Wenn man in ein komplett anderes Bundesland zieht, muss man sich ja um jeden Scheiß neu kümmern. Klar, erstmal sind da Dinge wie Arbeit und Kita, Ärzte wenn nötig und natürlich der ganze unverbindliche Quatsch wie Läden, in denen man das beste Brot, den günstigsten Tofu oder Kinderkleidung im Ballen bekommt.
Etwas, das hoffentlich warten kann, sind Werkstätten. Aber wem mache ich was vor: Es geht immer schneller als man hofft. Das wissen wir mit immer noch übergangsweise zwei alten Autos natürlich auch. Nicht nur fallen regelmäßig TÜV und Inspektionen an, manchmal gibt es ja wirklich auch am perfektesten Auto was zu bemängeln. In unserem Fall also eher öfter, denn seien wir ehrlich: Gerade ein 15 Jahre alter Skoda ist im Grunde so weit weg von perfekt, dass die Nennung der beiden Worte in einem Satz sicher irgendwann verboten wird.
Und da ich es in über anderthalb Jahrzehnten Fahrtätigkeit nicht geschafft habe, ein sonderes Faible für automobile Technik zu entwickeln, bin ich da ganz der Durchschnittsbürger, der sich einer Werkstatt ein wenig auf Gedeih und Verderb ausliefern muss. Ein bisschen halte ich es mit dem Podcast-Gott Reinhard Remfort, der mehrfach sinngemäß sagte, dass man eigentlich nur so ein wenig das Ausmaß, in dem man in Werkstätten beschissen wird, versuchen kann abzuschätzen und einzugrenzen. Im Grunde trifft das sicher auf alle Waren und Dienstleistungen zu, von denen man nur wenig Ahnung hat und die man sich beim Fachmann organisiert, aber bei Autowerkstätten, wo die Beträge schnell mal vierstellig werden, ist es halt besonders augenscheinlich.
Mit der ersten – die den großen Vorteil hatte, in Laufnähe zu sein – hatten wir genau dieses Problem. Es gab nur wenige Infos darüber, was vielleicht Optionen wären, die Rechnungen waren bestenfalls ok vom Preisniveau her und zudem war es dann auch immer schwerer noch Termine zu bekommen. Also haben wir mal bei einem Mitbewerber angeklopft. Diesmal sogar ein überregionaler Anbieter, es war eher eine Verlegenheitslösung, so ehrlich wollen wir mal sein. Aber wir sind echt positiv überrascht.
Gerade diese Woche haben wir den Skoda wegen einer Servo-Warnmeldung mal vorstellig werden lassen. Ohne Termin, aber mit dem Versprechen im Gepäck, dass wir das Auto die Woche nicht mehr brauchen und es nicht eilt. Der Filialleiter hat erst einmal nur das Auslesen des Sensors versprochen und ich hab noch angefügt, dass er bitte gleich noch ein Scheinwerferbirnchen tauscht. Dann war zwei Tage Ruhe. Was ok ist, wenn ich das schon so ansage. Bisher hat er sich an Termine gehalten, jetzt hat er erst einen Tag später als grob anvisiert angerufen. Voll ok.
Ja, er hätte den Sensor ausgelesen und bisher könne er nur vermuten, dass genau der das Problem ist. Denn die Lenkung selbst tut und nach dem Löschen des Fehlerspeichers und einer Probefahrt sei die Warnlampe zumindest mal nicht mehr angegangen. Und der Scheinwerfer? Ei, upsi, in einer Stunde ist das spätestens erledigt …
Wir haben das Auto drei Stunden später abgeholt und er hat bei der Bezahlung einfach abgewunken. Er hätte ja nichts gemacht.
Sicher, erst einmal ist es super, dass er nicht einfach zwei Arbeitsstunden à 100 € aufgerufen hat, das freut natürlich. Vom kostenlosen Birnenwechsel ganz zu schweigen. Das eigentlich Tolle aber ist wirklich, dass er uns eine gute Einschätzung gegeben hat, was der Fehler bedeutet, dass wir in unserem Fall – dank Kurvenlicht – zwar falls der Sensor spinnt, ein Feature verlieren, es vor dem TÜV aber nicht notwendigerweise behoben werden müsse. Und das zieht sich unserer Erfahrung nach durch die komplette Arbeit bei ihm: Er ist ehrlich, sieht auch, dass man an einem alten Auto nicht alles machen muss, wägt ab und lässt uns die Wahl wenn möglich. Und so traurig es ist: Ich empfinde das nicht als selbstverständlich. Oft hat man das Gefühl, dass die Werkstätten doch lieber jetzt den Hunni in der Tasche haben, komme was wolle. Der jedenfalls hat bei uns noch ein paar vergessene Birnchen und dann aber auch wieder lukrative Inspektionen gut.