Kämpfen

Im Grunde bin ich, sind wir, keine Kämpfer. Kein Krieg, keine Armut und eine doch recht priviligierte Stellung in der Gesellschaft; es hätte uns um vieles schlimmer treffen können. Das wissen wir, das weiß ich und das muss ich voranstellen, wenn ich übers „Kämpfen“ reden will.

Aber der Umzug gerade nervt so unendlich und es fühlt sich an wie ein Kampf.

Natürlich: Das kam alles recht plötzlich und ein Umzug in eine andere, 600 km entfernte Stadt hat natürlich nochmal einen eigenen Schwierigkeitsgrad. Das wussten und wissen wir und sind auch entsprechend darauf eingestellt und motiviert. Man muss arbeiten ohne Ende und tausend Dinge im Kopf behalten, bla bla, wir sind ja nicht die ersten, die das machen. Noch dazu innerhalb Deutschlands, innerhalb der Komfortzone, möchte man meinen.

Was aber nervt: Gefühlt NIEMAND will einem helfen. Und mit helfen ist nicht gemeint, dass irgendwer uns das zahlt und gleichzeitig die Koffer trägt. Sondern dass alle, mit denen man zwangsläufig zu tun hat, gefühlt gegen einen arbeiten. Ohne Not.

Das fängt damit an, dass mein Arbeitgeber mich ungerne gehen lassen will und mir gleichzeitig ein Zeugnis ausstellt, das von einem Clown geschrieben sein muss, weil mein Anwalt deswegen lachen musste. Und mir zudem bis zuletzt verweigert wurde, ein Datum zu nennen, zu dem ich wirklich aufhören kann zu arbeiten.

Natürlich hat die derzeitige Kita vom Spätzle genau jetzt Sommerferien.

Dann meckert die Arbeitsagentur, dass ich mich ZU FRÜH melde.

Dass sich am künftigen Wohnort keine Kita finden lässt, wird zwar nett kommentiert, führt aber zu Behörden-Ping-Pong.

Unsere bisherige Vermieterin stellt natürlich auch Maximalforderungen und muss an die (seit Jahren) neue Regelung bezüglich unrenoviert übernommenen Wohnungen behutsam herangeführt werden.

Unser Internetanbieter schickt den neuen Router trotz gegenteiliger Absprache zu früh an die noch nicht bezogene Wohnung und der Vermieter dort will Schäden auch erst beheben, wenn wir da sind, weil es sich ja nicht gehört, nach der Übergabe noch einmal reinzuschneien.

Bei Ozie zieht sich das mit dem notwendigen Aufhebungsvertrag, weil alle im Urlaub sind und Ärzte, die das Knöpfle impfen würden, haben natürlich auch keine passenden Termine.

Der Baumarkt hat entgegen der Behauptungen auf der Website kein Same-Day-Delivery und zudem erst eine Woche später überhaupt mal einen anmietbaren Transporter für den neuen Bodenbelag, der potenzielle Verkäufer von Standherden am anvisierten Samstag zu.

Alles davon ist für sich nicht schlimm und/oder erklärbar. Aber es fühlt sich einfach an, als müsse man mit jeder Mail, mit jedem Telefonat gegen irgendwen ankämpfen anstatt einfach Dinge zu besprechen und zu regeln.

Für die meisten oben genannten Leute und Institutionen ist das ein Standardfall oder eine Alltäglichkeit. Menschen ziehen um, zack, Schublade 47/3. Trotzdem treten wir immer als Bittsteller auf, müssen uns rechtfertigen, entschuldigen, erklären.

Ich hab in den letzten Jahren vielfach meinen Frieden gemacht mit der Bürokratie, aber wenn ich jetzt noch einmal hören muss, dies oder das sieht „das System“ nicht vor, dann überdenke ich die radikalen Optionen noch mal, echt jetzt!

Wie gesagt: Uns geht es eigentlich gut und Unterdrückung sieht anders aus. Aber auch das jetzt kann auf Dauer zermürben. Gerade mit Kindern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir da alleine sind. Dass wir alleine gelassen werden, das wissen wir seit Corona ja aber sowieso.

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Far Cry 6 und der Scheiß drumrum

Ich hibbele wirklich ein bisschen auf den 7. Oktober hin, weil ich endlich Far Cry 6 spielen möchte. Ich bin so oft in so vielen Dingen immer kritischer Beobachter und versuche, Marktmechanismen zu durchschauen, nicht der blödeste Teil der angesprochenen Leute zu sein, aber ich mag es gerade sehr, mich auch ein bisschen auf die Werbung einzulassen. Ich bin deswegen sicher immer noch nicht der klassische Gamer, aber bei meiner absurden Anspruchshaltung kommt es halt auch nur alle zwei bis drei Jahre mal vor, dass ich mich wirklich auf ein Spiel freue oder vor allem: freuen will.

Und FC6 ist jetzt halt so ein Fall. Ich will mit einem AAA-Spiel für einen Hunni in ein neues Universum eintauchen, ein bisschen Eskapismus betreiben und mich darauf einlassen. Und ein bisschen Hype gehört da halt dazu. So funktioniert Unterhaltung eben. Ich kann das nicht überall. Fernsehsendungen, Zirkus oder dergleichen zerlegt mein Gehirn gerne gleich in realistische Häppchen und ich denke immer darüber nach, wie dieses oder jenes Detail nun genau nur so dahingeworfen wurde, um Reflexe X oder Y bei mir als Rezipient abzuholen.

Das ist bei Games natürlich nicht hinfällig, aber wenn ich in ein Unterhaltungsuniversum 50 bis 1000 Stunden investieren will, dann ist das halt was anderes als bei einer Show, die nach 90 Minuten vorbei ist.

Ich bin ja nach wie vor kein Gaming-Experte und lege nur meine eigene Lust als Kriterium meiner Meinung zugrunde, aber gerade bei Far Cry bin ich überrascht, wie polarisiert die mir ohnehin insgesamt erstaunlich verhasste Gamer-Szene reagiert.

Far Cry ist eine seltsame Serie in einer für Triple-A-Spiele erstaunlich einsamen Lücke. Ein Shooter, der einerseits das AAA-Open-World-Gaming fast revolutioniert hat, dann aber gleichermaßen für seine Kontinuität wie auch seine Änderungen gehasst wird.

Teil 1 war überraschend gigantisch erfolgreich, Teil 2 hat die Szene gespalten. Teil 3 wird von den meisten verehrt, außer denen, die Teil 2 gut fanden. Dann 4: Schlecht, weil er angeblich genau wie Teil 3 war, aber als Teil 5 das modernisiert hat, fanden plötzlich alle nur noch Nummer 3 gut. WTF? Könnten wir von dem Entpörungsgeblubber mal bitte runterkommen?

Ich freue mich gerade auf Far Cry 6. Ich weiß, dass das eher ein Revival von 5 (oder New Dawn) werden wird und spiele aus Langeweile den vierten Teil gerade nochmal. Und ich merke sehr sehr deutlich, dass FC4 ein Spiel aus dem letzten Jahrzehnt ist. Ein geliebtes, aber eben ein altes, eine oder sogar zwei Generationen vor dem, was jetzt kommen wird. Far Cry 4 ist für ein Open-World-Spiel ein simples Game, in gewisser Weise zu vorhersehbar, zu linear. Aber genau darin auch sehr gut. Ein zu Unrecht ausgestorbenes Genre vielleicht.

Parallel hab ich Red Dead Redemption 2 auch offen, ein natürlich „besseres“ Open-World-Game, aber eben auch eines, bei dem es mehr Überwindung kostet, es einfach nochmal neu zu starten. Ich liebe die Deepness bei Rockstar, die mich nach drei Jahren noch antreibt, mir Youtube-Videos über Hidden Secrets anzuschauen, um im dritten Replay nochmal mehr aus der Story rauszuholen, als ich in den ersten 400 Stunden bereits erlebt hatte. Aber bei Far Cry 3 oder 4 einfach nur die Ingame-Map abzuarbeiten ist für mich halt auch eine einfach verlockende Experience, die ich mit meiner wenigen Freizeit besser verbinden kann. Ich wiederhole es hier gerne: Ich hab in meiner Jugend Dart gespielt und meine Ergebnisse auf Milimeterpapier eingetragen, ich bin der Freak, der da drauf abgeht!

Ich hab bereits einige Hater-Videos zu FC6 gesehen. Die schreien im Wesentlichen, dass FarCry seit 2012 immer noch das gleiche ist und dass das scheiße ist, weil es nicht mehr wie 2010 ist.

Und das meinen die ernst.

Ich persönlich bewerte Spiele gerne danach, ob sie mir Spaß machen, nicht ob sie Konventionen erfüllen. FarCry-Spiele sind für mich – bei aller Weiterentwicklung – bisher Spiele gewesen, die mir viel Spaß dadurch bereitet haben, dass sie an sich vorhersehbar und sandboxartig, dafür aber technisch ausgereift und zumindest mal nicht ganz ohne Storytelling daherkamen. Andere Gamer können mich dafür gerne hassen, aber im Grunde ist das doch vergleichbar mit diesen ganzen Superhelden-Movies, die ja auch eine gewisse Beliebtheit – sogar unter Nerds – haben, die sich mir wiederum nicht erschließt, weil ich sie zu aufgeblasen pompös, baukastenartig und wenig originell finde. Aber als Spiel fände ich das jetzt in Ordnung. Also nur her mit Far Cry 6!

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Beim Frisör

Ich war gestern beim Frisör. Mal wieder. Mal wieder zu spät, es ist wieder der Bart unkontrolliert aus der Maske gequollen und die Haare ragten wirr in alle Richtungen und lagen angeschwitzt auf der Stirn. Klassiker.

Obwohl: Dann halt doch nicht so ganz.

Mein Verhältnis zu Frisören als Kunde ist gespalten. Nicht als Mensch, denn ich weiß das Handwerk (oder die Kunst) zu schätzen und finde sie massiv unterbezahlt. Aber meine Erfahrungen als Kind waren irgendwie, dass Mama denen was einflüstert und ich am Ende rausgehe und mich hässlich finde. Dabei waren meine Eltern nicht irgendwie tyrannisch beim Haarschnitt, aber ich war halt der Typ, der Veränderungen nicht mochte. Wie jedes Kind.
Dann war ich irgendwann 15, bin zu meinem Vater gezogen und den hat es dann einfach nicht mehr interessiert. Er hat seine Haare selbst lang getragen und dann war es das für so etwa 10 Jahre.

Ehrlich.

Natürlich sind meine Haare nicht zehn Jahre gewachsen, denn ohne entsprechende Pflege muss man dann schon mal ein paar verfilzte Ecken rausschneiden, was ich auch getan habe. Aber die Matte blieb weit über schulterlang und ich hab sie zurückgebunden, fertig. Passt als Metaller ja eh ganz gut.

Dann kam schon Sophie und seit sie mir das erste Mal die Haare geschnitten hatte, wollte ich nicht mehr zur Headbanger-Mähne zurück, musste mich aber immer wieder all Halbjahr von meiner Freundin und dann Frau dazu überreden lassen, mal wieder zu kürzen. Das war toll, sehr persönlich und darüber hinaus auch kostenlos. Muss ich rückblickend anmerken, denn wir hatten die Kohle eigentlich ja nicht. Alleine der Gedanke, vier Stunden im Taxi zu sitzen, nur um die Haare gekürzt zu bekommen … ach komm, langhaariger Student passt doch als Klischee!

Aber nun ist Geld da, die Anstrengung war eh immer groß und ich bin eben über einen kleinen Umweg bei einem „Oriental Barbier“ im örtlichen Einkaufscenter gelandet.

Die Kommunikation dort war zwar immer nur so mittel, aber ich mag den Laden irgendwie. Stilistisch schafft er es, eine Kreuzung aus Hipster-Laden und Steam-Punk-Szenerie zu sein, die Angestellten sind immer nett und als ich da das erste Mal rausgelaufen bin, habe ich mich im Spiegel für dieses eine Ich meinerselbst gehalten, das vor 20 Jahren die Mädels abgeschleppt hätte, die ich nur schüchtern im Flur gegrüßt hatte. Wow! Frisör bedeutet gar nicht Unterdrückung, für die man auch noch zahlt!

Ich hatte angefangen, mich daran zu gewöhnen, das als Wellness-Termin zu sehen. Mal den Bart mit einem echten Messer ausdefiniert bekommen, alle Wässerchen und Gels, die da rumstehen mal zu probieren … geiler Scheiß! Und zu einem Preis, der mir als Ex-Taxifahrer Tränen in die Augen treibt.

Und gestern saß ich da dann eine Stunde. Weil der supernette Typ mit den unglaublich gut riechenden Händen mir zwar alle Wünsche erfüllen wollte, aber keinen Plan hatte, was ich gesagt habe. Nicht wegen einer Sprachbarriere, vielleicht lag es sogar an mir, aber er traute sich nicht, die Haare da so kurz zu machen, wie ich es wollte und hat dort den Bart zu sehr rundgeschnitten, wo das auch nicht mein Ziel war.

Natürlich poste ich jetzt nur keine Fotos, weil ich trotzdem verdammt scharf aussehe und niemanden ungebührlich verunsichern will, aber ich habe mir das sehr sehr anders vorgestellt.

Und da kam das Trauma meiner Kindheit auch wirklich unvermittelt um die Ecke galoppiert. Ich hab mich wirklich sehr schlecht gefühlt, hab sogar einen (leicht zu unterdrückenden) Reflex zum Weinen verspürt, weil ich das Gefühl hatte, ich werde da jetzt verunstaltet.

Der Ausgang ist wie oben erwähnt voll ok. Ich sehe erst einmal nicht mehr wie der letzte Heckenpenner aus und sogar irgendwie erstaunlich gut. Entgegen meiner Hoffnung muss ich aber nun wohl morgens einen Kamm benutzen, was ein echt krasser Downer für einen Ex-Punk wie mich ist.

Aber hey, ich und Sophie können nachschneiden, das ist immerhin auch schon was.

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Ich hab einen Bus bestellt

Ja gut … nein. Also ich hab kein Wohnmobil geordert, obwohl man das wohl mit den selben Worten umschreiben könnte. Ich hab den „Repair Bus“ von Samsung herbestellt. Etwas, von dem ich keine Ahnung hatte, bis ich mal wieder mein Smartphone runtergeschmissen hab und nach erst 4 Monaten wirklich nicht nochmal 400 Euro für ein neues ausgeben wollte.

(Die traurige Ironie ist, dass das gebrochene Backcover vermutlich ausgerechnet meiner dieses Mal pünktlich angebrachten „Schutzhülle“ zu verdanken ist. Die hat nämlich auf der Rückseite einen praktischen ausklappbaren Ständer, mit dem man das Telefon zum Videogucken auf den Tisch stellen kann, was ich auf Arbeit total praktisch finde. Aber scheinbar ist es jetzt genau dort aufgeschlagen und das Zentrum der Sprünge im Glas legt eine Punktbelastung an genau der Stelle nahe, wo das Ding angebracht ist. Grr!)

Naja, wie dem auch sei. Ich hab natürlich erst einmal in dem Überangebot Berliner Handy-Reparaturdienste nachgesehen und es ist ja toll, dass es das alles gibt und meistens sind die sicher auch gut und auch etwas günstiger. Aber ich bin gerade nicht gut darin, sowas zu planen und schon die Auswahl an sich macht mich fertig. Aber überall muss man hinfahren, sich die Zeit vertreiben, im billigsten Fall sogar ein paar Tage ohne Handy leben.

Dazu kommt, dass ich dekadenter Vollhonk seit drei Generationen die superteuren Samsung-S-Modelle (immerhin gebraucht, veraltet oder refurbished) aus nur drei Gründen kaufe:

  1. Sie sind wasserdicht
  2. Sie sind induktiv aufladbar und die Wohnung ist inzwischen darauf ausgelegt
  3. Ich hab im Schadensfall Optionen, weil die Dinger teuer und nicht selten sind

Und nun war da der Präzedenzfall: Wichtig war mir, dass es wieder wasserdicht wird und ich hatte Optionen. Unter anderem eben, dass ich für einen immerhin noch halbwegs okayen Preis plus nur zehn Euro Anfahrtspauschale jemanden zu mir bestellen kann, der auf dem Parkplatz vor meiner Tür in maximal einer Stunde das Ding repariert und danach einen Samsung-Stempel draufmacht, dass das Ding wieder wasserdicht ist. Was ich ziemlich geil finde, ganz ehrlich. Ich will da jetzt nicht einmal realistisch Lebenszeit und eigene Spritkosten verrechnen, aber am Ende war die Entscheidung gut.

Terminfindung, Absprache, Techniker vor Ort und Durchführung war alles super. Das Manko ist das Bestellformular, das aus der Hölle kommt und bei dem der Techniker mir schon am Telefon sagte „Ja, das ist derzeit noch blöd, wir ignorieren die Angaben da und schauen nur auf den Freitext, den Sie ja optimal genutzt haben!“

Ich hoffe, der nächste Handy-Crash ist noch eine Weile hin, aber sonst gerne wieder!

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FarCry 6! \o/

Ich hab mir vor ein paar Tagen FarCry 6 vorbestellt und freue mich wie ein kleines Kind. Ich bin zwar noch neu im Markt der Game-Vorbestellungen und das bisher einzige Erlebnis (*hüstel* Cyberpunk 2077 *hüstel*) ist nicht so die beste Referenz, aber jetzt fange ich das Weihnachten-Feiern halt auch mal rechtzeitig mit den Supermärkten und ihrer Lebkuchen-Auswahl an!

Ich freue mich einfach, weil ich gerne mal wieder eine neue Open World hätte, in die ich mich reinfuchsen kann. Und leider bin ich ja der wählerischste Triple-A-Gamer, den die Welt bisher gesehen hat:

Ja, ich stehe auf die angesagten Open-World-Megaspiele, die alle anderen schon wieder total untrue finden und mag dabei sogar viele der Dinge, die die meisten anderen hassen: Endloses Gameplay, Grinden und Looten. Während ich dabei zwar sogar mit der Grafik von FarCry 3 noch leben kann, nehme ich den Spielen aber tausend Kleinigkeiten übel, die anderen entweder gar nicht erst auffallen oder sogar GEfallen. Mittelalter zum Beispiel!

Im Grunde bin ich sogar skeptisch bei FarCry 6, weil die letzten zwei Teile deutlich schlechter waren als die zwei davor (die zugegebenermaßen aber besser waren als die Teile davor), aber ich musste da auch innehalten, bevor ich Trailer vom neuen Teil gesehen habe: Ja, Teil 5 und New Dawn haben FarCry in meinen Augen nicht zum besseren hin verändert. Aber es waren trotzdem – in meinen Augen – sehr valide Shooter, die mir Spaß und eine Menge Gameplay geboten haben. Auch ich trauere Vaas ein wenig hinterher, ach, … eigentlich will ich mit allen Open-World-Spielen seit zwei Jahrzehnten nur endlich wieder das Gefühl zurückholen, dass mir das revolutionäre GTA III an meinem ersten eigenen Rechner gegeben hat!
Und auch Vaas kam in ein paar Dutzend Stunden Spiel nur ein paar Minuten vor – so wirklich glaubwürdig und deep war zudem auch die Story von Jason Brody nicht wirklich. Für die damalige Zeit: Wow! Heute nach 650 Stunden RDR2 muss ich zugeben, dass das Storytelling vielleicht nicht das eigentlich entscheidende damals gewesen sein kann oder das wir das nur so gerne sagen, weil wir damals ja nichts hatten.

Was ich Spielen inzwischen übel nehme, sind nicht aufgegriffene Chancen. Zugegeben etwas, das mich bei „meinen“ Spielen sogar oft wurmt. GTA V war/ist ein nicht wegzudiskutierender Meilenstein bei Open-World-Spielen, aber es war eine Frechheit, dass dieses Spiel selbst einem Completionist nur fucking 30 Minuten in Autorennen geboten hat – obwohl das zur Spiel-DNA gehörte. Ja, die haben das für „Online“ aufgehoben, aber genau das ist es ja: Ich mag sowas in der Story oder meinetwegen in einem DLC. Und das ist bei FarCry bisher anders gewesen. Mag sein, dass sie den Multiplayer bloß nie zum Abheben gekriegt haben, aber das ist ja nicht mein Problem als Singleplayer. 😉
Die Welt in FarCry war erkennbar immer so gut, wie Ubisoft es eben hingekriegt hat. Was deutlich weniger gut ist als das was Rockstar so liefert, aber die haben mehr Budget und nehmen sich inzwischen offenbar zwei- bisdreimal so viel Zeit für ein Spiel. FarCry 5 kam erst 2018 raus, im Jahr darauf dann noch New Dawn, was zwar die Map recycelt und weit weniger Umfang hat – aber doch deutlich anders war und mit vielen anderen Games dieser Ära in Sachen Umfang und Qualität mithalten kann, selbst wenn man – wie ich auch – die Änderungen nicht alle gut findet.

Ich werde im ewigen Vergleichen an FarCry 6 viel zu meckern haben, aber nach allem, was ich bisher gesehen habe, auch viel zu spielen und zu mögen. Tatsächlich habe ich heute mal nachgeholt, was diese Woche an DLC-Ankündigungen rauskam, und jetzt bin ich wirklich ernsthaft verliebt. Ein Stranger-Things-DLC? Wöchentliche Extra-Missionen? Von den Vaas/Pagan Min/Joseph Seed-Extras ganz zu schweigen! Mir ist schon klar, dass die pure Menge vermutlich wieder einmal dazu führt, dass FarCry nicht der Story wegen geliebt werden kann, aber das ist mir jetzt erst einmal egal. Ich hab 100 Euro investiert und werden die Sunken-Cost-Fallacy zum Lebensmotto erklären und das Ding totlieben mit allen Mankos.

Lest mich morgen wieder in meinem Live-Blog „Moralisches Denken aus der Sicht von Zweijährigen“!

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Forza Horizon 4

Ein Racing-Game, ach!

Ich bin gar nicht mehr so drin in Rennspielen, es kickt mich bei weitem nicht mehr so wie früher. Damals, GT2 auf der Playstation 1 oder NFS Porsche an meinem ersten höchsteigenen Pentium-3 800 – ja, das waren noch Zeiten!

Danach kam eigentlich nur noch Trackmania. Das hab ich vor fast 10 Jahren sogar mit Sophie gerne gespielt und völlig unabhängig davon vor nur rund ein paar Monaten eine seltsame Begeisterung für Videos davon auf Youtube entwickelt. Für Videos von Leuten, die da ECHT gut drin sind. Weltklasse, ohne Untertreibung.

Von den Forza-Games hab ich in den letzten Jahren nur hier und da mal Trailer und so gesehen. Sah ganz ok aus, hat mich in der Regel aber nicht vom Hocker gerissen. Die Grafik war zwar geil und das weiß ich bei solchen Spielen auch sehr zu schätzen, aber bei Rennspielen ist das alles mal sowas von egal, wenn die Fahrphysik nicht passt.

Ich bin da – obwohl kein Profi – auf eine seltsame Art picky:

Ich bin auf der einen Seite kein Purist, der unbedingt selber schalten will und dabei am besten noch Unterstützung für sein 1.000€-Lenkrad einer Spezialfirma braucht, weil es sonst ja nicht „echt genug“ ist, noch stehe ich auf Spiele, die einen mit 400 km/h um enge Kurven fahren lassen und kein Schadensmodell haben.

Im Grunde liebe ich das Fahrgefühl bei GTA V und hätte dabei gerne Strecken, die einen nicht 11 km geradeaus fahren lassen und eine zu offensichtliche Gummiband-Mechanik haben.

Bietet Forza Horizon 4 das? Ja. Zumindest so mittel.

Ich bin mit der Fahrphysik bei FH4 nicht so ganz zufrieden, aber das ist auch nur so mittel wahr. Denn die Physik ist gut und da man hunderte von Autos hat, die man individuell tunen und für bestimmte Strecken optimieren kann, wäre es nach ein paar Stunden Spielen verfrüht zu sagen, dass einem allgemein „die Physik“ nicht passt.

Ich hab mir das Spiel im Sale bei Steam geschossen, für 35 statt 70 Euro – und das ist es wert. Das kann ich jetzt schon sagen. Natürlich ist die Physik das wichtigste, aber selbst nach meiner zögernden Einleitung muss ich mal erwähnen, dass man da viel beeinflussen kann. Man kann Fahrhilfen und Gegner-KI ziemlich detailliert einstellen und kriegt halt einfach weniger Boni, wenn man es sich einfacher macht. Ein tolles System, möchte ich mal sagen. Kann sein, dass das inzwischen ein alter Hut ist, aber für mich war es neu und ich finde das geil!

Dann zur Grundidee: FH4 ist ein Open-World-Spiel. Das mag ich schon bei Shootern gerne, hab aber bei Rennspielen bisher eher damit gefremdelt. The Crew 2 z.B. hab ich angespielt, bin damit aber nicht warm geworden. Hier aber: Wow!

Ich will ehrlich sein: Ich bin ein Grinder! Ich liebe es, in Open-World-Games Collectibles zu sammeln und bin für jede Gamification-Absurdität zu haben. Ist nicht jedermanns Sache, aber ich liebe es. Und da liefert FH4 gewaltig. Schilder umfahren, Blitzer-Rekorde brechen, Stunt-Sprünge schaffen … auch neben den Rennen ist viel zu tun. Dank Glückspiel-Gewinnen und lukrativen Nebenmissionen stellen sich schnell immer neue Erfolgserlebnisse ein. Man wird im Grunde mit Quests zugeschissen. Das ist zwar durchschaubar, aber bei mir funktioniert das gut. Ich zocke gerade parallel auch wieder FarCry 4, einfach weil da die Achievement-Liste so fantastisch ist.

Naja, weg davon!

Forza Horizon 4 ist ein geiles Rennspiel mit unglaublich ultra-fantastischer Grafik (sofern sie euer Rechner hergibt) und ich kann noch nicht erkennen, wann das Gameplay mal endet. Denn über die Multiplayer-Möglichkeiten habe ich bisher noch nicht einmal nachgedacht. Dabei sollen die im Grunde alle Singleplayer-Optionen noch weit hinter sich lassen.

Im Ernst: Gönnt euch! Insbesondere im Steam-Sale bis 8.7.21.

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What remains of Edith Finch

CN / Trigger-Warnung Tod

Ich hab das Spiel, dessen Titel ich jetzt zur Überschrift gemacht habe, schon vor einer ganzen Weile gespielt. Natürlich weil es gute Empfehlungen bekommen hat. Und glücklicherweise ohne Spoiler, denn die hätten mir das Ganze wirklich komplett verdorben. Und da ich einschätze, dass es den meisten so gehen würde, möchte ich hier gerne anmerken, dass ich im Rahmen dieses Eintrages heftigst spoilern werde, allerdings erst nach einer entsprechenden Warnung. Bis dahin kann man also gefahrlos lesen, versprochen!

What remains of Edith Finch ist im Grunde das genaue Gegenteil aller Spiele, die ich sonst gerne spiele. Ich bin ein klassischer Gamer in dem Sinne, dass ich gerne Shooter spiele und dazu auch noch in dem Sinne anspruchsvoll bin, als dass ich gerne ausufernde Open Worlds mag, die so vollgestopft sind, dass ich sie fünfmal wiederspielen kann, dabei 300 Stunden verplempern und mir anschließend in Internetforen und Let’s-Play-Videos zeigen lassen kann, welche Secrets ich noch nicht entdeckt habe, um dann die Durchläufe 6 bis 10 zu starten. Ja, ich bin ein Rockstar-Groupie und unter RDR2, GTA und FarCry bin ich nur so mittel erreichbar. Ich gebe es zu, auch wenn das nicht mein feinster Wesenszug ist.

Was also hält mich dazu an, einen Half-Price-Indie-Titel zu empfehlen, der wirklich bestenfalls drei Stunden Gameplay bietet?

Die Story.

Ja, ich bin ein Looter und Grinder, ein unfassbar penibler noch dazu, aber ich hab auch andere Seiten. Auch wenn (NUR!!!) der erste Teil von Matrix sowas ähnliches wie mein Lieblingsfilm ist, so würde ich trotzdem jedem „Im Juli“ ans Herz legen, obwohl das im Wesentlichen eine deutsche Schnulze ist, aber ich heule halt auch gern mal, wenn’s der Kunst dient.

Ach ja, Kunst! What remains of Edith Finch ist Kunst! Der ein oder andere Literaturkritiker mag da anmerken, dass Goethes Faust noch ein zwei Ebenen tiefer ging, aber wenn der alte Joe-Wolf das in eine interaktive Form hätte gießen sollen, wäre wohl kaum was besseres dabei herausgekommen.

Interaktiv ist ein vergiftetes Wort und man muss an der Stelle anmerken, dass WROEF im Grunde ein Walking-Simulator ist, ein Spiel, das einen sehr linear leitet, nur hier und da zu Aktionen veranlasst und vor allem keine Entscheidungen treffen lässt. Es ist eine Geschichte, die in anderthalb Stunden erzählt wird, der Rest ist der Unsicherheit des Neuspielers geschuldet. Klar, man „erkundet“ dort das Haus seiner Familie, aber im Wesentlichen folgt man sehr durchschaubaren Hints und kann kaum vom Weg abweichen. Und trotzdem stehe ich dazu, dass ich sage, dass das ein fantastisches Spiel ist. Schon alleine, weil die Spielmechanik selten ist und man zudem ständig in vollkommen unterschiedliche Szenarien geworfen wird, die allesamt völlig einzigartig sind. Im Haupt-Game läuft und aktiviert/öffnet man Sachen, aber in den einzelnen Kapiteln ist man jedes Mal überrascht, wann und was man tun muss.

Was nur bedingt schlimm ist, denn man kann – Walking-Simulator FTW – nicht sterben oder sonstwie scheitern. Dennoch muss erwähnt werden, dass das Spiel schon ohne Intro-Menü startet und die Steuerung nicht in einem einzigen Moment erklärt. Ja, sie ist nicht umfangreich, aber man wundert sich oft.

Kurzer Hinweis vor dem Spoiler-Block:

Das Spiel ist zweifelsohne intensiver, wenn man bereits eigene Erfahrungen mit dem Tod in seinem Umfeld gemacht hat.

Und man muss akzeptieren, dass im Rahmen des Spiels nicht immer alles zu 100% physikalisch korrekt abläuft und hier und da Interpretationsspielräume gegeben werden. Aber hey, ich bin Hardcore-Skeptiker und unfassbar verärgert von esoterischem Bullshit, aber ich denke, wenn man sich darauf einlassen kann, ein Mystery-Märchen zu spielen, geht es. Sowas krass hartes wie Homöopathen oder Impfgegner kommt nicht vor, es geht nur so ein bisschen um einen Fluch und ein paar Fragezeichen.

Jetzt aber: SPOILER!

SPOILER!

Wirklich: LEST NICHT WEITER, WENN IHR ES NOCH NICHT GESPIELT HABT!

Hart kicken kann einen das Spiel, weil man im Grund von Tod zu Tod in der eigenen Familie springt und diesen sogar teilweise aktiv herbeiführen muss. Ich hab mehrfach heulen müssen während des Spiels, zum Beispiel als ich das kleine Baby ertrinken lassen musste, während mein zweijähriger Sohn Mittagsschlaf gemacht hat. Aber nicht falsch verstehen: Das ist für Erwachsene zwar ein mitunter sehr brutales Spiel, aber man kann es getrost neben seinen Kindern spielen. Es gibt keinerlei Gewaltdarstellungen, es ist nur psychisch anspruchsvoll für Menschen, denen das Thema Tod bereits ein Begriff ist, es wird nichts explizit gezeigt, das Spiel ist da sehr respektvoll.

Und nicht nur das. Es ist fucking awesome! Tatsächlich fällt mir kaum irgendwas aus dem Bereich „Unterhaltung“ ein, das so unfassbar liebevoll mit dem Thema Tod umgeht, wie dieses Spiel, so unfassbar traurig es auch in Teilen daherkommt.

Ich würde mich hier gerne in Details verlieren wie dem unfuckingfassbar geilen Grabstein von Walter, der Frage, was Molly nun wirklich getötet hat oder einer philosophischen Abhandlung über das Gameplay bei Lewis‘ Abdriften in eine andere Welt.

Schließen möchte ich stattdessen mit dem Hinweis darauf, dass ich 20€ für 3 Stunden Spielerlebnis bezahlt habe und unmittelbar nach dem Spielen überlegt habe, ob ich den Entwicklern nicht einfach noch ein paar Euro mehr in den Hut werfen sollte.

Ich bin ehrlich, ich habe es nicht gemacht. Aber mit jedem Let’s-Play-Video, das ich sehe, fühle ich mich deswegen unwohler. Giant Sparrow muss ein Hornissennest guter Leute sein und es ist keine Frage, dass da eigentlich mehr Geld hinfließen sollte als in die Triple-A-Spiele, für die ich bisher mehr gezahlt habe.

 

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