jan gefragt, hätte er gesagt, sie sähe aus wie ein ziemlich unheimliches Gespenst. Alexa hingegen fühlte sich wie eines, hatte aber keinerlei Bedürfnis, derartige Vergleiche zu hören. Schuldbewusst und vom epischen Ausmaß der Sauerei verschüchtert, traute Jan sich ohnehin nicht viel zu sagen. Dass Alexa ihn verantwortlich machte, war in ihren Augen zu lesen.

Höchste Zeit für ein Friedensangebot!

Wie soll Jan auf die Situation reagieren?

  • Er geht alleine einkaufen. (32%, 31 Votes)
  • Er schmollt, weil er nunmal nicht schuld ist. (27%, 26 Votes)
  • Er bestätigt Alexa, dass es gar nicht so schlimm aussähe. (22%, 22 Votes)
  • Er verspricht, alleine die Wohnung zu säubern (19%, 19 Votes)

Total Voters: 98


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Habi!!!

Irgendwann in den nächsten Tagen werde ich wohl auch mal wieder eine eigene Pflanze besitzen. Die Tatsache, dass ich das bisher noch nicht tue, liegt weniger darin begründet, dass ich Pflanzen nicht mag, sondern mehr in meiner Arglosigkeit, mit der ich sie irgendwann versehentlich sterben lasse.

Aber – mein Glück – Pflanzen haben noch keine Möglichkeit gefunden, es einem übel zu nehmen. Sicher, sie werden braun, hässlich und irgendwann verholzen sie, aber zu dem Zeitpunkt, zu dem sie mich ärgern, weil sie sich nicht mehr problemlos in einen Bio-Müllbeutel pressen kann, wäre auch jede Hilfe zu spät.

Dass ich gerne eine Pflanze hätte, ist also eigentlich ein Wunsch, der so sinnig ist wie der der Nachbarn über uns nach einer Familie: Gar nicht. Während die Nachbarn schreien, toben und Gegenstände durchs Haus werfen, wird bei mir irgendwann der Tag kommen, an dem ich feststellen werde:

„Huch, dich gibt es ja auch noch!“

Daraufhin werde ich dem knusprigen Freund einen Liter Wasser verpassen, er wird nach langer Trockenzeit schlichtweg ersaufen und das war es dann. Ein Ende, dass ich der Familie über uns nicht wünsche, aber auch nicht ausschließen kann…

Nein, im Ernst: Ich möchte mich mal wieder mit einem Einzelversuch an Pflanzen herantrauen. Eine komplette Wohnung voller Grünzeug überfordert mich garantiert, schließlich ist unsere Wohnung so groß, dass ich manche Zimmer nur selten betrete. Aber eine Pflanze, noch dazu eine, die meine Liebe erwidert, die wird es hoffentlich schaffen.

Butter bei die Fische: Ozie hat heute Samen bestellt und neben anderen capsaicinhaltigen Köstlichkeiten in ihrer Obhut werde ich mich heranwagen, selbst eine Habanero-Pflanze großzuziehen. Bei meinem gering ausgeprägten grünen Daumen wird das nur klappen, wenn ich mir auch was davon verspreche – insofern sind Habis ja das Beste, was mir unterkommen könnte. Denn direkt nach Kartoffeln, deren vielfältige Verwendung natürlich weit über die von Habaneros herausgeht, kann man wohl sagen, dass dies meine Lieblingsfrüchte sind.

Ob mein kleiner mir noch unbekannter Liebling mir anders als sein Vorgänger aber auch tatsächlich Früchte bescheren wird, weiß ich natürlich noch nicht. Das beste Anbaugebiet ist Berlin im Vergleich zu Mexico beispielsweise ja eher nicht.

Aber ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten über dieses Experiment 😀

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Die Geschichte von Jan (6)

Nach der Odyssee durchs deutsche Schienennetz hätte Alexa auf der Stelle einschlafen können. Abgesehen von der nicht unbedeutenden Tatsache, dass sie eigentlich nicht wirklich müde war. Eher erschöpft. Das freilich hing auch damit zusammen, dass sie den ganzen Tag nicht wirklich etwas essbares herunterbekommen hatte. Nachdem sie sich nach dem Zufallsprinzip einiger Klamotten entledigt hatte, packte sie ihren immerhin noch lauwarmen Döner aus und setzte sich an ihren Tisch.

Ihre Gedanken kreisten zwischen „Das ist jetzt aber auch typisch Berlin!“ und „Gott sei Dank bin ich nicht so doof und hab mich darauf verlassen, dass was zu essen im Haus ist.“

„Alex? Teechen?“

Jans Stimme hallte vertraut und doch für diesen stillen Moment unangenehm laut durch den Flur ihrer Wohnung.

„Äm, Meimebwebm! M‘ Fwarbfm!“

„Bitte was?“

Jans Kopf streckte sich durch den Türspalt. Alexa schluckte hastig ihren letzten Bissen herunter und artikulierte geringfügig deutlicher:

„Meinetwegen. Einen schwarzen Tee hätte ich gerne!“

Ein kurzes beiderseitiges Lächeln später war Jan in der Küche verschwunden und bald darauf hörte sie Tassengeklimper und das unstete Rauschen und Gluckern des Wasserkochers. Sie überließ den fetttriefenden unteren Rand ihres Fladenbrotes dem Müll, als Jan verkündete, der Tee sei fertig. Abgekämpft – und jetzt auch noch völlig überfressen – schleifte Alexa sich in die Küche, wo sie bereits ein grinsender Mitbewohner mit 2 dampfenden Tassen in den Händen erwartete. Er wirkte ziemlich übermotiviert für ihr Empfinden, obwohl er mit seinen dreckigen Tennissocken, den karierten Boxershorts und seinem „Berlin ist pleite“-T-Shirt nicht gerade den Eindruck erweckte, arbeitsgeil zu sein.

„Also: Wie war die Fahrt?“
„Nervig. Verspätung, kalter Zug, ich bin froh, endlich da zu sein…“
„Nein, ich mein‘ jetzt insgesamt!“
„Ach so, ich…“

In diesem Moment sorgte ein für die beiden kaum spürbarer Luftzug dafür, dass Jans Zimmertüre am Ende des Flurs mit vernehmlichem Krachen ins Schloss fiel. Der Schreck für beide war groß. Da sie sich nicht entscheiden konnten, ob sie tot umfallen oder wegrennen sollten, setzten beide ihre Panik in einer recht unglücklichen Übersprungshandlung um und schütteten sich ihren heißen Tee gegenseitig aufs Hemd.

Die folgenden anderthalb Minuten enthielten 35 „Ah!“ in unterschiedlichen Lautstärken und Tonhöhen, einige ziemlich unappetitliche Flüche, gegenseitige Schuldzuweisungen und ein Gerangel ums Waschbecken mit dem kalten Wasser. Wie in den meisten unschönen Situationen, die die beiden schon durchzustehen hatten, entspannte sich die Lage aber auch jetzt sehr schnell und nachtragend waren sie ohnehin nicht. Sonst wären sie zweifelsohne nie zusammengezogen.

Die nächste Runde Tee wurde wesentlich vorsichtiger genossen, zumindest von Alexas Seite aus. Sie hatte ihr nasses Shirt gegen einen Pullover getauscht. Jan hingegen hatte sich nur des alten Shirts entledigt und saß nun mit freiem Oberkörper am Küchentisch, was im Übrigen sehr gut mit der Umgebungstemperatur harmonierte, die dank des altmodischen Heizkörpers, der nur die Einstellung „Wüste“ und „Wostok“ kannte, recht hoch war.

Dass Jan mit seiner begeisterten Begeisterungslosigkeit bezüglich Sport nicht ganz so gut trainiert war wie die Truppe aus der Schweiz, über die sie gerade erzählte, fiel Alexa gar nicht auf, als sie ihn fast nackt am Tisch sitzen sah. Irgendwie war er immer noch ihr Typ. Diese Gedanken schlichen sich immer mal wieder ein, das hatte nicht viel zu bedeuten. Damals, als ihre Beziehung mit seinem Coming-Out ein eher spontanes Ende genommen hatte, war das natürlich für beide nicht leicht gewesen. Heute schmunzelte sie eher darüber, dass sie immer noch mit ihrem ersten Freund zusammen wohnte, auch wenn sich zwischenzeitlich herausgestellt hat, dass er schwul war.

Ihre Erzählungen zur Reise waren bestenfalls farblos zu nennen. Eigentlich war sie viel lieber wieder in Berlin und wollte eher wissen, was sich während ihrer Abwesenheit hier so ereignet hatte. Dass Jan da der falsche Ansprechpartner war, war ihr bewusst. Seine gelegentlichen Meldungen bei Facebook bestanden meist aus Links zu Filmen, die er sich ansah und aus einzelnen Worten wie „Bier!“, „Spinat!“ oder „Katerfrühstück“. Daraus auf die aktuelle Situation in der deutschen Hauptstadt zu schließen, war nicht mal Alexa möglich, so gut sie Jan auch kennen mochte.

Der Tee entfaltete indes seine Wirkung und neben der langweiligen Erzählung über eigentlich ziemlich geile Urlaubstage beschloss sie, den guten Jan in den nächsten Tagen mal wieder ein bisschen vor die Türe zu zwingen – ganz egal, wie sehr er sich auch wehrte. Sie beendete die Ausführungen über ihren letzten Tag auf der Hütte und fügte an:

„Morgen mal wieder WG-Einkauf? Kaum noch Zeug da.“
„Hmm, krieg am 15. erst Kohle.“
„Ich leg’s aus.“
„Mhm, naja, warum nicht?“
„Warum nicht? Sollen wir die ganze Woche nur Tütensuppen…?“
„Mach ich schon seit vorgestern, die müssen auch mal weg!“
„Junge, Jan! DU musst auch mal weg. Wir latschen morgen mal zum Plus rüber. Meinetwegen auch nachmittags.“

Lachen. Der Rest des Abends verlor sich in Anekdoten über dies und das. Hier nochmal ein bisschen Schweiz, dort ein bisschen WG-Vergangenheit, viel privates. Ihr Schlaf und der von Jan schenken sich nichts. Sie erschöpft von der Reise, er vom Aufräumen, träumten sie beide einen Haufen wirres Zeug, an das sie sich nach dem Aufwachen nicht mehr erinnerten.

Was soll die beiden vor dem Einkaufen überraschen?

  • Irgendwas total absurdes. (59%, 69 Votes)
  • Ein Kumpel kommt spontan zu Besuch. (24%, 28 Votes)
  • Alexas Geldbeutel wird geklaut. (9%, 11 Votes)
  • Sie finden noch Essen. (7%, 8 Votes)

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Drögerie

Menschen am Telefon…

„Hallo du, ich bin jetzt im dm. Brauchst du noch irgendwelche Kosmetika? Was? Nein, die haben hier keinen Döner!“

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2012 – Das Ende ist nah!

Und damit meine ich vor allem das Ende jeglicher Vernunft. Auch wenn die Vorboten des angeblichen Weltuntergangs sich derzeit hauptsächlich darauf beschränken, dass Axe ein Deo damit vermarktet (riecht man dann wie eine jahrtausendalte Kultur und ist das nicht eher ein wenig… muffig?), sehe ich ein bisschen bang auf den weiteren Verlauf des Jahres. Aber wie gesagt: Nicht, weil ich glaube, dass die Welt am 21. Dezember untergeht. Sondern weil ich mir wahrscheinlich bis zu besagtem Termin eine Menge geistigen Dünnpfiff in sämtlichen Medien reinziehen muss, der versucht, das Ende der Welt zu verkünden, oder schlimmer noch: es zu erklären.

Dabei ist die Sache selbstverständlich wie bei den letzten grob geschätzten 20 vorhergesagten Weltuntergängen während meiner Verweildauer auf diesem Planeten eindeutig:

Nichts spricht dafür, dass die Welt untergeht. Nichts!

Ich hoffe zwar stark, dass sich unter meinen Lesern keine Hohlbirnen und Dünnbrettbohrer befinden, aber vorsorglich (schon alleine, damit ich später wieder drauf verlinken kann) möchte ich doch frühzeitig klarstellen, dass alle Geschichten um einen Weltuntergang völlig inhaltsleeres Geschwafel von Idioten sind. Das zeigt sich auch ganz gut daran, dass sich scheinbar unter den Verschwörungstheoretikern, Esoterikern und Vorgarten-Gurus ein Wettbewerb entwickelt hat, wer das Ende der Welt am 21.12.2012 bekloppter herbeifaselt:

Der Ausbruch des Yellowstone-Supervulkans erfreut sich schon des 2012-Filmes wegen großer Begeisterung, der zweitliebste Kandidat für den Untergang ist der geheimnisvolle Planet X oder Nibiru. Aber schon bei diesem Planeten ist unklar, was er mit uns anstellen wird: Mal knallt er auf die Erde, mal bringt er bloß die Umlaufbahn durcheinander und mal zieht er gleich noch ein paar Außerirdische hinter sich her, die dann die Menschen versklaven, erlösen oder vielleicht auch auf ihnen reiten – was weiß ich!
Aber das ist natürlich nicht alles. Anderen Spinnern scheint es realistischer, dass unsere niedliche Galaxis, durch die wir seit rund 5 Milliarden Jahren eiern, plötzlich geheimisvolle Strahlen aussendet, die uns – was auch sonst – umgehend terminieren. Wem das zu abgespaced ist, der kann sich auch an die Theorie hängen, dass eine besonders lineare Planetenkonstellation Unheil bringt oder wir beim „Durchqueren der Ebene der Milchstraße“ irgendwie Schaden nehmen. Desweiteren droht die Sonne mit einem Maximum an Aktivität und das Magnetfeld der Erde wird sich spontan umpolen. Aufhören, sich zu drehen wird die Erde natürlich auch. Und all das lässt sich natürlich völlig logisch begründen: Der Kalender der Maya hört auf.

Mal ganz im Ernst: Da finde ich stichhaltigere Begründungen, um am 21.12.2012 morgens nackt mit einem Eisklotz an einer Goldkette über die Schulter gehängt auf dem Dach des Empire-State-Buildings Cornflakes zu essen und dabei Jesus zu zitieren!

Und ebenso wie ich es ausschließe, das zu tun, kann man auch den Weltuntergang an diesem Tag ausschließen.

Zunächst einmal ist ein Kalenderende nichts schlimmes. Wir hatten das das letzte Mal vor 2 Monaten. Oder vor 12 Jahren – völlig egal. Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Maya mehr beim Schreiben ihrer Kalender gedacht haben als wir heute. Würde es sie noch geben, gäbe es sicher auch einen Kalender für den nächsten Zyklus. Wenn unsere Kultur jetzt plötzlich erlischt, gäbe es auch wenig Sinn, einen Weltuntergang am 31.12.9999 vorherzusagen, weil man leider keine schriftlichen Aufzeichnungen für eine Zeit danach gefunden hat, oder?

Und ähnlich lächerlich wie die Grundthese sind auch alle daraus abgeleiteten oder daran angelehnten oben erwähnten (und wirklich geglaubten!) Geschehnisse:

Der Yellowstone-Vulkan ist gefährlich und wird irgendwann Ärger machen. Die aktuellen Messungen zeigen aber eher einen Rückgang der Aktivität.

Planet X / Nibiru müsste (egal bei welcher Theorie, egal ob mit oder ohne Aliens) bereits jetzt am Himmel sichtbar sein. Und nach oben zu sehen kann uns auch die NASA nicht verbieten. Und falls man den Profis unter den Astronomen doch vertraut: Die hätten schon seit Ewigkeiten Bahnänderungen der anderen Planeten bemerken müssen. Dass sich ein Planet hinter der Sonne versteckt oder nur vom Südpol aus zu sehen ist, ist allenfalls in der Fantasie von Leuten möglich, die mit Panikmache Bücher verkaufen wollen und zeugt von einem astronomischen Weltbild, gegen das das der Kirche schon vor 1000 Jahren modern erschienen wäre.

Es wird keine sonderlich außergewöhnliche Planetenkonstellation im kompletten Jahr 2012 geben, und selbst wenn, dann ist das so harmlos wie der Ausfall des Zigarettenanzünders in meinem Taxi, weil die gravitativen Auswirkungen lächerlich gering sind, eine andere Wechselwirkung nicht existiert und die Planeten sowas außerdem ständig tun. Diese Schlingel!

Synchronisationsstrahlen gibt es schlicht nicht und alle anderen plötzlich auftretenden Ereignisse im All lassen sich schlecht vorhersagen. Schon gar nicht von einer Kultur, die es nicht einmal geschafft hat, bis heute bestehen zu bleiben und daher meines Erachtens nach ein bisschen die Glaubwürdigkeit bezüglich hilfreicher Vorhersagen eingebüßt hat.

Die Ebene der Milchstraße durchquert die Erde alle 30 bis 45 Millionen Jahre. Da das letzte Mal erst 1,5 Millionen Jahre her ist, stellt sich sowohl die Frage, warum das Leben hier noch existiert als auch warum es bis zum 21. Dezember noch mehrere Millionen Jahre dauert. Aber dazu braucht man wohl eine Ausbildung als Glaskugel.

Ein Maximum an Sonnenaktivität gibt es rund alle 11 Jahre und nach der Logik müsste ich zumindest schon zweimal in meinem Leben einen Weltuntergang erlebt haben. Abgesehen davon wird das Maximum dieses Mal 2013 erst sein und aller wissenschaftlichen Voraussicht nach sogar unter dem Durchschnitt der letzten Maxima liegen. Boah, voll tragisch also das Ganze!

Den Polsprung hingegen gibt es mehr oder minder wirklich, allerdings ist der leider ungefährlich und dauert außerdem ein paar tausend Jahre an. Daraus einen Weltuntergang für einen bestimmten Tag zu machen, ist genau so stichhaltig wie der ganze oben genannte Rest:

Es ist Quatsch, Müll, dummes Zeug, das auf bewussten Lügen, Dummheit oder gefährlichem Halbwissen beruht!

Mit den tatsächlichen Anhängern erübrigen sich allerdings stichhaltige Diskussionen meist, sodass ich in dem Fall einfach darum bitte, mich vor dem Suizid im Testament zu erwähnen. Oder schickt das Geld mit der Post, ist ja eh egal, nicht wahr?

Für Interessierte: Die wahrscheinlich umfangreichste wissenschaftliche Faktensammlung zum Mumpitz ums Weltende 2012 hat der Astronom Florian Freistetter in seinem Blog Astrodicticum simplex angehäuft und gleich noch ein eBook (2012 – Keine Panik) daraus gemacht.

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